Politik

Trotz neuer Krim-Sanktionen: Putin reicht der EU die Hand

Russlands Präsident Putin hat trotz der Verlängerung der Krim-Sanktionen ein deutliches Signal in Richtung EU ausgesendet: Sein Land sei nicht nachtragend und bereit, das gespannte Verhältnis wieder zu entkrampfen. Kommende Woche entscheidet die EU über die Verlängerung des zweiten, wesentlich größeren Teils der Sanktionen.
17.06.2016 17:38
Lesezeit: 1 min

Zwei Jahre nach Beginn der Spannungen mit der Europäischen Union wegen des Ukraine-Konflikts hat der russische Staatschef Wladimir Putin seine Bereitschaft signalisiert, auf die EU zuzugehen. Russland sei nicht verantwortlich für die Verschlechterung der Beziehungen, die Probleme und die Sanktionen, sagte Putin am Freitag beim Wirtschaftsforum in St. Petersburg.

Sein Land sei aber "nicht nachtragend und wir sind bereit, einen Schritt auf unsere europäischen Partner zuzugehen". Dies dürfe aber keine einseitige Maßnahme sein. Putin rief dazu auf, "das Vertrauen in den russisch-europäischen Beziehungen wieder herzustellen". Trotz der bekannten Probleme bleibe die EU ein zentraler Wirtschafts- und Handelspartner für Russland.

Kurz zuvor hatte die EU ihre Krim-Sanktionen gegen Russland um ein Jahr verlängert. Die Strafmaßnahmen gelten nun bis zum 23. Juni 2017 und zielen direkt auf die Krim und die dortige Regierung. Zu den Sanktionen gehören Beschränkungen für den Im- und Export von Waren sowie Investitionen. Damit sind Europäern zum Beispiel Immobilienkäufe auf der Krim untersagt. Darüber hinaus gilt ein Verbot für Tourismusdienstleistungen. So dürfen europäische Kreuzfahrtschiffe keine Häfen auf der Krim anlaufen.

Kommende Woche wollen die EU-Staaten auch über eine Verlängerung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland wegen der Ukraine-Krise entscheiden. Diese laufen am 31. Juli aus und müssten einstimmig verlängert werden. Sie richten sich unter anderem gegen russische Staatsbanken, den Im- und Export von Rüstungsgütern sowie die wichtige russische Öl- und Gasindustrie. Russland hatte darauf Gegensanktionen verhängt, die die europäische Wirtschaft empfindlich treffen.

Putin will mit Russland erneut Wachstum zeigen und damit die Attraktivität für die EU erhöhen: "Wir haben das Ziel, mindestens vier Prozent Wirtschaftswachstum im Jahr zu erreichen", sagte er in St. Petersburg. Er rechne "sehr bald" mit einer Rückkehr des Wachstums. Allerdings seien die Aussichten wegen der nachlassenden Weltkonjunktur schlechter als vor einigen Jahren erhofft. Russland steckt seit rund eineinhalb Jahren in der Rezession. Der wichtigste Grund für die Probleme Russlands ist der Verfall des Ölpreises.

Putin räumte am Freitag ein, dass die russische Wirtschaft auch "systemische Probleme" habe. Er werde persönlich einem neu zu schaffenden Gremium vorstehen, das sich um "strukturelle Änderungen" bei wirtschaftlichen und sozialen Themen kümmern werde, kündigte er an. Dies werden vor allem jene Kritiker gerne hören, die seit Jahren darauf hinweisen, dass die russische Wirtschaft zu lange keine Alternativen zu der Abhängigkeit von Rohstoffen entwickelt hat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenanzeigen: Firmen verschenken Potenzial mit fehlender Familienfreundlichkeit
21.08.2025

Deutsche Unternehmen reden gern über Familienfreundlichkeit, doch in den Stellenanzeigen bleibt davon wenig übrig. Eine neue Analyse...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Importzoll auf Autos aus EU soll rückwirkend sinken
21.08.2025

Washington senkt seine Importzölle auf Autos aus der EU – rückwirkend und überraschend deutlich. Für Europas Autobauer ist das zwar...

DWN
Panorama
Panorama Nord-Stream-Anschlag: Carabinieri verhaften Ukrainer wegen Sprengstoff-Operation
21.08.2025

Seit zwei Jahren ermittelt die Bundesanwaltschaft im Fall der gesprengten Nord-Stream-Pipelines. Nun gerät ein Ukrainer ins Visier, den...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Homeoffice auf Rezept? Ärztliches Attest bedeutet keinen Anspruch aufs Homeoffice – was zu beachten ist
21.08.2025

Ärztliche Homeoffice-Atteste liefern Hinweise, sind aber kein automatischer Freifahrtschein. Fehlen verbindliche Regeln und ein...

DWN
Politik
Politik Russland erklärt, in die Sicherheitsgarantien für die Ukraine „einbezogen“ werden zu wollen
21.08.2025

Russland will bei den Sicherheitsgarantien für die Ukraine mitreden – und verlangt ein Vetorecht. Experten warnen: Damit droht Moskau,...

DWN
Finanzen
Finanzen Millionen PayPal-Zugangsdaten im Umlauf – das sollten Nutzer jetzt tun
21.08.2025

Millionen PayPal-Zugangsdaten sollen im Darknet zum Verkauf stehen – zu einem erstaunlich niedrigen Preis. Ob es sich um aktuelle Daten...

DWN
Panorama
Panorama Streit um neue Praxisgebühr: Ärzte, Gewerkschaften und Politik in Alarmbereitschaft
21.08.2025

Die Forderung nach einer neuen Praxisgebühr entfacht heftige Debatten zwischen Arbeitgebern, Ärzten, Gewerkschaften und Politik. Während...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Südkorea folgt China in die Arktis: Fünfjahresplan für die nördliche Seeroute
21.08.2025

Südkorea will in die Arktis – mit einem Fünfjahresplan für die Nördliche Seeroute. Während China und Russland bereits Milliarden...