Die angeschlagene Autowerkstattkette ATU wird voraussichtlich vom französischen Branchenprimus Mobivia übernommen, berichtet die dpa. Bis zum Ende des Jahres soll der Verkauf abgeschlossen sein, wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Mobivia ist viel größer als das deutsche Unternehmen, nach eigenen Angaben ist der Konzern mit rund 11.000 Mitarbeitern und 1,76 Milliarden Euro Umsatz Marktführer in Europa.
Zum Kaufpreis machten weder ATU, noch Mobivia oder die Eigner – eine Gruppe von Hedgefonds –Angaben. „Laut übereinstimmenden Presseberichten bezahlen die Franzosen einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag für ATU, was den gewaltigen Wertverlust belegt, den das einstige Familienunternehmen erlitten hat. Noch Mitte des vergangenen Jahrzehnts wurde ATU mit mehr als 1 Milliarde Euro bewertet. Zwischenzeitlich türmte sich auch der Wert des Fremdkapitals auf dieses Niveau auf. Selbst bei dem tiefen Schuldenschnitt im Jahr 2014 dürfte der Unternehmenswert von ATU höher angesetzt worden sein als jetzt beim Exit der Finanzinvestoren“, schreibt das Finance Magazin.
„Die Mobivia Groupe als eine der führenden internationalen Adressen im Kfz-Werkstattgeschäft ist für uns der ideale strategische Eigentümer“, erklärte ATU-Chef Jörn Werner. Bisher ist der französische Konzern auf dem deutschen Markt nicht vertreten.
ATU hat in der Vergangenheit mehrfach die Besitzer gewechselt. Derzeit gehört das Unternehmen aus Weiden/Oberpfalz einer Gruppe von Finanzinvestoren, darunter Centerbridge und Goldman Sachs - diese waren auf der Suche nach einem Käufer.
Stellenabbau oder Filialschließungen sind nach Angaben eines ATU-Sprechers im Rahmen der Übernahme nicht geplant. Allerdings steht der Verkauf der Kette mit ihren über 600 Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz noch unter Vorbehalt. Unter anderem ist eine kartellrechtliche Genehmigung notwendig.
Zudem stellt Mobivia eine Bedingung: Das ATU-Management soll die hohen Mietkosten für die Niederlassungen senken und die Verträge mit den Vermietern nachverhandeln. ATU beschäftigt mit etwa 10.000 Mitarbeitern fast ebenso viele Menschen wie Mobivia, erzielt aber deutlich niedrigere Umsätze. Für das Geschäftsjahr 2016/17 ist eine knappe Milliarde Euro angepeilt, was nach Jahren schrumpfender Erlöse erstmals wieder einen leichten Anstieg bedeuten würde.
Mobivia will durch die Übernahme seine Marktstellung ausbauen. Künftig sollen mit dann knapp 2000 Werkstätten und mehr als 20.000 Mitarbeitern rund 2,7 Milliarden Euro Umsatz erzielt werden. „Die Transaktion ist ein wichtiger Meilenstein für die Mobivia Groupe, denn durch die Bündelung der Kräfte (...) stärken wir unsere führende Stellung in Europa“, erklärte Mobivia-Chef Olivier Mélis.