Finanzen

Energiewende: Terium sieht keine Pleite-Gefahr für RWE

Der Energiekonzern RWE wurde von dem politisch erzwungenen Ausstieg aus Kohle und Atomkraft schwer getroffen. Die Verschuldung ist hoch, während die Gewinne sinken. RWE setzt auf die neue Ökostromtochter Innogy, welche Ende des Jahres teilweise an die Börse gebracht werden soll.
18.07.2016 02:29
Lesezeit: 1 min

RWE -Chef Peter Terium sieht den Energiekonzern trotz hoher Schulden und Milliardenbelastungen aus dem Atomausstieg finanziell solide aufgestellt. „Wir haben etliche Milliarden Euro in der Kasse, unter anderem erzielt aus dem Verkauf der Gasförderfirma DEA. Unser Geschäft ist bis zum Ende des Jahrzehntes durchfinanziert - da brennt nichts an“, sagte der Manager Reuters zufolge. Entscheidend für die Bonität sei vor allem die Liquidität. Damit habe RWE keine Probleme. „Über unsere bestehenden Anleihen bekommen wir zudem Geld zu sehr verträglichen Zinssätzen.“

Der nach E.ON zweitgrößte deutsche Versorger ist von der Energiewende und dem Atomausstieg hart getroffen worden. 2015 schrieb RWE einen Nettoverlust von 200 Millionen Euro. Die Gewinne des vor allem auf Kohle- und Atomkraft setzenden Konzerns sind nach 2011 eingebrochen. RWE drücken Nettoschulden von 28 Milliarden Euro. Der Konzern muss für den Atomausstieg Milliardensummen schultern. Zudem sitzen dem Unternehmen die Ratingagenturen im Nacken, die den Energieriesen bereits kurz über Ramschniveau eingestuft haben.

Der erzwungene Ausstieg aus fossilen Energieträgern und der Atomkraft ist in Europa eher die Ausnahme. Die neue britische Regierungschefin Theresa May kündigte jüngst sogar an, das Ministerium für Klimawandel zu schließen. Möglich ist, dass die offensichtliche politische Herabstufung der Klimathematik in Großbritannien nur den ersten Schritt zu einer globalen Renaissance der traditionellen Energieversorgung darstellt. Offenbar erschien der neuen Regierung die Beschäftigung mit dem Klimawandel als zu kostspielig und zu wenig vorrangig vor dem Hintergrund der durch den EU-Austritt Großbritanniens ausgelösten Probleme.

Terium setzt auf die neue Ökostromtochter Innogy, die Milliardensummen in die klammen Kassen spülen soll. Der Börsengang von Innogy sei weiterhin im vierten Quartal geplant, sagte er der Zeitung. „Ist dem Markt nicht danach, ist es auch nicht schlimm, dann legen wir die Pläne in die Schublade und holen sie wieder raus, wenn sich die Großwetterlage gebessert hat. Man weiß nie, was in Russland, Amerika oder China gerade passiert.“ RWE will zehn Prozent der Tochter an die Börse bringen. Diese wird wegen ihres lukrativen Geschäfts mit Ökostrom, Strom- und Gasnetzen und sowie dem Vertrieb höher bewertet als der Mutterkonzern mit seinen schwächelnden Kohle- und Gaskraftwerken. Experten zufolge kann RWE für das erste Paket an Innogy-Aktien auf Einnahmen von rund zwei Milliarden Euro hoffen. Der Konzern will später weitere Anteile an der Tochter versilbern, jedoch die Mehrheit behalten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...