Deutschland

Investor Paul Singer: Gelddrucken wird zu Armut und politischen Unruhen führen

Der US-Investor Paul Singer hält die Finanzpolitik der reichen Staaten für verheerend und rät Investoren, alle Staatsanleihen umgehend zu verkaufen. Die Flutung der Märkte mit frischem Geld werde gravierende Auswirkungen auf die Gesellschaften des Westen haben.
09.08.2012 00:26
Lesezeit: 1 min

Paul Singer von Elliott Management hält 10-jährige Staatsanleihen der USA, Großbritanniens, Japans und aus der Euro-Zone für die schlechtesten Investments, die man derzeit machen könne. In einer Notiz an seine Kunden rät Singer, alle diese Papiere sofort und ersatzlos zu verkaufen. Man habe damit bisher gutes Geld verdient, nun sei damit nichts mehr zu gewinnen: "Ab jetzt gibt es nur noch Risiko, und sehr wenig Belohnung".

Singer gilt als ein erfahrener Investor, der jedoch im zweiten Quartal 2012 mit seinen Investments nicht sonderlich erfolgreich gewesen ist. Vor allem hatte er auf Gold und bestimmte Aktien gewettet. In beiden Fällen hatten sich die Werte nicht so entwickelt, wie Singer erhofft hatte. Im Falle von Gold dürfte auch Singer von den offenkundigen und nachhaltigen Manipulationen des Goldpreises überrascht worden sein (mehr dazu hier).

Trotz dieser Flops hat Singers Wort Gewicht. Und vor allem seine sehr pessimistische Beurteilung der Ursachen der Krise sind bemerkenswert: Die reichen Länder hätten nichts anderes getan, als Geld in die Märkte zu pumpen. Damit aber könne langfritig kein Wachstum geschaffen werden. Es sei zu wenig, die kurzfristig neu entstandenen Jobs im öffentlichen Sektor als Erfolg anzupreisen. Singer hält die Entwicklung in den USA für eine "nationale Tragödie". Durch die aktuelle Finanzpolitik werde die Armut weiter steigen. Singer: "Geld in den Markt zu pumpen und die öffentliche Verwaltung aufzublasen ist kein Wachstum. Dies führt nur zu Korruption, noch mehr Armut und schließlich zu politischen Unruhen." Amerika habe sich ausgesprochen negativ entwickelt: Waren früher Mut, Unternehmergeist und Kreativität die Treiber der amerikanischen Wirtschaft, habe sich die amerikanische Gesellschaft nun offenbar mit dem Status Quo abgefunden, in dem wenige viel und viel wenig besitzen.

Von Europa zeigt sich Singer ähnlich enttäuscht: Die Europäer hätten für die Lösung ihrer Krise nichts anderes anzubieten als die Auskunft, dass ein Zerfall der Euro-Zone "noch teurer sein werde, als du dir gestern vorstellen konntest". Er hält die europäischen Banken für noch risikoreicher als vor 2008.

Auch Deutschland bekommt bei Singer indirekt sein Fett weg - auch wenn er konkret von den niedrigen Zinssätzen für die US-Staatsanleihen spricht: "Die Worte vom sicheren Hafen könnten sich als die schmerzhaftesten und teueresten für Investoren in den kommenden Jahren erweisen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...