Finanzen

Handelsstart in Istanbul: Lira erholt sich, Aktien und Bonds geben nach

Lesezeit: 1 min
18.07.2016 10:06
Am ersten Handelstag nach dem Putschversuch in der Türkei hat sich die Landeswährung Lira wieder erholt. Aktien und Anleihen hingegen mussten Abschläge verkraften. Mit Blick auf die Zukunft sind Beobachter gespalten – einige erkennen eine schnelle Erholung, während andere mit einer langfristigen Lähmung der Märkte rechnen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Am ersten Handelstag nach dem gescheiterten Staatsstreich in der Türkei hat die Landeswährung ihre starken Verluste vom Freitag teilweise wieder wettgemacht. Der Kurs der Lira stieg am Morgen um 2,8 Prozent auf 2,93 Dollar, nachdem er am Freitag im späten Handel um etwa 4,6 Prozent eingebrochen war, berichtet Bloomberg. Eine befragte Analystin der Commerzbank geht davon aus, dass sich die Lira bis auf einen Kurs von etwa 2,90 Dollar erholen dürfte. Goldman Sachs hingegen rechnet damit, dass die Landeswährung in den nächsten drei Monaten auf einen Wert von 3,10 Dollar fallen wird.

Aktien und Anleihen standen dagegen unter Druck. Der Leitindex Borsa Istanbul 100 fiel um rund 2,9 Prozent und damit so stark wie seit drei Wochen nicht mehr. Besonders hart traf es Luftfahrtwerte wie Turkish Airlines oder den Billig-Flieger Pegasus, deren Aktien bis zu 6,5 Prozent verloren. In ihrem Sog gaben die in London notierten Touristik-Konzerne TUI und Thomas Cook bis zu 6,1 Prozent nach. Aktien der beiden türkischen Flughafen-Dienstleister Celebi und TAV büßten jeweils 6,6 Prozent ein.

Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg um 43 Basispunkte auf 9,52 Prozent – so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Die Rendite der bis 2036 laufenden türkischen Dollar-Bonds stiegen auf bis zu 5,052 von 4,882 Prozent. Gleichzeitig verteuerte sich die Absicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets türkischer Anleihen gegen Zahlungsausfall um 16.000 auf 241.000 Dollar, teilte der Datenanbieter Markit mit. Einige Investoren suchten Schutz in „sicheren Häfen“. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, gewann bis zu 31 Ticks auf 166,37 Punkte.

Wie sich der Markt weiter entwickeln wird, ist unter Beobachtern umstritten. „Die Preise werden für einige Zeit volatil sein, aber letztendlich werden die Investoren dies als Kaufgelegenheiten nutzen. Die wichtigste Frage bleibt, ob die Geschehnisse einen bleibenden Eindruck auf die türkischen Risikoprämien haben wird“, sagte die Commerzbank-Analystin. Goldman Sachs sieht es anders. „Obwohl die unmittelbare Unsicherheit nach dem Scheitern des Putsches stark reduziert wurde wird das Niveau der politischen Unsicherheit dauerhaft erhöht bleiben und die Wirtschaft belasten.“

Die türkische Zentralbank hatte am Wochenende mehrere Maßnahmen angekündigt, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Soll stellte sie auch eine unbegrenzte Finanzierung der heimischen Banken in Aussicht.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...