Politik

G20: Kehrtwende bei Sparpolitik

Wegen der schwachen Weltwirtschaft lenken die Finanzminister auf dem G20-Gipfel in Mexiko-Stadt bei der Sparpolitik ein. Künftig sollen mehr Wachstumsimpulse gesetzt werden, damit die Schuldenlast durch Steuereinnahmen verringert werden kann.
06.11.2012 10:06
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Geldschwemme: Fed pumpt weitere Milliarden in den Markt

Die weltweit führenden Industrie- und Schwellenländer der G20 wechselten auf ihrem Gipfel in Mexiko-Stadt überraschend den Kurs im Kampf gegen die Schuldenkrise. Einem Bericht von Reuters zufolge einigten sich die Finanzminister auf mehr Flexibilität bei der Einhaltung der vereinbarten Ziele zur Defizitreduzierung der einzelnen Haushalte. „Im Licht des nur noch schwachen Wachstumstempos werden sie darauf achten, das Tempo der finanzpolitischen Sanierung angemessen zu gestalten, um die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen", lautet die Abschlusserklärung der Finanzminister.

Die Aufweichung der Toronto-Sparziele von 2010 geht in die gleiche Richtung wie die Forderungen des IWF, den krisengeschwächten Ländern Spanien und Griechenland mehr Zeit bei der Umsetzung der Sparmaßnahmen zu gewähren (hier). Die harte Sparpolitik in Form von Steuererhöhungen, Rentenkürzungen, und anderen Maßnahmen drosselt Wachstumsimpulse, die für die Bekämpfung der Haushaltsschulden essentiell sind. Die Finanzexperten des G20-Gipfels wollen sich mehr Chancen offenhalten, um das Wirtschaftswachstum ihrer Länder anzukurbeln.

Widerstand gegen die Vernachlässigung der Sparziele kommt aus Deutschland. Bundesfinanzminister Schäuble äußerte sich jedoch ungewohnt zurückhaltend: „Wir plädieren in aller Bescheidenheit dafür, dass auch andere ihre Verpflichtungen erfüllen“. Deutschland steht im internationalen Vergleich finanziell besser da als andere Staaten. Bereits letzte Woche hatte Schäuble die USA dazu aufgefordert, ihr Defizit zu reduzieren (hier). Auch die OECD ermahnte die Finanzminister im Vorfeld des Gipfels, die Sparziele nicht aus den Augen zu verlieren (hier).

Die Probleme der Euro-Zone hätten nicht mehr im Vordergrund gestanden, wie noch bei dem letzten Gipfel der G20, sagte Schäuble. Auch die Probleme in den USA und in Japan seien ausführlich besprochen worden. Die USA müssen angesichts der fiskalen Klippe nach der Präsidentschaftswahl am Dienstag schnell handeln, da ansonsten drastische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen Anfang nächsten Jahres das Land in eine Rezession stürzen könnten (hier).

Abschließende Pressekonferenz des G20-Gipfels in Mexico-Stadt von Felipe Calderón:

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Weitere Themen:

Probleme in Frankreich werden zur Gefahr für den deutschen Mittelstand

25.000 Euro für einen Vortrag: Auch Gauck und Joschka Fıscher waren in Bochum

Schuldenkrise: Japanische Stadt verkauft ihren Namen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schweizer Infrastrukturexperte: "Deutschland war lange der Wirtschaftsmotor Europas – das muss wieder so sein"
23.02.2025

Deutschland kämpft mit maroden Brücken, Straßen, Schienen, Strom- und Kommunikationsnetzen. Der Schweizer Infrastrukturexperte Alexander...

DWN
Politik
Politik Wahlrecht 2025: Kleinerer Bundestag, größere Auswirkungen – Das ändert sich für Wähler und Parteien
23.02.2025

Am Wahltag selbst werden die meisten Wählerinnen und Wähler keinen Unterschied bemerken. Doch hinter den Kulissen verändert sich...

DWN
Finanzen
Finanzen ROI: Return on Investment und warum eine hohe Kapitalrendite wichtig ist
23.02.2025

Eine hohe Kapitalrendite entscheidet über den finanziellen Erfolg von Unternehmen und Investoren. Erfahren Sie, warum sie so wichtig ist...

DWN
Finanzen
Finanzen BlackRock: Die unsichtbare Macht eines Finanzgiganten
23.02.2025

BlackRock ist der weltweit größte Vermögensverwalter – doch wie groß ist sein Einfluss wirklich? Buchautor Werner Rügemer erklärt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft in der Krise – Welche Pläne haben die Parteien für Deutschland?
23.02.2025

Deutschland steckt in der Wirtschaftskrise – und die Bundestagswahl steht bevor. Wie wollen die Parteien Wachstum fördern, Steuern...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr verstärkt Heimatschutz – neue Truppe startet im März
23.02.2025

Die Bundeswehr richtet ihre Verteidigung neu aus: Mit der Heimatschutzdivision will sie kritische Infrastruktur schützen und auf mögliche...

DWN
Politik
Politik Wahlkampf 2025: CDU/CSU zwischen Neustart und Tabubruch
23.02.2025

CDU und CSU setzen auf Steuererleichterungen, das Ende des Bürgergeldes und eine härtere Migrationspolitik. Doch wie realistisch sind die...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...