Politik

Nervosität steigt: Saudi-Arabien verbietet Wetten gegen den Rial

Lesezeit: 2 min
08.06.2016 01:09
Saudi-Arabien hat Finanz-Produkte verboten, mit denen auf eine Abwertung des Rial gewettet werden kann. Die Maßnahme deutet auf eine hohe Nervosität der Regierung hin.Diese dürfte steigen, weil die Regierung angesichts der tristen Lage eine Entlassungswelle im öffentlichen Dienst angekündigt hat.
Nervosität steigt: Saudi-Arabien verbietet Wetten gegen den Rial

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die saudische Zentralbank SAMA hat in einem Rundschreiben mitgeteilt, ab sofort bestimmte Finanz-Produkte zu verbieten. Diese würden es ausländischen Spekulanten ermöglichen, auf eine Abwertung der Landeswährung Rial zu wetten – was faktisch Wetten auf das Ende der seit Jahrzehnten bestehenden Koppelung an den Dollar gleichkommt. Erst im Januar hatte Saudi-Arabien bestimmte Finanzinstrumente verboten. Vor Wenigen Tagen dann hatte SAMA von ausländischen Banken Klarheit über mögliche Spekulationen gegen den Rial gefordert.

Ausländische Hedgefonds und Banken scheinen seit einigen Wochen mit Termingeschäften auf eine Abwertung des Rial zu spekulieren. Vergangenen Freitag erreichte der Umfang einjähriger Terminkontrakte, die außerhalb Saudi-Arabiens gezeichnet wurden, ihren höchsten Stand seit dem 26. Mai, wie Bloomberg berichtet. Der einschlägige Index stieg um rund 110 Punkte auf aktuell 630 Punkte.

„Die Direktive verdeutlicht die fortwährende Dissonanz zwischen der saudischen Währungspolitik und den Erwartungen an den Märkten. SAMA scheint die Kopplung an den Dollar unter allen Umständen verteidigen zu wollen, auch wenn dies zu Lasten der Devisenreserven geht, zu Haushaltsdefiziten führt und obwohl keine signifikant steigenden Ölpreise zu erwarten sind“, sagte ein von Bloomberg befragter Ökonom.

Angestoßen wurden die Wetten von den sinkenden Preisen für Erdöl – dem wichtigsten Exportgut des Landes – welche die Finanzlage Saudi-Arabiens offensichtlich zunehmend beeinträchtigen. „Der Rückgang bei den Guthaben des Staates, hohe Defizite im Haushalt, der Zwang zu sparen und Unsicherheit bezüglich der neuerdings eingeleiteten Strategie der langfristigen Abwendung vom Erdöl führt zur Verunsicherung an den Märkten. Diese schlägt sich wiederum an den Terminmärkten für den Rial nieder“, sagte der Ökonom.

Der Ausblick scheint derweil alles andere als gut zu sein. Dem Finanzblog Bawerk.net zufolge hat das Königreich prinzipiell zwei Möglichkeiten, wie es sich in der gegenwärtigen Situation verhalten könnte: „Entweder sie erhalten die Kopplung aufrecht, kontrollieren die Preisinflation durch eine kontinuierliche Deflation der Geldversorgung und bekommen eine ausgewachsene Bankenkrise oder sie schießen Geld ins System, was zu weiteren Abwertungs-Wetten führt, werten dann ab und bekommen eine massive Preisinflation durch den wichtigen Importkanal.“

Das saudiarabische Kabinett hat in der Nacht zu Dienstag einen Plan für den Umbau der Wirtschaft gebilligt. Das Reformprojekt soll die Abhängigkeit des Königreichs vom Ölsektor verringern, die Staatsausgaben drosseln und den Privatsektor ankurbeln. Dafür wolle die Regierung in den kommenden fünf Jahren umgerechnet rund 63 Milliarden Euro investieren, sagte der zuständige Minister Mohammed al-Scheich nach dem Kabinettsbeschluss in Dschidda.

Treibende Kraft hinter dem so genannten Nationalen Transformationsprogramm 2020 (NTP) ist der 30-jährige Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman, der die Grundzüge des Reformprojekts im April vorgestellt hatte. Der Kabinettsbeschluss vom Dienstag soll 543 einzelne Initiativen in Gang bringen, in deren Umsetzung 24 staatliche Behörden eingebunden sein sollen. Die Ausgaben für die Bezahlung der Staatsbediensteten sollen auf 40 Prozent des Gesamthaushalts sinken. Es sollen bis 2020 rund 450.000 neue Arbeitsplätze außerhalb des öffentlichen Sektors entstehen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder, Baerbock und...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...