Um amerikanische Staatsanleihen zu erwerben, müssen ausländische Zentralbanken amerikanische Banken, die als Primärhändler agieren, in Anspruch nehmen. Diese Primärhändler bieten anschließend im Namen der entsprechenden, ausländischen Notenbank bei den Auktionen der amerikanischen Bonds. Chinas Zentralbank allerdings erfährt seit Juni 2011, wie Reuters aus Unterlagen erfahren hat, eine Sonderbehandlung.
Seit dieser Zeit braucht Chinas Zentralbank beim Kauf von amerikanischen Staatsanleihen nicht mehr den Umweg über die US-Banken zu gehen. Die chinesische Zentralbank kann mittels einer direkten Computerverbindung, die Anleihen ganz ohne Umwege beim US-Finanzministerium kaufen. Lediglich beim Verkauf von amerikanischen Staatsanleihen muss die chinesische Zentralbank auf die Primärhändler zurückgreifen. Die Primärhändler und die Medien wurden über das im vergangenen Jahr ermöglichte Sonderverfahren nicht informiert, schreibt Reuters.
Grundsätzlich seien zwar direkte Gebote anderer Zentralbanken nicht verboten, doch den Unterlagen zufolge kann nur China ein derartiges Verfahren nutzen. Auch wenn ausländische Notenbanken für den Weg über die Primärhändler keine Gebühren zahlen müssen, bringt diese Vorzugsbehandlung für die chinesische Zentralbank einige Vorteile mit sich. So können beispielsweise die amerikanischen Banken nicht in Erfahrung bringen, ob die chinesische Zentralbank gerade an Anleihen interessiert ist und falls ja, in welchem Umfang. Dies kann zu einem weniger starken Preisanstieg führen.
Mit amerikanischen Staatsanleihen im Wert von 1,17 Billionen Dollar ist China der mit Abstand größte Kreditgeber der USA. Die Außenhandelsbilanz zwischen den beiden Ländern sorgt bereits seit geraumer Zeit für Aufregung. Etliche Ökonomen und Politiker fürchten einen zu großen Einfluss Chinas auf die USA.