Politik

Streit in der EU eskaliert: Luxemburg fordert Ungarn zum Austritt auf

Lesezeit: 1 min
13.09.2016 13:01
Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn hat den Ausschluss Ungarns aus der EU gefordert. Die Art und Weise, wie Ungarn gegen Flüchtlinge und Teile der Medien vorgehe, machten dies nötig. Die Äußerungen wurden inzwischen von mehreren Mitgliedsländern - auch von Deutschland - deutlich zurückgewiesen.
Streit in der EU eskaliert: Luxemburg fordert Ungarn zum Austritt auf

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn hat den Ausschluss Ungarns aus der Europäischen Union gefordert. Im Interview mit der Zeitung Die Welt warf er dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban eine massive Verletzung von Grundwerten der EU vor, berichtet Reuters. „Wer wie Ungarn Zäune gegen Kriegsflüchtlinge baut oder wer die Pressefreiheit und die Unabhängigkeit der Justiz verletzt, der sollte vorübergehend oder notfalls für immer aus der EU ausgeschlossen werden“, sagte Asselborn laut Vorabbericht.

Dies sei die einzige Möglichkeit, um den Zusammenhalt der Gemeinschaft zu bewahren. Der Minister plädierte für eine Änderung des EU-Vertrages, damit ein solcher Ausschluss leichter möglich wird. „Es wäre hilfreich, wenn die Regeln so geändert würden, dass die Suspendierung der Mitgliedschaft eines EU-Landes künftig keine Einstimmigkeit mehr erfordert“, sagte er.

Asselborn hielt Orban insbesondere schwere Verfehlungen in der Flüchtlingspolitik vor. „Der Zaun, den Ungarn baut, um Flüchtlinge abzuhalten, wird immer länger, höher und gefährlicher“, unterstrich er. „Ungarn ist nicht mehr weit weg vom Schießbefehl gegen Flüchtlinge.“ Orban hatte Ende August die Errichtung eines zweiten Zauns zur Sicherung der Grenze zu Serbien angekündigt.

Die Aussagen Asselborns wurden von anderen Staaten deutlich kritisiert. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat sie zurückgewiesen. „Das ist nicht meine persönliche Haltung, einem europäischen Mitgliedstaat die Tür zu weisen. Wir müssen uns den komplizierten Debatten, die es gibt, auch stellen“, sagte Steinmeier am Dienstag in Riga nach einem Treffen mit seinem baltischen Kollegen. Europa befinde sich aber sicher in einer schwierigen Phase. Er könne verstehen, „dass mit Blick auf Ungarn einige in Europa ungeduldig werden angesichts der fortdauernden Debatten, die es gibt und gab zwischen der EU-Kommission und der ungarischen Regierung“.

Auch die Außenminister Lettlands und Litauens kritisierten den Luxemburger. „Diese Rhetorik ist nicht hilfreich ... auch nicht, wenn man über eine Art Ausweisung oder andere Strafmaßnahmen spricht. Diese Politik im Megaphon-Stil hilft nicht“, sagte der lettische Außenminister Edgars Rinkevics. Sein litauischer Kollege Linas Linkevisius fügte hinzu: „Wir müssen miteinander reden, nicht übereinander - insbesondere nicht in der Öffentlichkeit.“

Der österreichische Außen-Staatssekretär Harald Mahrer sagte, er halte solche öffentlichen Äußerungen für wenig hilfreich. „Die Ungarn machen eine vernünftige Aufgabe, weil sie sichern die Schengen-Außengrenze“, sagte Mahrer in Wien.

 


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...

DWN
Technologie
Technologie EU-China-Beziehung: Droht ein Handelskrieg um Elektroautos?
05.05.2024

Vor Xi Jinpings Besuch in Paris bekräftigt Deutschland seine Haltung im EU-China-Streit um E-Autos. Doch wie wird die EU reagieren?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Europameisterschaft 2024 am Arbeitsplatz streamen: Wie weit geht Arbeitgeber-Toleranz?
05.05.2024

Die Spiele der Europameisterschaft 2024 finden zu Zeiten statt, die nicht ideal für Arbeitnehmer sind. Einige Spiele starten bereits um 15...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein
05.05.2024

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...