Die türkische Zentralbank hat am Sonntag angekündigt, das Bankensystem des Landes im Falle eines Bankruns unbegrenzt mit Liquidität zu versorgen. Auslöser der Sorgen war der gescheiterte Staatsstreich, der außerdem zu einer starken Abwertung der Lira und türkischen Fonds geführt hatte, wie der Finanzblog Zerohedge berichtet. Die Lira wertete so stark ab, wie in den vergangenen acht Jahren nicht mehr. Sie stand schon ohnehin unter Durck – seit Ende 2012 hat sie inzwischen rund 40 Prozent ihres Wertes verloren.
Die Zentralbank gab in ihrer Stellungnahme mehrere Maßnahmen bekannt, um den heimischen Finanzmarkt zu stützen: Neben der Bereitstellung von Liquidität wurde unter anderem der Tages-Leitzins auf Null gesenkt, den Banken erlaubt, ihre Devisenbestände als Pfand zur Stützung der Lira zu verwenden und eine Rundum-Überwachung der Entwicklungen am Markt installiert.
Mit dem Maßnahmenpaket will die Zentralbank gegen die steigende Verunsicherung ausländischer Investoren nach dem Putschversuch vorgehen. Denn die türkische Wirtschaft ist besonders von ausländischen Direktinvestitionen und kurzfristigen Krediten abhängig, um das Handelsdefizit von monatlich rund 3 Milliarden Dollar zu finanzieren. Ob ihr das gelingen wird, erscheint derzeit alles andere als sicher. „Der kürzlich erfolgte Anstieg der Kapitalzuflüsse in die Türkei wird sich nun sicherlich in sein Gegenteil verkehren und unweigerlich zu Turbulenzen an den Märkten führe“, heißt es von der Londoner Beratungsfirma Crossborder Capital. Auf lange Sicht wird interessant sein, wie sich die Entwicklung auf den Flüchtlingsvertrag auswirkt, der die Migrationskrise im Moment lindert“, wird ein Analyst von Crédit Agricole zitiert.
Der Handelsbeginn am Montag wird zum Lackmustest für das Vertrauen der Investoren werden. Seit Beginn des Jahres hatte der türkische Aktienmarkt um über 15 Prozent zugelegt und auch die Investitionen zogen an. „Attraktive Aktien sind diejenigen Firmen, die den großen und gesunden Konsumentenmarkt bedienen. Aber weil das Vertrauen der Kunden eng mit dem Wert der Lira verknüpft ist, könnten wir durchaus ein Abschmelzen der diesjährigen Gewinne sehen, insbesondere wenn die Lira nicht mehr anzieht und die Inflation wieder zunimmt“, wird ein Beobachter von Financial Times zitiert.