Politik

VW-Arbeiter bekommen die Folge des Abgas-Skandals zu spüren

Lesezeit: 2 min
08.09.2016 23:06
Das VW-Werk Emden kann das Fertigungsvolumen von 2015 nicht halten. Emden ist im weltweiten Produktionsnetz von Volkswagen vor allem für den Passat zuständig. Als Folge der Abgas-Affäre kommen auf die VW-Mitarbeiter Schließtage zu.
VW-Arbeiter bekommen die Folge des Abgas-Skandals zu spüren

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Volkswagens Passat-Werk in Emden bekommt die schwächere Nachfrage nach dem wichtigen Limousinen-Modell zu spüren. Die Fabrik in Ostfriesland wird in diesem Jahr weniger Autos produzieren als 2015, wie der neue Leiter Andreas Dick am Donnerstag sagte. Die Zahl von zuletzt 264 000 Neuwagen werde leicht unterschritten. Vor allem wegen der Umstellung auf das Modell CC könnten die Beschäftigten an vier Tagen nach dem 3. Oktober und in der Woche vor Weihnachten nicht arbeiten. Ob es von Oktober an noch weitere Schließtage gebe, sei nicht klar. «Wir müssen sehen, wie sich der Absatz entwickelt. Bis dahin fahren wir auf Sicht», meinte Dick.

Laut Medienberichten sollen etwa der Brexit-Beschluss, die politische Krise in der Türkei und ein Verkaufsverbot in Südkorea die Nachfrage nach dem Passat verringert haben. In dem ostasiatischen Land waren Behörden gegen Volkswagen unter anderem wegen des Abgas-Skandals vorgegangen, Manager wurden von der Staatsanwaltschaft vernommen.

Zur weiteren Aufarbeitung der Affäre um weltweit rund elf Millionen Dieselautos mit manipulierten Abgaswerten schickt VW seinen Chef-Krisenmanager und Einkaufsvorstand Francisco Garcia Sanz nach Brüssel. In der übernächsten Woche soll er EU-Verbraucherkommissarin Vera Jourova treffen, sagte ein Sprecher der EU-Kommission der Deutschen Presse-Agentur, ohne ein genaues Datum zu nennen.

Jourova beriet am Donnerstag wie angekündigt mit europäischen Verbraucherschützern über Konsequenzen des Skandals. 31 Organisationen nahmen nach Angaben der Behörde an dem Treffen teil. Die Kommissarin hatte Anfang der Woche erklärt, Organisationen aus vielen EU-Staaten beklagten einen «Mangel an Transparenz» beim Umgang des Autobauers mit betroffenen Kunden. Die EU-Kommission fürchtet eine Ungleichbehandlung in verschiedenen Ländern. In Berlin tagte am Donnerstag der Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestags.

In den USA schloss sich ein weiterer Bundesstaat der Klagewelle gegen Volkswagen an. Der Generalstaatsanwalt von Vermont, Bill Sorrell, wirft dem Konzern in einer Mitteilung vom Donnerstag den Vertrieb von Dieselwagen mit illegaler Abgas-Software, irreführende Werbung und Verstöße gegen Emissionsregeln vor. «Sieben Jahre lang haben die Beklagten unsere Luft verschmutzt und ihr Fehlverhalten verschleiert, um die Umweltbehörden zu täuschen.»

VW war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Aus Gerichtsdokumenten geht aber hervor, dass der Konzern einen Vergleich anstrebt. Die Gespräche sollen spätestens am 1. November beginnen, bis dahin melden möglicherweise noch weitere US-Staaten Ansprüche an. Zuvor hatte sich VW in den USA bereits mit Hunderten Zivilklägern auf einen Vergleich in Höhe von bis zu 15,3 Milliarden Dollar geeinigt.

In Emden drohe eine Vier-Tage-Woche, hatten Zeitungen berichtet. Die Freischichten im Oktober und Dezember seien allerdings schon länger mit Blick auf die CC-Umstellung geplant, erklärte Dick - «weil das alte Modell ausläuft und das neue noch nicht produziert wird». Die weitere Absatzentwicklung sei nicht abzusehen. Dies könne zu weiteren Schließtagen führen, eine Prognose sei derzeit aber nicht möglich. Mit Konsequenzen für Leiharbeiter rechnete Dick 2016 nicht.

Der Emder Betriebsratschef Peter Jacobs forderte Dick auf, sich bei der Konzernspitze in Wolfsburg für die Produktion eines vierten Modells einsetzen. «Im Hochlohnland Deutschland müssen wir auf Effizienz achten», betonte dazu Dick. Dies habe Folgen für das Personal, es gebe aber weitere Stellschrauben. Ein «Zukunftspakt», der den Sparkurs bei VW mit der Sicherheit der Jobs ausbalancieren soll, wird derzeit zwischen Management und Betriebsrat verhandelt.

In der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden sollen im ersten Halbjahr 2017 wieder Fahrzeuge produziert werden. Im November werde mit Umbauarbeiten begonnen, sagte der Manager Kai Siedlatzek. Zum künftigen Produkt werde sich VW in den nächsten Wochen äußern.

Nach dem Auslaufen der Phaeton-Fertigung im März wurde die Gläserne Manufaktur von VW umgestaltet. Sie zeigt derzeit rund 50 interaktive Exponate zu den Themen Digitalisierung und Elektromobilität.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Politik
Politik Im Kosovo rächen sich jetzt alte Fehler des Westens
04.06.2023

Die jüngsten Ausschreitungen im Kosovo hatten zwar einen aktuellen Anlass. Doch die Lunte an das Pulverfass war schon viel früher gelegt....

DWN
Finanzen
Finanzen Amerikas Bankenkrise, Teil 2: Welche Schäden verursachen die Zinsanstiege?
04.06.2023

DWN-Finanzexperte Michael Bernegger beschreibt, welche strukturellen Gründe hinter der Bankenkrise in den USA stehen - und warum diese...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Diebstahl und Gewalt machen US-Einzelhandel unprofitabel
04.06.2023

Der US-Einzelhandel leidet unter der ansteigenden Kriminalität. Der massive Anstieg von Diebstahl und Gewalt vernichtet den Profit. Das...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietnomaden: So prüfen Vermieter die Bonität
04.06.2023

Die Qualität der Mieter hat großen Einfluss darauf, ob sich eine Mietimmobilie rechnet. Doch wie wählt man einen Mieter richtig aus? Wir...

DWN
Immobilien
Immobilien Die EU will ultimativ alle Häuser ruinieren
03.06.2023

Mit immer strengeren Vorschriften treibt die EU das Dämmen der Häuser voran. Selbst Strafen wie Wohn-Verbote werden diskutiert, damit die...

DWN
Immobilien
Immobilien Europas Immobilienmarkt droht weiteres Ungemach
03.06.2023

Die Immobilienunternehmen in Europa haben bereits historische Wertverluste hinnehmen müssen, doch wegen der steigenden Kreditkosten drohen...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktienmärkte: Unter der glitzernden Oberfläche brodelt es
04.06.2023

Oberflächlich betrachtet schlagen sich die US-Aktienmärkte gut. Das Fundament für den Aufschwung ist allerdings schwach. In vielen...

DWN
Finanzen
Finanzen Zinswende: Kommt eine zweite Inflationswelle – und wie schützen sich Anleger?
04.06.2023

Der Markt rechnet mit Zinssenkungen in diesem Jahr. Kritische Ökonomen befürchten eine Rezession und eine zweite Inflationswelle. Was...