Der französische Agrarminister Stephane Le Foll hat mit der Einladung zu einem EU-Ministertreffen im Loire-Schloss Chambord den Zorn von Bauern auf sich gezogen. Bei einer Demonstration vor dem Prachtbau warfen sie dem Minister am Freitag vor, wegen der angespannten finanziellen Lage vieler Landwirte zeuge die Auswahl des Tagungsorts von mangelnder Sensibilität. "Man kann nicht den Luxus des Schlosses genießen, während Bauern Hunger leiden", erklärte der Vorsitzende der Landwirte-Gewerkschaft "Coordination Rurale", Bernard Lannes. Auch mit ihrem Leitspruch "Minister im Schloss, Bauern auf der Straße" beschworen die Demonstranten den Geist der Revolution von 1789, bei der die Bauern gegen den in Pomp lebenden Adel revoltierten.
Seit Monaten gibt es in Frankreich mitunter gewaltsame Proteste gegen den Preisverfall bei Milch und Fleisch. Schwere Regenfälle im Frühjahr haben zudem den Getreidebauern die diesjährige Ernte verdorben. Gewerkschaften fürchten für die gesamte Branche hohe Einnahmeverluste.
Le Foll verteidigte die Auswahl des Schlosses damit, dass das Gebäude seinem Ministerium unterstellt sei und deshalb keine Mietkosten anfielen. Außerdem seien seine Ministerkollegen von der Schönheit des Schlosses fasziniert. "Wenn Frankreich Einfluss haben will, muss es stolz auf seine Geschichte und auf sein Erbe sein", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. 20 Minister berieten über die Folgen des Brexit-Votums auf die Landwirtschaftspolitik der EU. Frankreich hat den größten Agrarsektor der Gemeinschaft.