Finanzen

Nach EZB-Ankündigung: Spanien fürchtet nun Einmarsch der „Men in Black“

Nach der EZB-Ankündigung, es werde keine Bond-Käufe ohne Sparprogramme geben, rudert Spanien zurück: Man werde nun in Ruhe prüfen, ob man EU-Hilfe braucht. Es bestehe überhaupt kein Grund zur Eile.
07.09.2012 01:59
Lesezeit: 1 min

Schon wenige Stunden nach der Bekanntgabe der Bedingungen für den Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB hat sich Spanien ganz schnell auf eine neue Position zurückgezogen: Hatte Premier Mariano Rajoy noch vor wenigen Tagen gesagt, dass das Land eigentlich pleite sei (hier), wollen die Spanier nun nichts mehr von einer aktuellen Krise wissen. Ein Offizieller sagte der FT, es bestehe kein Grund zur Eile. Man wolle nun prüfen, welche Bedingungen die EZB an den Kauf von Schrottpapieren knüpfe. Schließlich lese man sich ja auch bei der Bank zuerst die Kreditbedingungen durch, bevor man unterschreibe. Die Spanier pochen nun offenbar doch nicht mehr auf ihr "Anrecht auf Rettung" (wie sie das noch am Mittwoch getan hatten - hier).

Was die Spanier besonders verschreckt, ist ein Passus in der EZB-Mitteilung, dass die EZB gerne den IWF an Bord haben wolle, wenn den Staaten Sparprogramme verordnet werden. Der IWF tritt bereits in Griechenland, Irland und Portugal gemeinsam mit der EU und der EZB auf. Diese sogenannte "Troika" fürchten die stolzen Spanier wie der Teufel das Weihwasser. Auch Mario Monti hatte nach dem - inzwischen wirkungslos verpufften Milliarden-Segen im Vorjahr - stolz verkündet, dass nach Italien niemals eine Troika kommen werde.

Dies dürfte jedoch ein frommer Wunsch bleiben: Die "Men in Black" werden überall dort einmarschieren, wo gerettet werden muss. Der IWF hat die EZB-Entscheidung ausdrücklich begrüßt - was soviel ist wie ein internen Marschbefehl.

Spanien wird indes vor allem von Frankreich gedrängt, den Bailout auch mit den EZB-Bedingungen anzunehmen. Die Franzosen spüren nämlich schon den Fallwind der Dominosteine um sie herum. Goldman Sachs hat Termin für den Antrag der Spanier auf einen Bailout mit dem 14. September festgelegt (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen: Deutschlands Pleitewelle hält an – ein Blick auf Ursachen und Folgen
11.07.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – wenn auch etwas langsamer. Trotzdem deuten aktuelle Daten auf tiefgreifende...

DWN
Politik
Politik Trump kündigt Erklärung zu Russland an – neue Dynamik oder taktisches Manöver?
11.07.2025

Ein Treffen in Malaysia, neue russische Vorschläge und Trumps Ankündigung einer großen Russland-Erklärung: Zeichnet sich eine Wende im...