Finanzen

Finanzsteuer: Großbritannien lässt EU-Gespräche platzen

Nach 16 Stunden gingen die Gespräche der EU-Finanzminister ohne klares Ergebnis zu Ende. Für den britischen Finanzminister sind die Forderungen der EU-Finanzminister zu schwach, er würde mit diesen aussehen wie ein Idiot. Großbritannien setzt den Konfrontationskurs in der EU fort.
03.05.2012 15:18
Lesezeit: 1 min

Die Verhandlungen über eine europaweite Finanzaktionstransaktionssteuer sind vorerst gescheitert. Der britische Schatzkanzler Osborne lehnte am Mittwoch die Vorschläge der EU als "idiotisch" ab. Damit geht das Tauziehen um die Besteuerung von Finanzgeschäften in Europa in die nächste Runde.

Es ist im Grunde eine klassische "never ending story": Als die EU über den Fiskalpakt debattierte und sich auf einen Vertragstext einigte, stemmte sich Großbritannien dagegen, da er den Finanzplatz London – wie auch eine EU-weite Finanztransaktionssteuer – gefährden würde. Die Schelte für David Cameron war groß. Nun holte auch der britische Schatzkanzler George Osborne zu einem Schlag gegen seine Kollegen aus. Er warf ihnen bei dem Treffen am Donnerstag vor, die Eigenkapitalvorschriften für die Banken zu verwässern.

„Ich bin nicht bereit daraus zu gehen und etwas zu sagen, das mich fünf Minuten später wie einen Idioten aussehen lässt“, sagte George Osborne mit einem Hinweis auf mögliche Schwachstellen, die es den Banken erlauben würden, die neuen Eigenkapitalvorschriften zu umgehen. Wie Schweden wollen die Briten härtere Kontrollen, um eine Wiederholung der derzeitigen Krise zu vermeiden. Die Menschen würden auf das hören, was er sage. „Ich vertrete den größten Finanzplatz in Europa“, sagte George Osborne.

Die EU will das Basel-III-Abkommen für strengere Eigenkapitalvorgaben umsetzen, damit die 8.300 Finanzinstitute weniger anfällig für Krisen sind. Bis 2019 sollen die Banken ihre Quote des harten Kernkapitals schrittweise von derzeit zwei auf sieben Prozent erhöhen. Großbritannien und Schweden wollen strengere Vorgaben machen können als die auf EU-Ebene geplanten. Deutschland, Frankreich und andere Länder fürchten jedoch, dass höhere Quoten in den Finanzzentren wie London die dort ansässigen Großbanken dazu veranlassen könnten, sich aus anderen Mitgliedsländern zurückzuziehen. Sie wollen, dass ein zusätzlicher Kapitalpuffer in Ländern wie Schweden und Großbritannien einer Genehmigung der EU bedürfen.

Ein möglicher Kompromiss wäre derzeit, dass einzelne Staaten die geforderte Quote um bis zu fünf Prozentpunkte anheben erhöhen dürfen und bis zu einer Erhöhung um drei Prozent dabei freie Hand haben. Eine eventuelle Einigung wird nun beim nächsten Ministertreffen am 15. Mai erwartet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen: Jeder vierte deutsche Haushalt verfügt über keinerlei Ersparnisse
21.02.2025

Einer Erhebung der Direktbank ING zufolge, verfügen 23,5 Prozent aller Deutschen über keinerlei Kapital, über das sie kurzfristig...

DWN
Panorama
Panorama Elon Musk: Trump-Berater schwenkt Kettensäge - Symbol für Bürokratieabbau
21.02.2025

Auf einer Tagung der US-Konservativen lässt sich der Tech-Milliardär Musk für seine radikalen Stellenstreichungen im Regierungsapparat...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl: Auslandsdeutsche können nicht rechtzeitig per Briefwahl abstimmen
21.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Finanzen
Finanzen Palantir-Aktie nach Kursrutsch ein Kauf? Vom CIA-Projekt zum Börsenstar - eine Analyse
21.02.2025

Nach einer monatelangen Kursrallye ist die Palantir-Aktie in den vergangenen Tagen eingebrochen. Lohnt es sich, den Rücksetzer zum...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
21.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaftskrise: Konjunkturflaute bedroht Mittelstand - vor allem Kleinstunternehmen
21.02.2025

Die Konjunkturflaute erfasst nach Einschätzung des Nürnberger IT-Dienstleisters Datev zunehmend den deutschen Mittelstand: „Die...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl: Viele Wähler noch unentschlossen, CDU gewinnt laut YouGov an Boden, AfD bleibt stabil
21.02.2025

Kurz vor der Bundestagswahl haben 20 Prozent der Wähler noch keine finale Wahlentscheidung getroffen. Laut einer aktuellen...

DWN
Finanzen
Finanzen Kreditbetrug: Bundesweite Razzien wegen mutmaßlichen Millionenbetrugs
21.02.2025

Mit Razzien kämpft die Polizei gegen Kreditbetrug und beschlagnahmt dabei vier Millionen Euro. Bisher geht es um 18 Beschuldigten, denen...