Die amerikanische Rating-Agentur Standard & Poor’s rechnet im Falle eines Austritts Großbritanniens aus der EU mit schwerwiegenden Konsequenzen für das britische Pfund, wie Bloomberg berichtet. Dieses werde nicht nur stark abwerten, sondern könnte auch aus dem Währungskorb des Internationalen Währungsfonds (IWF) verbannt werden. Derzeit bildet das Pfund die drittgrößte Währungsgruppe im Korb, nach dem Dollar und dem Euro.
Auch die Bewertung der Kreditwürdigkeit des Landes – die derzeit mit der Bestnote AAA angegeben wird – könnte unter einem Brexit leiden, so die Rating-Agentur. „Eine Abkehr Großbritanniens von der EU könnte den Weltreserve-Status des Pfund bedrohen, weil dann ausländische Direktinvestitionen und andere Kapitalströme von dem Land abgelenkt werden könnten. Staaten, die eine Reservewährung kontrollieren profitieren von geldpolitischer Flexibilität, welche die Kreditwürdigkeit der Regierung unterstützt“, wird ein Analyst zitiert.
Das britische Pfund hatte am Mittwoch deutlich zugelegt, nachdem das Lager der EU-Befürworter in Großbritannien vor der Abstimmung über einen Verbleib wächst. Die Währung stieg um 0,5 Prozent auf 1,4709 Dollar. Damit notierte sie so hoch wie seit Anfang Mai nicht mehr. Einer im Namen des Online-Brokers IG durchgeführten Umfrage zufolge ist eine Mehrheit der Briten für einen Verbleib in der Europäischen Union. Dafür sind 44 Prozent, dagegen 38 Prozent, 18 Prozent wollten sich nicht festlegen. Die Briten stimmen am 23. Juni darüber ab, ob das Land die Gemeinschaft verlassen soll oder nicht.
Die EU bereitet indes nach den Worten von Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici keine finanzpolitischen Notfallmaßnahmen für einen Ausstieg Großbritanniens vor. „Wir haben keinen Plan B für einen Brexit“, sagte der Franzose am Freitag auf Fragen von Journalisten nach einer möglichen Stabilisierung des britischen Pfunds. Priorität beim derzeitigen G7-Finanzministertreffen in Japan habe, die Briten in der Gemeinschaft zu halten. „Unser einziger Plan ist, dass Großbritannien in einem vereinigten Europa bleibt.“