Finanzen

Wegen Schuldenkrise: Deutsche Banken kürzen ihre Kredite an Peripherieländer

Die grenzüberschreitende Kreditvergabe deutscher Banken ist in den vergangenen Monaten stetig gesunken – auf das niedrigste Niveau seit 2005. Allein die Netto-Darlehen an Italien fielen um 25 Prozent. Französische Banken haben ihre Kredite an die Peripherieländer ebenfalls gekürzt.
30.07.2012 21:59
Lesezeit: 1 min

Die neuen Eigenkapitalanforderungen und die Zuspitzung der Schuldenkrise führen immer stärker zu einem Rückzug der nördlichen Banken aus dem Kreditgeschäft mit den Peripherieländern. Ein Auseinanderbrechen der Eurozone ist keine reine Spekulation mehr und die nordeuropäischen Banken konzentrieren sich deshalb zunehmend auf den heimischen Markt oder die anderen Länder Nordeuropas.

Besonders bei deutschen Banken ist dieser Trend zu spüren. Die grenzüberschreitenden Kredite deutscher Banken sind seit Januar um ein Fünftel auf das niedrigste Niveau seit 2005 gesunken, wie eine Analyse Morgan Stanleys auf Grundlage der Zahlen der Deutschen Bundesbank zeigt. Die deutschen Banken haben ihre Kredite an die Peripheriestaaten Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien seit Beginn 2012 um 55 Milliarden auf insgesamt 241 Milliarden Euro gekürzt (und Geld aus den Peripherieländern fließt aus dem gleichen Grund zu den deutschen Banken, die kaum wissen, wohin mit dem Geld – mehr hier). Die Netto-Darlehen deutscher Banken an Italien beispielsweise fielen in den vergangenen fünf Monaten bis zum 1. Juni um 25 Prozent. 2011 waren sie lediglich um 7 Prozent zurückgegangen.

Zwar haben die deutschen und französischen Banken bereits seit Mitte 2010 ihr grenzüberschreitendes Engagements innerhalb der Eurozone reduziert, aber die jüngsten Daten deuten darauf hin, dass sich dieser Prozess zunehmende beschleunigt. Zwar gelangte Morgan Stanley nicht an eine exakte Auflistung der Land-für-Land-Kreditvergabe französischer Banken, aber insgesamt fiel die grenzüberschreitende Kreditvergabe französischer Banken an den Rest der Eurozone seit April 2010 um die Hälfte: auf 489 Milliarden Euro Ende Mai.

„Wir sind besorgt, dass sich die die Balkanisierung der Bankenmärkte sich als belastend für das Kreditgeschäft und die wirtschaftliche Erholung herausstellen wird und so zu einer Quelle der Instabilität des Systems werden wird", schreibt Morgan Stanley-Analyst Huw van Steenis.

Während die Einlagen in den und die Kreditvergabe an die Peripherieländer seit Beginn des Jahres geschrumpft sind (in Griechenland und Portugal geht die Kapitalflucht weiter – hier), wachsen die Einlagen und Kredite im nördlichen Teil der Eurozone: neben Deutschland auch in Belgien, Frankreich, den Niederlanden und etwa in Österreich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

DWN
Technologie
Technologie Regulieren statt dominieren: Europas letzter Ausweg in der KI-Welt
07.06.2025

Europa droht im globalen KI-Wettlauf abgehängt zu werden. Doch Experten zeigen: Die wahre Macht liegt nicht in der Modellentwicklung,...

DWN
Politik
Politik Kollaps der Insekten-Revolution: EU zerstört ihre eigene Bio-Strategie
07.06.2025

Erst gefeiert als nachhaltige Wunderlösung – nun droht das Aus: Europas Insektenzüchter stecken in der Krise. Die Hoffnung, Fischmehl...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmen verkaufen: Die 10 häufigsten Fehler beim Unternehmensverkauf
07.06.2025

Was Unternehmer beim Verkauf ihres Unternehmens falsch machen – und wie selbst starke Zahlen durch fehlende Strategie, überzogene...

DWN
Politik
Politik Ehegattennachzug stagniert: Rechtliche Hürden beim Sprachnachweis
07.06.2025

Die Zahl der Visa für den Ehegattennachzug nach Deutschland ist rückläufig. Gleichzeitig bestehen weiterhin sprachliche und rechtliche...

DWN
Panorama
Panorama Ausweis, Ticket & Co.: Was Sie vor einem Urlaubsflug beachten sollten
07.06.2025

Check-in, Sicherheitscheck und Sprint zum Gate: Der Start in den Urlaubsflug kann am Flughafen schnell im Stress enden. Das lässt sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wertvollster Fußballer der Welt: Lamine Yamal knackt 400-Millionen-Marke
07.06.2025

Ein 17-Jähriger dominiert den globalen Fußballmarkt: Lamine Yamal ist mehr wert als ganze Bundesligateams – und verkörpert die extreme...

DWN
Politik
Politik Der Weltraum als nächstes Schlachtfeld – Europas Sicherheit steht auf dem Spiel
07.06.2025

Der Orbit wird zur neuen Frontlinie geopolitischer Machtspiele. Wie private Satelliten, militärische Strategien und neue Allianzen die...

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...