Politik

Österreich: Bundeskanzler Faymann tritt zurück

Lesezeit: 1 min
09.05.2016 13:06
Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann tritt überraschend von allen Ämtern zurück. Faymann hatte in der Flüchtlingskrise eng mit Bundeskanzlerin Merkel kooperiert – das wurde ihm am Ende zum Verhängnis.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann tritt überraschend von all seinen Ämtern zurück. Faymann trat am Montag vor die Presse und sagte, er habe den Rückhalt in der Partei verloren. Mit dem Schritt setzte Faymann der Demontage ein Ende, die gegen ihn seit Monaten betrieben wurde.

Der Sozialdemokrat war seit Monaten unter Druck – vor allem wegen der Flüchtlingspolitik: Faymann hatte eng mit Bundeskanzlerin Angela Merkel kooperiert und war bis vor kurzem ihr letzter Verbündeter in Sachen „Willkommenskultur“. Die FPÖ profitierte von diesem Kurz und ist mittlerweile stärkste Partei in den Umfragen. Als Deutschland im Januar jedoch damit begann, Wirtschaftsflüchtlinge zurückzuschicken, musste Faymann zurückrudern. Hatte er sich zuvor noch geweigert, das Wort „Zaun“ überhaupt in den Mund zu nehmen, musste Österreich nun wegen der deutschen Haltung seine Grenzen dichtmachen.

Die Aktion hat Faymann nicht genutzt: In der ersten Runde der Bundespräsidentenwahl erlebte der SPÖ-Kandidat mit 11 Prozent ein Debakel. Vor allem in den Gewerkschaften regte sich nun massiver Widerstand gegen Faymann. Die Gewerkschaften fordern unter anderem ein Ende der Quarantäne für die FPÖ – zumal sich abzeichnet, dass die SPÖ auf Jahre hinaus ohne Chance auf eine eigene Mehrheit ist. Das Problem Faymanns: Die Österreicher nahmen ihm seine Kehrtwende in der Asylpolitik nicht ab. Zwar beschloss Österreich in einer Panik-Reaktion auf die Erfolge der FPÖ ein extrem restriktives Aslygesetz, doch die Wähler ordnen diese Erfolge nicht der SPÖ zu, die sich in der Spitze stets den Grünen näher fühlte als der FPÖ.

Zuletzt senke der mächtige Wiener Landeshauptmann Michael Häupl den Daumen – womit Faymanns Schicksal innerhalb weniger Tage besiegelt war. Allerdings scheint Faymann die SPÖ mit seinem Abgang überrascht zu haben: Die Gremien konnten sich nicht mehr auf eine geordnete Übergabe einigen.

Faymann sagte in Wien, er habe gemerkt, dass er den Rückhalt in der Partei verloren habe: „Hat man die volle Rückendeckung, einen starken Rückhalt in der Partei? Das muss ich Ihnen mit Nein beantworten. Dieser starke Rückhalt ist verloren gegangen. Die Mehrheit ist zu wenig, trotzdem bedanke ich mich bei allen Mitstreitern, die in diesen Tagen zu mir gestanden sind.“ Häupl soll nun interimistisch Parteichef werden, was auch auf eine ziemlich chaotische Übergabe hindeutet. Als aussichtsreichste Kandidaten für die Nachfolge für Faymann werden in Österreich Bahn-Chef Christian Kern und der TV-Manager Gerhard Zeiler gehandelt.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: „Null-Bock-Tage“ im Job? Auszeiten im Arbeitsalltag – ein Arbeitsmodell für Deutschland?
24.12.2024

Der Krankenstand in Deutschland bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau. Und das nicht ohne Grund: „Einfach mal durchatmen“ ist für...

DWN
Politik
Politik Wahlen in Deutschland: Anteil von Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund steigt
24.12.2024

Viele Menschen mit Migrationshintergrund sind wahlberechtigt. Diese Zahl steigt stetig und wird das Land in Zukunft entscheidend...

DWN
Technologie
Technologie Kirche und Künstliche Intelligenz: KI-Jesus im Beichtstuhl verblüfft Kirchenobere
24.12.2024

Avatar direkt in der Kirche: Eine Schweizer Kirche hat in diesem Jahr mit künstlicher Intelligenz einen sprechenden Jesus kreiert, der in...

DWN
Panorama
Panorama Inklusion im Fußball: Wie Manchester United mit Pflegeprodukten für Männer vorangeht
24.12.2024

Manchester United setzt mit der Einführung von Pflegeprodukten für Männer mit Blasenschwäche ein wichtiges Signal für Inklusion im...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionen für deutschen Mittelstand: Hidden Champions kämpfen um Aufmerksamkeit am Kapitalmarkt
24.12.2024

Investitionen für deutschen Mittelstand sind der Schlüssel, um die Innovationskraft der Hidden Champions zu stärken. Diese weltweit...

DWN
Panorama
Panorama Spendenbereitschaft Deutschland 2024: Einfluss von Einkommen und Alter auf die Spendenhöhe
24.12.2024

Die Spendenbereitschaft in Deutschland ist 2024 gesunken, trotz eines hohen Spendenvolumens von 12,5 Milliarden Euro. Der Rückgang...

DWN
Panorama
Panorama Klimawandel: 2024 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen
24.12.2024

2024 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und markiert eine Rekordabweichung von über 1,5 Grad Celsius zum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Spritpreise: Drittteuerstes Tankjahr - 2025 könnte noch teurer werden
24.12.2024

Das Jahr 2024 war eines der teuersten Tankjahre aller Zeiten, kommendes Jahr sieht nicht besser aus: Zum 1. Januar steigt der C02-Preis von...