Politik

USA: 50 Tote bei Anschlag auf Schwulen-Club

Bei einem Anschlag auf einen Schwulen-Club in Orlando sind mindestens 50 Menschen ums Leben gekommen. Die genauen Hintergründe sind nicht bekannt. US-Medien sprechen von einem Terror-Anschlag. Der Bürgermeister hat den Notstand ausgerufen.
12.06.2016 16:46
Lesezeit: 3 min

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Bei einer Geiselnahme und einer Schießerei in einem Nachtclub in Florida sind nach Behördenangaben mindestens 50 Menschen getötet und 53 weitere verletzt worden. Unklar war, ob alle Opfer von dem Angreifer erschossen wurden, oder ob einige bei dem Polizeieinsatz starben.

Bei dem Täter soll es sich um den 29-jährigen Omar S. M. handeln, wie der Kongressabgeordnete Alan Grayson auf CNN sagte. Er soll US-Bürger sein. Einem anderen Abgeordneten zufolge, der in Washington im Heimatschutzausschuss sitzt, stammt der Attentäter aus Afghanistan und wurde an Waffen ausgebildet, meldet Reuters.

US-Präsident Barack Obama wurde von seiner Beauftragten für Innere Sicherheit und Terrorabwehr über den Angriff informiert. Die Regierung in Washington sagte ihre Unterstützung bei den Ermittlungen zu. Bürgermeister Dyer rief angesichts des Ausmaßes der Bluttat in Orlando den Notstand aus und forderte den Gouverneur von Florida auf, im gesamten Bundesstaat ebenfalls den Notstand zu verhängen.

Der Schütze wurde etwa drei Stunden nach Beginn der Tragödie in einem Feuergefecht mit Polizisten getötet. Er hatte der Polizei zufolge zuvor Dutzende Geiseln genommen.

Die Washington Post spricht von einem Terror-Anschlag. Sie bezieht sich auf die Einordnung von US-Behörden, die den Anschlag als "domestic terrorism" einstuften.

Ein Vertreter des US-Bundeskriminalamts FBI sagte, das Verbrechen werde als ein möglicher „Akt des Terrorismus“ untersucht. Dabei gehe es auch um etwaige Verbindungen zum islamischen Terrorismus. „Der Schütze, der nicht aus Orlando stammt, könnte eine Neigung zum radikalen Islam haben“, zitiert New York Daily News den Special Agent des FBI, Danny Banks.

Der Polizei zufolge hatte der Täter gegen 2.00 Uhr mit einer sturmgewehrähnlichen Waffe im Club Pulse im Herzen der Stadt zu schießen begonnen. Zunächst habe sich ein einzelner Polizist mit ihm ein Feuergefecht geliefert, dann seien zwei weitere Beamte hinzugekommen. Einer von ihnen sei verletzt worden. Der Schütze habe dann Geiseln genommen. Die Polizei habe sich nach ungefähr drei Stunden zu einer gewaltsamen Befreiung entschieden.

Mina zufolge verschaffte sich die Polizei mit Hilfe eines Sprengsatzes Zugang. Der Täter sei in der Nähe einer Eingangstür gewesen und in einem Feuergefecht getötet worden. „Mindestens 30 Geiseln konnten durch die Aktion gerettet werden“, sagte Mina. Wie der Polizeichef weiter mitteilte, trug der Täter eine „verdächtige Vorrichtung“ am Körper, die untersucht werde.

Über den Schützen sagte der Polizeichef lediglich, dass er nicht aus Orlando stamme. Allem Anschein nach sei er „sehr gut organisiert und vorbereitet gewesen“. Es gab nach Minas Worten zunächst keine Hinweise darauf, dass der Schütze aus Hass gegen Homosexuelle handelte, aber natürlich werde auch in dieser Richtung ermittelt.

Der Club war Mina zufolge in der Nacht gut besucht. Er sprach von mehr als 300 Menschen. Medienberichten stand eine „Latin Night“ auf dem Programm, eine Nacht mit lateinamerikanischer Musik. Nach Augenzeugenberichten fielen die Schüsse kurz vor der Schließung um 2.00 Uhr, viele Menschen seien noch am Tanzen gewesen. Der Club selber rief auf Facebook zur Flucht auf: „Verlasst Pulse und rennt.“

Augenzeugen berichteten von Dutzenden Schüssen in schneller Reihenfolge – mindestens 40 seien es gewesen, sagte Christopher Hansen dem Sender CNN. „Ich dachte zuerst, es war Musik. Dann warfen sich die Menschen auf den Boden, und ich auch.“

Viele flohen aus dem Gebäude. Das Fernsehen zeigte Opfer, die von Clubbesuchern aus dem Gebäude gebracht und auf die Ladeflächen von Kleinlastern gelegt wurden. Manche hatten Blut auf ihrer Kleidung. Vor mehreren Krankenhäusern warteten Freunde und Angehörige der Opfer. Eine Mutter sagte weinend: „Mein Sohn ist hier. Ich weiß nicht, wie es ihm geht.“

Das Gelände des Clubs war sofort nach den Schüssen weiträumig abgesperrt worden. Auch Bombenspürhunde wurden auf dem Gelände eingesetzt. Bürgermeister Buddy Dyer sprach von einem „sehr schrecklichen“ Verbrechen. „Wir müssen stark bleiben“, rief er die Einwohner der Stadt auf.

In Orlando hatte erst am Freitagabend eine andere Bluttat viele Menschen erschüttert: Ein Mann hatte die populäre Nachwuchssängerin Christina Grimmie nach einem Konzert erschossen. Polizeichef Mina schloss aber jede Verbindung zwischen den beiden Verbrechen aus.

Der Nachtclub "Pulse" in Orlando ist ein international bekanntes Aushängeschild der Bewegung für die Freiheit von Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Neigungen. Im Internet präsentiert sich der Club als ein "Universum der Unterhaltung und des Phantasmas", als "der heißeste Club Orlandos". Unterlegt wird dies mit freizügigen Bildern. "Pulse" unterstützt die Sache der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen (LGBTI).

Rückenwind erhielt die LGBTI-Bewerbung unter US-Präsident Barack Obama. Homo-Ehen sind seit 2015 in den USA überall zulässig. Der Oberste Gerichtshof entschied damals, die Eheschließung von Homosexuellen dürfe auf der Ebene der Bundesstaaten nicht verhindert werden und alle Bundesstaaten müssten die in anderen Bundesstaaten geschlossenen Ehen von Schwulen und Lesben anerkennen.

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