Politik

Energie-Krieg um Syrien: Vertreibungen entlang der Pipelines

Der Krieg um Syrien ist nur auf den ersten Blick unübersichtlich. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Kämpfe zwischen Söldnern und Regierungstruppen finden nur dort statt, wo wichtige Pipelines verlaufen oder geplant sind. Russland, die West-Mächte und die Golfstaaten kämpfen um die beste Ausgangsposition für Gas- und Öl-Lieferungen für den europäischen Markt. Deutschland spielt in dieser Auseinandersetzung keine Rolle.
03.09.2016 01:56
Lesezeit: 2 min
Energie-Krieg um Syrien: Vertreibungen entlang der Pipelines
Die konkurrierenden Pipelines. (Grafik: Oil-Price.net)

+++WERBUNG+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Zwei der wichtigsten Öl-Märkte befinden sich in den syrischen Städten Manbidsch und al-Bab, die sich wiederum beide in der Provinz Aleppo befinden, berichtet die Financial Times. Durch diese beiden Städte verläuft auch die wichtigste Pipeline, die Öl aus dem Irak – aus Mossul und al-Qaim – nach Syrien bis in die Provinz Idlib transportiert. Dieselbe Pipeline verläuft im Westen auch durch die Stadt Aleppo bis zum Öl-Markt in Idlib.

Wer immer Manbidsch kontrolliert, hat einen großen Einfluss auf den Öl-Transport in Syrien. Dasselbe gilt für Aleppo, Idlib und al-Bab im Westen des Landes. Im Osten des Landes verläuft dieselbe Öltransport-Linie durch Rakka und Deir Ezzor. Das Öl, das durch diese Transportlinie fließt kommt aus Mossul, über Sinjar nach Deir Ezzor und ein zweiter Strang von al-Qaim nach Deir Ezzor.

 

Bisher konnte die Türkei keinen Einfluss auf die Öltransport-Linien im Syrien-Konflikt nehmen. Durch die Einnahme von Manbidsch könnte die Türkei ihren Einfluss auf das Transport-System in Syrien geltend machen.

Die aktuelle Schlacht um Aleppo wird nur aus einem Grund Entscheidungsschlacht genannt: Aleppo ist die letzte große Stadt, durch die die wichtigste Transport-Linie des Landes fließt. Wer Aleppo kontrolliert, kontrolliert den „Schlüssel“ der Pipeline. Auffällig ist, dass die Kämpfe zwischen den Konfliktparteien insbesondere an den wichtigsten Punkten der Transport-Linien stattfinden, also in Rakka, Deir Ezzor, Aleppo, Idlib, Manbidsch, in Hasaka, al-Bukamal, Ain Issa und al-Bab.

In Homs und Hama finden ebenfalls heftige Gefechte statt. Zuvor war Palmyra heftig umkämpft. Das wiederum sind die Gebiete, durch die die Katar-Türkei-Pipeline verlaufen soll, die in Planung ist.

Die von den Russen unterstützte und geplante Iran-Irak-Syrien-Pipeline müsste auch durch Homs verlaufen. Deshalb darf Homs aus russischer Sicht nicht von den islamistischen Söldnern kontrolliert werden.

Aus der Karte der Luftschläge geht hervor, dass sich die US-Luftschläge vor allem auf den Osten und die russischen Luftschläge vor allem auf den Westen Syriens konzentrieren. Während die Kontrolle über Westsyrien für die Russen wichtig ist, um pro-westliche Pipelines zu verhindern, ist es aus US-Sicht wichtig, im Osten des Landes den möglichen Verlauf von pro-russischen Pipelines – wie die Iran-Irak-Syrien-Pipeline – zu verhindern.

Eine weitere geplante Pipeline sollte ursprünglich von den israelischen Golan-Höhen über Damaskus in die Türkei führen. Diese Pipeline würde Israel – unter der Voraussetzung, dass die Regierung in Damaskus gestürzt wird – als Gas-Lieferant emporsteigen lassen. Doch Russland will keine Konkurrenten auf dem Gas-Markt.

Im Zusammenhang mit den Pipeline-Routen ist auch der geplante „kurdische Korridor“ kritisch. Das Caucasus Strategic Research Centre (KAFKASSAM) in Ankara berichtet: „Das eigentliche Ziel dieses Korridors ist es, das kurdische Öl und Gas aus dem Nordirak über Nordsyrien bis ans Mittelmeer zu transportieren, indem dort eine Pipeline durchgezogen wird. Hinzu kommt, dass die USA geplant hatten, vom Persischen Golf bis in den Nordirak und von da aus über Nordsyrien eine weitere Pipeline zu errichten. Somit sollte sowohl über die Türkei als auch über Nordsyrien das irakische Öl in den Westen und vor allem nach Europa auf den Energiemarkt gebracht werden. Doch der Plan zur Gründung eines kurdischen Korridors fiel ins Wasser, weil die Russen in Syrien interveniert haben. Russland ist gegen diesen Korridor, weil Europa als Kunde  von russischen Energieträgern beibehalten werden soll. Russland wird seine Stellung auf dem europäischen Markt unter keinen Umständen aufgeben.“

Im Verteilungskampf mischen insbesondere Frankreich, Großbritannien, Saudi-Arabien und die USA ohne eine völkerrechtliche Grundlage und Russland mit einer völkerrechtlichen Grundlage mit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fetter Profit in Sicht – oder frisst Trump Novo Nordisk auf?
30.05.2025

Novo Nordisk träumt von einer Gewinnverdopplung mit Abnehmspritzen – doch Billigkopien, Trump-Zölle und eine wacklige Pipeline könnten...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Urlauber auf Platz eins in Griechenland
30.05.2025

Sonne satt, blauer Himmel, Strand und Meer - deutsche Touristen lieben Griechenland. Für Hellas sind sie die größte und wichtigste...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Osttechnik unter Westregie: Wie Multicar im Hako-Verbund zur Hightech-Marke wurde
30.05.2025

Sie fegen, sie wischen, sie räumen: Die orangefarbenen Mini-Lkw von Multicar sind aus deutschen Kommunen kaum wegzudenken. Dass sie heute...

DWN
Politik
Politik Deutschland vor dem Absturz – Kann Merz die Wirtschaft noch retten?
30.05.2025

Die deutsche Wirtschaft taumelt – Investitionen versanden in Bürokratie, Fachkräfte fehlen, die Industrie verliert an Schlagkraft....

DWN
Finanzen
Finanzen 10.000 Euro investieren: Wie man mit Strategie ein stabiles Anlageportfolio aufbaut
30.05.2025

Wie lege ich 10.000 Euro sinnvoll an? Wir haben einige Finanzexperten befragt und diese sagen: Risiken streuen, Liquidität sichern, Trends...

DWN
Politik
Politik Steigende Beiträge und sinkende Nettoeinkommen: Was auf Arbeitnehmer zukommen könnte
30.05.2025

Die Rechnung für den deutschen Sozialstaat wird teurer – viel teurer. Während die neue Regierungskoalition noch ihre Pläne schmiedet,...