Millionen von Postbank-Kunden müssen künftig für ihr Girokonto eine monatliche Gebühr zahlen. Als Grund für die Änderung wird auf die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verwiesen. Das Marktumfeld, insbesondere die niedrigen Zinsen, machten der Bank „immer schwerer, mit dem Girokonto Geld zu verdienen“, erklärte Produktvorstand Susanne Klöß. „Klar ist, dass unsere Dienstleistungen einen Wert und damit einen Preis haben.“
Die Deutsche-Bank -Tochter, die lange mit ihrem kostenlosen Konto geworben hatte, vollzieht angesichts der niedrigen Zinsen eine Kehrtwende. „Wir müssen raus aus dieser Welt, in der Girokonten querfinanziert wurden“, sagt Klöß. „Natürlich geht es uns auch um Erträge. Wir brauchen ein nachhaltiges Geschäftsmodell.“ Viele Banken versuchen, die Einbußen im Zinsüberschuss über Gebühren aufzufangen. „Mit der Neuordnung unserer Kontowelt schaffen wir eine faire Balance zwischen den Interessen unserer Kunden einerseits und denen unserer Aktionäre andererseits“, erklärte Klöß.
5,3 Millionen Deutsche haben ein Girokonto bei der Postbank. Dieses kostet ab November 3,90 Euro pro Monat. Bisher war die Kontoführung kostenlos, wenn darauf jeden Monat mindestens 1000 Euro eingingen. Von November an gilt das nur noch bei einem Gehaltseingang von mindestens 3000 Euro. Dann können die Kunden sogar ein Konto mit umfassenderen Leistungen kostenlos nutzen. Billiger wird es für rund eine Million Postbank-Kunden, bei denen weniger als 1000 Euro im Monat auf dem Girokonto landen. Sie mussten bisher 5,90 Euro für die Kontoführung bezahlen. Wer sein Girokonto nur online, über die Computer-Terminals in mehr als 1000 Filialen oder per Telefon nutzt, zahlt ab November 1,90 Euro. Ein reines Online-Konto hatte die Postbank bisher nicht im Angebot.
Postbank-Chef Frank Strauß hatte das Ende des kostenlosen Kontos bereits angedeutet und ein neues Preismodell angekündigt. Das Niedrigzinsumfeld sei eine große Herausforderung für alle Banken. Institute wie die Postbank, die nicht alles Geld auf den Konten ihrer Kunden in Form von Krediten weiterreichen können und es stattdessen bei der Europäischen Zentralbank parken, zahlen dafür 0,4 Prozent Zinsen. Die kleine Raiffeisenbank Gmund verlangt deshalb als erste deutsche Bank von wohlhabenden Kunden einen Strafzins in dieser Höhe. Für die Postbank sei das „derzeit schwer vorstellbar“, sagte Vorstand Klöß.
Sie rechnet damit, dass das Haus nach der Umstellung Kunden verlieren werde: „Einige werden sich jetzt umorientieren. Ich bin nicht blauäugig.“ Trotzdem werde die Postbank auch weiter mit Prämien um neue Kunden werben - in der Hoffnung, dass diese weitere, für die Bank lukrativere Produkte kaufen.
Die Commerzbank wirbt weiter mit einem kostenlosen Girokonto. Das gilt allerdings nur bei einem Mindest-Geldeingang von 1200 Euro im Monat. Überweisungen auf Papier kosten seit dem Frühjahr extra. Wer unter den 1200 Euro bleibt, zahlt 7,90 Euro. „Wir haben keine Pläne, etwas an unserem kostenlosen Konto zu ändern“, sagte ein Sprecher.