Finanzen

Kampf gegen die Schuldenlast: Spanische Familien wollen ihre Häuser nicht verlieren

Die hohe Arbeitslosigkeit könnte dazu führen, dass die spanischen Familien ihre Hypotheken nicht mehr begleichen können und sowohl ihre Häuser als auch ihr Vermögen verlieren. Noch stemmen sich die Familien dagegen, etwa, indem sie alles verkaufen, was sie an mobilen Wertgegenständen noch haben. Den spanischen Banken drohen dennoch Milliardenverluste.
30.04.2012 00:24
Lesezeit: 2 min

Die Arbeitslosigkeit in Spanien stieg im ersten Quartal auf 24,4 Prozent und somit auf den höchsten Wert seit 18 Jahren (und die Wirtschaft ist stark angeschlagen - hier). Der angeschlagene spanische Bankensektor, der auf Milliarden ungedeckter Kredite sitzt, könnte dadurch tiefer in die Krise rutschen. Einerseits könnte es zu Zahlungsausfällen bei den Hypotheken kommen und andererseits verlieren die als Sicherheiten für die Hypotheken hinterlegten Immobilien derzeit an Wert, was im Falle eines Zahlungsausfalls des Kreditnehmers ebenfalls zu Problemen führen könnte.

Das sei Unsinn, entgegnet Alfredo Saenz von der Banco Santander solchen Bedenken. „Hypotheken werden in guten wie in schlechten Zeiten bezahlt.“ Santander sagt, das Verhältnis der Zahlungsausfälle bei Hypotheken fiel sogar im ersten Quartal auf unter drei Prozent. In den USA hingegen liegt die Arbeitslosigkeit bei 8,2 Prozent und die Rate der verspäteten Zahlungen bei 7,6 Prozent, Irlands Arbeitslosigkeit von 14,3 Prozent steht einer Zahlungsverzugsrate von 9,2 Prozent gegenüber. „Es gibt einen seltsamen Kontrast zwischen der hohen Arbeitslosigkeit und dem überraschend niedrigem Niveau der Zahlungsrückstände bei Hypotheken in Spanien“, bekräftigt Georg Grodzki von Legal & Generl Plc in London. „Da stellt sich die Frage, ob die Kredite in den Büchern geändert wurden, so dass sie gut aussehen, auch wenn sie in der Tat schlecht sind.“

Ausstehende Hypotheken im Wert von über 600 Milliarden Euro sind in den Büchern der spanischen Banken verzeichnet. Und JP Morgan geht davon aus, dass die Arbeitslosigkeit noch bis auch 30 Prozent ansteigen werde. Aber Alfredo Saenz sagt, die Verzögerung von Raten oder gar Zahlungsausfälle werden dennoch nicht steigen. Spanier neigen dazu, stets ihre Hypothekendarlehen zu zahlen, weil sie nicht nur mit ihrer Immobilie, sondern mit ihrem gesamten Vermögen haften, wenn sie Pleite gehen“, bestätigt Lorena Mullor vom spanischen Immobilienverband. Sie könnten sich, wenn sie ihren Arbeitsplatz verlieren, auf die Unterstützung ihrer Familien verlassen.

Santanders Hypotheken an spanische Haushalte beliefen sich Ende 2011 auf 59,4 Milliarden Euro – hier lag die Ausfallquote im März, der Bank zufolge, bei 2,6 Prozent im März. Ein Jahr zuvor noch bei 2,7 Prozent. Der zweitgrößte spanische Kreditgeber, die Banco Bilbao Vizcaya Argentaria SA, hatte derartige Hypotheken im Wert von 79 Milliarden Euro.

Aber die Investoren trauen der niedrigen Ausfallquote nicht. Sie nehmen die Arbeitslosigkeit in Zusammenhang mit den Hypotheken durchaus ernst (Die Zinssätze steigen weiter - hier). Investoren verlangen derzeit 565 Basispunkte bzw. 5,65 Prozent, wenn sie über den EUROBIR hochwertige Anleihen kaufen, die mit spanischen Hypotheken abgesichert sind. Das ist ein Anstieg von 65 Basispunkten innerhalb eines Monats. Der EUROBIR ist der Zinssatz, den europäische Banken voneinander verlangen, wenn sie Einlagen mit festgelegter Laufzeit handeln.

Hinzu kommt, dass die Hauspreise in Spanien seit ihrem Höhepunkt 2007 um 21,7 Prozent gefallen sind und das Beratungsunternehmen RR de Acuna & Asociados geht davon aus, dass sie in den nächsten vier bis fünf Jahren noch um weitere 20 Prozent sinken können. In Irland haben sich die Preise seit 2007 halbiert. Allein eine Halbierung der Immobilienpreise wie in Irland würde hier zu Verlusten von 59 Milliarden Euro für die spanischen Banken führen. Die als Sicherheiten hinterlegten Immobilien würden enorm an Wert verlieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...

DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...