Finanzen

EZB-Geld verbraucht: Südeuropäische Banken können sich keine Bonds mehr leisten

Italienische und spanische Banken haben bei dem EZB-Tender ordentlich zugegriffen und viel in die Anleihen des eigenen Landes investiert. Doch das Geld ist fast aufgebraucht und die Zinssätze steigen bereits weiter. Die Banken können keine Staatsanleihen mehr kaufen.
02.05.2012 11:50
Lesezeit: 1 min

Die italienischen Banken haben bereits 46,4 Prozent der Mittel, die sie über langfristige Refinanzierungsgeschäfte von der EZB aufgenommen haben, verbraucht und die spanischen Banken 42,3 Prozent, schreibt die Royal Bank of Scotland in einer Notiz an ihre Kunden. Sie beruft sich dabei auf die EZB-Daten für den Zeitraum von Dezember bis März. Sollten die italienischen und spanischen Banken vorgehabt haben, die Hälfte der EZB-Kredite für den Kauf von Staatsanleihen ihrer Länder zu nutzen, hätten die italienischen Kreditinstitute noch sechs Milliarden Euro bis Ende März dafür zur Verfügung gehabt und die spanischen rund 16 Milliarden Euro, schrieben die Analysten.

Sollten sich die Banken hingegen dazu entschlossen haben, bis zu 65 Prozent von den durch den Tender aufgenommenen Krediten für den Kauf von Bonds zu nutzen, könnten spanische Finanzinstitute entsprechend der Kaufrate im März noch weitere 1,6 Monate Anleihen kaufen, die italienischen sogar nur mehr weniger als einen Monat. „Der aggressive Kauf bis heute bedeutet, dass die verbleibende Feuerkraft aus dem LRG für die europäischen Märkte für Staatsanleihen nun deutlich niedriger ist“, heißt es in der Notiz. „Die Unterstützung von inländischen Banken dürfte sogar weiter verblassen.“

Gerade in Italien und Spanien waren die nationalen Banken bisher sehr stark beim Kauf von Staatsanleihen engagiert. Der allgemein schlechte Zustand der Banken, besonders der spanischen (hier), wird zusammen mit den sinkenden finanziellen Möglichkeiten entsprechend zu deutlich höheren Zinssätzen auf die Schulden der beiden Länder führen: Zinssätze, die in den vergangenen Wochen schon deutlich angezogen haben. Dies wird die Refinanzierungsmöglichkeiten Italiens und Spaniens stark einschränken und übt im Falle Spaniens zusätzlichen Druck hinsichtlich eines Bailouts aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Koalitionsprojekte 2025 bis 2028: Wann ist was zu erwarten?
10.04.2025

Die schwarz-rote Koalition hat ehrgeizige Pläne für die kommenden Jahre. In ihrem Koalitionsvertrag wurden zahlreiche Projekte...

DWN
Politik
Politik Altersvorsorgedepot: Kommt die Frühstart-Rente? Zehn Euro pro Monat für jedes Kind geplant
10.04.2025

Die neue Regierung aus Union und SPD plant die Einführung einer Frühstart-Rente ab 2026. Laut Koalitionsvertrag sollen für jedes Kind...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple-Aktie: Trumps Zollhammer kostet iPhone-Giganten die globale Marktkrone - kurzzeitig
10.04.2025

Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China entfaltet dramatische Auswirkungen: Apple verlor infolge der von Donald Trump...

DWN
Politik
Politik CSU billigt schwarz-roten Koalitionsvertrag einstimmig
10.04.2025

Die CSU stimmt dem neuen Koalitionsvertrag als erste Partei geschlossen zu – und feiert sich für das Verhandlungstempo. Doch nicht alle...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump-Zölle: EU lässt Gegenmaßnahmen 90 Tage ruhen
10.04.2025

Die EU verzichtet vorerst auf Gegenzölle gegen die USA. Auslöser ist eine 90-tägige Zollpause, die Präsident Trump kurzfristig...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Zwischen Rekordjagd und Rückschlagsgefahr – wie Anleger sich jetzt verhalten sollten
10.04.2025

Nach einem kurzen Rücksetzer bewegt sich der Goldpreis aktuell wieder in Richtung seines Rekordhochs. Die jüngsten Entwicklungen im...

DWN
Panorama
Panorama Mallorca wird teurer - trotzdem Run auf die Insel
10.04.2025

Mallorca, die beliebteste Urlaubsinsel der Deutschen, steht vor einer Rekordsaison. Während Hoteliers und Tourismusbranche sich auf einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Diagnose der deutschen Wirtschaft: Forscher fordern dringende Strukturreformen
10.04.2025

Die deutsche Wirtschaft steht 2025 vor großen Herausforderungen: Geopolitische Spannungen, US-Zölle und ein wachsender Fachkräftemangel...