Politik

Machtkampf in der Türkei: Spekulation über Davutoglu-Rücktritt

Lesezeit: 1 min
04.05.2016 11:10
Angela Merkel könnte ihren wichtigsten Verbündeten im Flüchtlings-Deal mit der Türkei verlieren: Premier Davutoglu denkt offenbar konkret über einen Rücktritt nach. Er hatte erst vor kurzem einen Machtkampf gegen Präsident Erdogan verloren.
Machtkampf in der Türkei: Spekulation über Davutoglu-Rücktritt

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu denkt nach übereinstimmenden Presseberichten über einen Rücktritt nach. Er habe sich in dieser Frage noch nicht entschieden, sagte Davutoğlu laut Meldungen der Zeitungen Hürriyet und Cumhuriyet vom Mittwoch. Anlass für die Krise sei ein Machtkampf zwischen Davutoğlu und Präsident Recep Tayyip Erdoğan, berichtet die AFP.

Davutoğlu hatte vor zwei Jahren das Ministerpräsidentenamt und den Vorsitz der Regierungspartei AKP von Erdoğan übernommen, als dieser ins Präsidentenamt wechselte. Erdoğan ist aber nach wie vor der bestimmende Mann in Regierung und Partei.

Vergangene Woche hatte die AKP-Führung gegen den Willen Davutoğlus die Befugnisse des Vorsitzenden eingeschränkt, was als Niederlage für den Partei- und Regierungschef gewertet wurde. Erdoğan-nahe Kommentatoren kritisieren Davutoğlu zudem in zunehmender Schärfe. Laut Presseberichten denkt Erdoğan darüber nach, Davutoğlu durch Verkehrsminister Binali Yıldırım oder Energieminister Berat Albayrak, einen Schwiegersohn des Staatspräsidenten, zu ersetzen.

Der Hürriyet-Kolumnist Abdülkadir Selvi, der für seine guten Kontakte in der Regierung bekannt ist, hatte die AKP-Entscheidung gegen Davutoğlu als Wendepunkt für die Partei beschrieben. In der Mittwochausgabe des Blattes berichtete Selvi, Davutoğlu habe intern verkündet, er denke über einen Rücktritt nach. Auch die Oppositionszeitung Cumhuriyet zitierte den Premier mit diesen Worten. Davutoğlu und Erdoğan wollten sich am Mittwochabend treffen.

Der Machtkampf zwischen Davutoğlu und Erdoğan war nach dem EU-Türkei-Deal ausgebrochen. Der türkische Staatschef ist der Meinung, dass der Deal keine Vorteile für die Türkei bringen würde und ein Teil der Hinhaltetaktik der EU sei. Doch Davutoğlu setzte auf eine Kooperation mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und entschied sich für den Deal.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...