Aktuell: Angst vor Hurrikan Sandy: New York gleicht einer Geisterstadt
Die Schuldenkrise und der demografische Wandel halten Staaten wie Anleger gleichermaßen in Atem. Die demografische Entwicklung ist unabwendbar wie ein Naturgesetz. Steigende Lebenserwartung, eine sinkende Geburtenrate und die alternde Babyboomer-Generation sind die Ursachen des demografischen Wandels. In dieser Konsequenz steigen Pflege-, Kranken-, und Rentenkosten. Die Durchsetzung der nötigen Reformen stellt die gegenseitigen Verpflichtungen zwischen Staat und Bürgern auf die Probe. Gewalttätige Ausschreitungen in Spanien und Griechenland sowie Machtwechsel in vielen europäischen Staaten infolge der Schuldenkrise sind Anzeichen dafür, dass die Karten zur Bewältigung Staatsfinanzen und der Regulierung der internationalen Finanzmärkte ganz neu gemischt werden.
Vor diesem Hintergrund verlassen derzeit Anleger die europäischen Finanzmärkte auf der Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten. Einem Bericht der Schweizer Bank UBS zufolge werden in Portugal bis ins Jahr 2050 über 40 Prozent 60 Jahre oder älter sein. In Deutschland, Spanien und Italien liegt die Quote bei 38 Prozent. Diese Gesellschaften zählen zu den ältesten Bevölkerungen weltweit. Die europäische Schuldenkrise drängt die langfristigen Probleme des demografischen Wandels derzeit in den Hintergrund. Die Peripherieländer Europas müssen sparen, der Sozialvertrag in Griechenland und Spanien ist in Gefahr. Die Befürchtungen steigen, die harte europäische Spardoktrin schade der Konjunktur und schütze damit nicht vor Staatsverschuldung. Die Zentrum-Peripherie-Problematik äußert sich auch im Anstieg der Arbeitskosten in Spanien (50%) und Italien (38%) verglichen mit den relativ geringen Arbeitskosten in Deutschland (18%). Unternehmensgründungen in südeuropäischen Ländern sind mit der Überwindung großer Hürden verbunden.
Anleger sollten daher eher in Unternehmen investieren, die in Schwellenländern ansässig sind. Auch bei hochwertigen Dividendenmitteln sollen die Renditen in einem Umfeld geringen Wachstums steigen. Der europäische Markt wird derzeit von der EZB am Leben gehalten. Anleger harren so lange aus, bis die Märkte beruhigt sind. „Unterdessen haben die aggressiven Maßnahmen der Zentralbanken die Extremrisiken maßgeblich verringert und das Weltwirtschaftswachstum zeigt Anzeichen der Erholung“, sagt Alexander Friedmann, Anlagechef der Schweizer Bank UBS. Mittelfristig scheint ein Ausweg aus der Rezession in Europa unwahrscheinlich.
In den USA ist der demografische Faktor nicht ganz so ernst einzuschätzen wie in Europa. Allerdings werden auch hier in zehn Jahren zwei Erwachsene für einen Rentner aufkommen müssen. Besonders der Gesundheitssektor verlangt schon jetzt nach der Hälfte des gesamten US-amerikanischen Haushaltsbudgets. Das Haushaltsdefizit muss abgebaut werden, was durch die Einführung einer Krankenversicherung für alle US-Amerikaner eher schwerer als leichter wird. Anleger sollten ihr Risiko auf dem amerikanischen Finanzmarkt vorerst nicht erhöhen.
In China wurde die Ein-Kind-Politik zur Wahrung des Wirtschaftswachstum zum demografischen Problem: Was sich positiv auf Bevölkerungsrate und Wirtschaft auswirkt führt langfristig dazu, dass ein Erwachsener für zwei Rentner aufkommen muss. Weil die Chinesen für die Altersvorsorge mehr sparen müssen, ist der Privatkonsum pro Kopf relativ gering (35% in China, 70% in den USA, 57% in Europa). China muss sein Sozialversicherungssystem ausbauen um die Sparquote zu verringern. Auch eine Aufwertung der Währung würde den Konsum ankurbeln. China ist jedoch immer noch ein bevorzugter Markt für Anleger, da der Staat die Anlageinvestitionen fördert.
Die UBS konzentriert sich auf US-Hochzinsanleihen. Vom amerikanischen Aktienmarkt hält sich die Schweizer Bank jedoch überwiegend fern, wegen Unklarheiten über die Bewältigung der Fiskalen Klippe in den USA und der allgemein schwachen wirtschaftlichen Situation. Allein die Aktienmärkte in Schwellenländern scheinen derzeit stabil. Vor allem der Unternehmensaktienmarkt in den Schwellenländern ist am wenigsten anfällig für Schwankungen.
Weitere Themen:
Kritik an Hollande: Unternehmen fordern Senkung der Arbeitskosten um 30 Milliarden