Finanzen

Schweiz: Nationalbank hält lieber Cash als zu investieren

Lesezeit: 2 min
30.08.2012 23:03
Die Währungsreserven der Schweiz sind nach einem Jahr Mindestwechselkurs massiv gestiegen. Die Schweizer Nationalbank hat nun ein Problem: Sie kann das Geld nicht investieren, weil die Investitionen entweder ein zu hohes Risiko haben, oder eine zu niedrige Renditen bieten.
Schweiz: Nationalbank hält lieber Cash als zu investieren

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell: In Europa macht sich Pessimismus breit – Konjunktur-Erwartungen auf 3-Jahrestief

In der kommenden Woche besteht der Mindestwechselkurs für den Franken ein Jahr. Am 6. September 2011 führte die Schweizer Nationalbank den Wechselkurs von mindestens 1,20 Euro pro Franken ein. Die Meinungen über den Erfolg dieser Maßnahme fallen knapp ein Jahr danach geteilt aus.

Die Industrie ist froh über den Mindestwechselkurs, da er Schweizer Produkte auf den internationalen Absatzmärkten attraktiver macht und den Margen-Druck auf die Unternehmen reduziert. „Die Strategie der SNB war über das vergangene Jahr ein durchschlagender Erfolg, besonders weil sie in den ersten acht Monaten nach der Einführung der Euro-Franken-Koppelung kaum intervenieren musste“, sagte etwa Peter Bernholz, Professor für Ökonomie an der Univeristät Basel dem Wall Street Journal. Er erwartet, dass die Nationalbank ihre bisherige Politik noch den Rest des Jahres und im kommenden Jahr weiterführen werde.

Doch die Deckelung des Frankenkurses ist nicht unproblematisch. Die massiven Ankäufe von Devisen, die dafür nötig sind, wachsen auf unvorstellbare Dimensionen an. Die Fremdwährungsreserven der SNB entsprechend inzwischen bereits über 60 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der Schweiz. Zum Vergleich: Die Fremdwährungsreserven von China und Japan machen gerade einmal 40 und 20 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. So hält die SN nun 406 Milliarden Franken an ausländischen Währungen. Beinahe zwei Drittel davon sind Euro.

Neben der Unsicherheit über den fortbestand des Euro, taucht nun ein anderes Problem mit den riesigen Währungsreserven auf. Die Nationalbank kann das Geld aufgrund der allgemein schwierigen Lage der Finanzmärkte nicht gewinnbringend anlegen, ohne dabei höhere Risiken einzugehen: „Die SNB hat das gleiche Problem wie viele Vermögensverwalter: Sichere Investments sind sehr teuer geworden. Also zieht sie zur Zeit Bargeld Investitionen vor“, sagt Ursina Kubli, Ökonomin bei der Bank Sarasin in Zürich.

Vor allem die negative Entwicklung der Staatsanleihen hat viele Investmentmöglichkeiten genommen. Nur noch vier Staaten der Eurozone genießen uneingeschränkte Bonität und können so als weitgehend risikolos gesehen werden. Diese Anleihen bringen allerdings nur geringe Renditen – wenn sie nicht sogar, wie im Falle Deutschlands, mit Negativzinsen verbunden sind. Jene Anleihen, die auch eine gute Rendite bieten würden, bergen hingegen ein hohes Ausfallrisiko. So bleibt die SNB vorerst auf ihren Mengen an Devisen sitzen.

Die Eurokrise scheint noch nicht vor einer Lösung zu stehen. Peter Bernholz, erwartet beispielsweise, dass die Nationalbank ihre bisherige Politik noch den Rest des Jahres und im kommenden Jahr weiterführen wird. Daher erwarten Beobachter, dass die Schweizer Nationalbank weiterhin Fremdwährung aufkaufen muss, damit der Frankenkurs nicht wieder zu steigen beginnt und so der Exportwirtschaft Schaden zugefügt wird.

Mehr Themen:

Griechenland: Sparpaket sieht Rentenkürzungen von 4,5 Milliarden Euro vor

Vor EZB-Intervention: Auch Italiens Zinsen sinken

Frankreich gibt Sparkurs auf: 2,3 Milliarden Euro gegen Jugend-Arbeitslosigkeit


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis gibt weiter nach: Was bedeutet das für Anleger? Gold verkaufen?
11.11.2024

Der Goldpreis ist zu Beginn der neuen Börsenwoche gefallen. Die US-Wahl und die Zinspolitik der US-Notenbank Fed haben ihre Spuren...

DWN
Politik
Politik Neuwahl: Termin im Februar oder März im Gespräch
11.11.2024

Im Ringen um den Termin für die Neuwahl des Bundestags wird es zunehmend wahrscheinlicher, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Rekordhoch: Kryptowährung erreicht neues Allzeithoch bei über 86.000 Dollar
11.11.2024

Ein neues Bitcoin-Rekordhoch bei über 82.000 US-Dollar - am Montag war es soweit. Die Kryptowährung setzte ihren Rekordlauf der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rheinmetall-Aktie steigt: Rüstungsindustrie - neues Wirtschaftswunder aus Deutschland?
11.11.2024

Während in Deutschland die Deindustrialisierung auf Hochtouren läuft, ist der Rüstungskonzern Rheinmetall Hauptprofiteur der aktuellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Debatte um VW-Sparpläne: VW verschiebt entscheidende Planungsrunde
11.11.2024

Die Planungsrunde im November gilt als zentraler Termin für die strategische Fünf-Jahres-Planung bei Volkswagen (VW). Doch die...

DWN
Politik
Politik Deutschlandticket: Länder sorgen sich um die Fortführung nach dem Ampel-Aus
11.11.2024

Der Bruch der Ampel-Koalition könnte auch die Fortführung wichtiger Projekte gefährden, die bereits angeschoben wurden. Verkehrsminister...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ifo: Auftragsmangel erreicht höchsten Wert seit 2009
11.11.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft zunehmend mit einem wachsenden Auftragsmangel, der immer mehr Unternehmen belastet. Laut einer aktuellen...

DWN
Politik
Politik Trump und Putin: Kreml weist Telefonat nach der US-Wahl zurück - Fake-News?
11.11.2024

Der gewählte US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin haben nach Angaben des Kremls in der vergangenen Woche...