Simon Rattle hat sich mit einer spektakulären Aktion für das Fortbestehen des Europäischen Jugendorchesters eingesetzt. Im Herkulessaal der Münchner Residenz spielte der Brite am Dienstag mit dem Symphonieorchester und dem Chor des Bayerischen Rundfunks aus Protest einen Teil von Ludwig van Beethovens Neunter Symphonie.
«Wir spielen diesen kleinen Auszug (...) mit den Worten und der Musik, die die europäische Hymne waren - aus Protest und zur Unterstützung für dieses außergewöhnliche Orchester», sagte Rattle - und der Chor stimmte an: «Freude schöner Götterfunken». Dann ließ der Dirigent das Orchester mittendrin abbrechen. «Das ist ein ebenso schrecklicher Schnitt für Beethoven wie es einer für das Orchester ist. Die Frage ist nun: Was passiert als nächstes?»
Die EU-Kommission war von der Aktion offensichtlich beeindruckt und will das Europäische Jugendorchester retten. Nach dem Willen der Brüsseler Behörde soll das renommierte Orchester noch im laufenden Jahr einen Zuschuss von 600 000 Euro aus dem EU-Budget bekommen. Für 2017 sollen die Nachwuchsmusiker ebenfalls Geld erhalten. Zur längerfristigen Finanzierung will die EU-Kommission dem Europaparlament und den EU-Staaten später Vorschläge machen.
«Ich freue mich, dass ich heute mitteilen kann, dass wir eine Lösung gefunden haben, die dem Europäischen Jugendorchester den Bestand in den Jahren 2016 und 2017 und sogar darüber hinaus ermöglicht», erklärte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Mittwoch.
Ob die unmittelbare Finanzierung damit tatsächlich gesichert ist oder ob noch weitere Beschlüsse notwendig sind, konnte die Behörde auf Anfrage zunächst nicht sagen.
Das Orchester hatte gewarnt, ihm drohe zum 1. September das Aus, weil die Europäische Union ihm die finanzielle Unterstützung entziehen wolle. 1976 auf einen Beschluss des EU-Parlaments hin gegründet, ist es ein Ausbildungsorchester für bis zu 140 begabte Nachwuchsmusiker aus allen 28 EU-Staaten.