Politik

Schwerer Vorwurf: Griechische Polizei soll Demonstranten gefoltert haben

Mehr als fünfzehn antifaschistische Demonstranten sollen nach ihrer Festnahme von der griechischen Polizei gefoltert worden sein. Schläge, Missbrauch und Drohungen mussten die Festgenommenen ertragen. Eine Verbindung zwischen der rechtsradikalen Partei Chrysi Avgi und Polizei soll den Opfern zufolge bestehen.
10.10.2012 11:12
Lesezeit: 1 min

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In den vergangenen Wochen gab es etliche Demonstrationen in Griechenland und in Folge dessen auch die ein oder anderen Verhaftungen (wie gestern in Athen – hier). Doch nach einer Demonstration am 30. September in Athen scheint die Polizei definitiv die Rechtsstaatlichkeit verletzt zu haben. Wie der britische Guardian berichtet, wurden am 30. September 15 antifaschistische Demonstranten, nachdem sie mit Anhängern der rechtsradikalen Partei Chrysi Avgi zusammengestoßen waren, festgenommen. Im Anschluss daran, so erzählten die Opfer, seien sie in der Attica-Hauptpolizeidirektion gefoltert worden.

Mitglieder einer zweiten Gruppe von 25 Griechen, die einen Tag später für die Freilassung der 15 demonstriert hatten, wurden ebenfalls festgenommen und waren Folterungen ausgesetzt worden. Die Festgenommenen erzählten, dass sie geschlagen und angespuckt wurden, während andere Polizisten dabei zusahen. Sie mussten sich teilweise nackt ausziehen und sich vor den Polizisten verbeugen – Zustände wie in Abu Ghraib, beschreibt ihr Anwalt die Situation dem Guardian. Mittels Laserstrahlen wurden sie wach gehalten.

Darüber hinaus sollen etliche von ihnen als Aschenbecher benutzt worden sein. Einige Polizisten sollen die Folterungen mit ihren Handy aufgenommen und den Opfern gedroht haben, diese im Internet zu veröffentlichen oder ihre Adresse den Mitgliedern und Anhängern der rechtsradikalen Partei Chrysi Avgi weiterzugeben. 19 Stunden erhielten sie kein Wasser und durften keine Telefonate führen, so der Guardian. „Wir waren so durstig, wir tranken Wasser aus der Toilette“, sagte eine Frau, die zu den Opfern zählt und sexueller Nötigung ausgesetzt war. Ein Mann sprach davon, mit einer Taser-Waffe Elektroschocks ausgesetzt gewesen zu sein, als er fliehen wollte. „Meine Beine waren für ein paar Minuten wie paralysiert und ich fiel hin.“ Im Anschluss haben sie seine Hände auf dem Rücken festgebunden „und haben angefangen, mich zu schlagen und zu treten, in meine Rippen und gegen meinen Kopf.“

Dimitris Katsaris, Anwalt von vier der Opfer, macht zudem deutlich: „Dies ist nicht nur ein Fall von Polizeibrutalität von der Art, wie man sie ab und an in jedem europäischen Land hört. Das passiert hier täglich“, ergänzt er. „Wir haben die Bilder, haben wir den Beweis, was mit Leuten passiert, die verhaftet werden, weil sie gegen den Aufstieg der Neo-Nazi-Partei in Griechenland protestieren.“

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