Politik

Human Rights Watch: Türkei erschießt Flüchtlinge aus Syrien

Lesezeit: 1 min
10.05.2016 15:29
Die Organisation Human Rights Watch hat schwere Vorwürfe gegen die Türkei erhoben: Türkische Grenzschützer sollen Flüchtlinge aus Syrien erschossen haben, darunter ein Kind. Die Menschenrechtler fordern eine Reaktion von der EU.
Human Rights Watch: Türkei erschießt Flüchtlinge aus Syrien

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft den türkischen Sicherheitskräften im Syrien-Konflikt vor, syrische Flüchtlinge mit tödlicher Waffengewalt an der Einreise zu hindern. In den vergangenen zwei Monaten seien fünf Menschen, darunter ein Kind, getötet und 14 weitere verletzt worden, hieß es in einem am Dienstag in Istanbul veröffentlichten Bericht der Organisation. HRW kritisiert auch die EU wegen ihres Flüchtlingsdeals mit der Türkei.

Laut HRW stützen sich die Erkenntnisse über die Schüsse auf Flüchtlinge auf Berichte von Opfern, Zeugen und Bewohnern syrischer Ortschaften im Grenzgebiet. Sieben Zwischenfälle, die gegen syrische Flüchtlinge und Schmuggler gerichtet waren, wurden erfasst.

Demnach erschossen türkische Grenzsoldaten drei Flüchtlinge sowie einen Schleuser und erschlugen einen weiteren Schleuser, um die Menschen am Grenzübertritt in die Türkei zu hindern. Bei Luftangriffen und Bombardements auf der syrischen Seite der Grenze kamen laut HRW zudem Menschen ums Leben, die zuvor von den türkischen Grenzern zurückgewiesen worden waren.

Die Türkei habe zwar das Recht ihre Grenzen zu schützen, müsse dabei aber die Rechte von Flüchtlingen achten, erklärte HRW-Vertreter Gerry Simpson in dem Bericht. Offiziell bleibt die Türkei trotz der Aufnahme von rund 2,7 Millionen Syrern bei ihrer sogenannten Politik der offenen Tür, die jedem Syrer ein Bleiberecht einräumt.

Simpson kritisierte jedoch, die Wirklichkeit sehe anders aus: „Während hochrangige türkische Regierungsvertreter behaupten, sie hießen syrische Flüchtlinge mit offenen Armen und offenen Grenzen willkommen, werden die Flüchtlinge von türkischen Grenzschützern getötet und verprügelt.“

Die Kritik von HRW richtet sich auch gegen die EU, die im März ein Abkommen mit der Türkei über die Reduzierung des Flüchtlingsandrangs nach Europa abgeschlossen hatte. Europa sollte nicht dabei zusehen, wie türkische Soldaten mit scharfer Munition und Gewehrkolben gegen Flüchtlinge vorgingen, erklärte Simpson. „EU-Vertreter sollten erkennen, dass ihr rotes Licht für Flüchtlinge in der EU der Türkei grünes Licht für eine Grenzschließung gibt.“

Eine Reaktion der türkischen Behörden zu dem Bericht lag zunächst nicht vor. In den vergangenen Monaten hatte Ankara ähnliche Berichte zurückgewiesen.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Politik
Politik WHO-Mitgliedsstaaten ringen um Pandemieabkommen
30.04.2024

Eine neue Pandemie sei nur eine Frage der Zeit, warnen Expertinnen und Experten - die Welt müsse dafür besser gewappnet sein. Das...

DWN
Finanzen
Finanzen Financial Times: Trotz Sanktionen zahlen europäische Banken hohe Steuern an Russland
30.04.2024

Trotz EU-Sanktionen zahlen europäische Banken wie Raiffeisen und Deutsche Bank hohe Steuern an Russland – politische und wirtschaftliche...

DWN
Finanzen
Finanzen Cathie Wood: Die Hohe-Priesterin der Geldanlage 
29.04.2024

Es gab einmal Zeiten, da haben Investoren bei ihren Kaufentscheidungen an der Börse fast ausschließlich auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis...

DWN
Politik
Politik Gasnetz-Rückbau: Stadtwerke fordern finanzielle Hilfe von Habeck
29.04.2024

Angesichts der umstrittenen Pläne von Wirtschaftsminister Habeck, das deutsche Gasnetze bis 2045 stillzulegen, fordert der...

DWN
Finanzen
Finanzen Hessen investiert zwei Milliarden Euro in die Landesbank Helaba: Was steckt dahinter?
29.04.2024

Das Land Hessen gibt der Landesbank (Helaba) eine Kapitalspritze von zwei Milliarden Euro. Dies geschieht auf Forderungen der Europäischen...