Politik

Ex-WestLB Banker: Euro-Kartenhaus wird mit riesigem Knall in sich zusammenfallen

Für den Ex-WestLB Vorstand Ludwig Poullain ist der Euro nicht zu retten: Er bezeichnet die Euro-Rettung als ein einziges Fiasko und erwartet einen „währungspolitischen Urknall“, nach dem alle Staaten von vorne beginnen müssten.
13.10.2012 12:16
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Panama will Euro einführen

Ludwig Poullain, 92jähriger ehemaliger Vorstand der WestLB, gilt als enfant terrible der deutschen Bankenszene. Er tritt immer wieder öffentlich gegen die Exzesse der Banken auf, unter anderem als Kronzeuge in finanzmarktkritischen TV-Dokumentationen – 2004 wurde sogar sein Vortrag zur Verabschiedung des NordLB Chefs Manfred Bodin kurzfristig abgesagt, weil Poullain zu hart gegen die Banken gesprochen hätte.

Nun rechnet er in einem Magazinbeitrag für Cicero mit dem Euro ab: Er gibt der Gemeinschaftswährung nicht den Funken einer Überlebenschance. Poullain: „Alle bisherigen Hilfsmaßnahmen waren nutzlos, und sie werden es fürderhin sein. Das geflossene Geld ist weg, die Eurorettung ein einziges Fiasko. Nicht nur Griechenland und Portugal kranken an der mangelhaften Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaft, Spanien und Italien plagen dieselben Symptome, und ganz offensichtlich leidet auch Europas sogenannter Industriestaat Nummer zwei, Frankreich, hieran.“

Poullain glaubt, dass sich die Staaten wie die Schuldner verhalten. Er erinnert sich an seine Zeit als junger Kreditsachbearbeiter bei der Sparkasse: „Kunden mit einwandfreier Bonität pflegten ihre Anliegen artig vorzutragen, während die andere Sorte frech auf ihren vermeintlichen Rechtsanspruch pochte, auch ohne Offenlegung ihrer miesen wirtschaftlichen Verhältnisse jeden Kredit zu erhalten. Heute weiß ich, dass eine solche Haltung für Hochverschuldete, die ihren Zustand selbst herbeigeführt haben, systemimmanent ist.“

Poullain glaubt, dass die gemeinsame Währung und das Schuldenmachen die schwachen südeuropäischen Staaten – zu denen er auch in gewisser Weise Frankreich zählt – dazu verleitet hätten, sich nicht mehr um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Industrie zu kümmern. Statt dessen seien die Wirtschaften in diesen Staaten auf die Förderung des Dienstleistungssektors umgeschwenkt. Damit aber habe eine schleichende Deindustrialisierung in Europa eingesetzt, die am Ende wieder dazu führen werde, was in Europa seit 1945 zu beobachten war: Die harte D-Mark habe die deutsche Industrie erst wettbewerbsfähig gemacht, weil die deutschen Produkte über Qualität und nicht über Währungstricks verkauft werden mussten.

Poullain erwartet ein Ende mit Schrecken: „Noch bevor es eine Rettungsaktion für Italien gibt, werden wir einen gewaltigen Knall, so etwas wie einen währungspolitischen Urknall erleben, mit dem das Eurokartenhaus in sich zusammenfällt. Doch zur großen Verwunderung aller wird sich bei der Sichtung der Reste ergeben, dass die im Tresor gelagerten Werte und Substanzen erhalten sind und dass sich aus ihnen gesundes Neues gestalten lässt.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...