Politik

Spanien will staatliche Luxusimmobilien verkaufen

Um seine Schulden bedienen zu können, will die Regierung in Madrid nun zahlreiche Gebäude verkaufen, unter anderem ein Schloss im Zentrum der Hauptstadt. Damit folgt Spanien dem griechischen Beispiel. Allerdings ist es in Athen bei Ankündigungen geblieben.
09.11.2012 00:39
Lesezeit: 1 min

Die spanische Regierung erwägt derzeit unter anderem den Verkauf eines kleinen, 100 Jahre alten Schlosses im Herzen des Madrider Geschäftsviertels. Castellana 19 wurde von Architekten wie Miguel de Olabarria, der auch an der Almudeno-Kathedrale in Madrid mitwirkte, entworfen und 1903 gebaut. 2010 hatte das Gebäude einen Wert von 28,7 Millionen Euro.

Doch bei Castellana 19 soll es nicht bleiben. Insgesamt plane die Regierung, 100 erstklassige Immobilien bis 2016 zu privatisieren, sagte eine ungenannte Quelle Bloomberg. Vor allem in Madrid sollen entsprechende Immobilien verkauft oder mindestens bis zu 30 Jahre vermietet werden. Die Regierung plane aber nicht, die Immobilien zu verkaufen und sie selbst vom neuen Eigentümer wieder anzumieten, so die Quelle. Ein anderer kleiner Palast, der sich im Besitz des Wirtschafts-und Finanzministerium befindet und denkmalgeschützt ist, soll beispielsweise verpachtet werden.

Mit dem Verkauf und der Vermietung staatlichen Eigentums versucht die spanische Regierung, wieder an Kapital zu kommen und einen möglichen Antrag auf einen neuen Bailout hinauszuzögern (hier). Einer Studie von Aguirre Newman von 2010 zufolge befinden sich etwa 40.000 Immobilien allein in der Provinz Madrid im Staatsbesitz. Gebäude von staatlichen Polizeistationen, Finanzämter und Museen des Kulturministeriums sind dabei noch nicht einmal mit eingerechnet. Wenn der Staat die 777.000 ungenutzten Quadratmeter sanieren und verkaufen würde, könnte er etwa 2,87 Milliarden Euro damit einnehmen, so die Studie.

Allerdings muss ein solcher Verkauf erst einmal gelingen. Griechenland sollte im Zuge des Sparpakets bis 2015 mit der Privatisierung von staatlichen Immobilien 50 Milliarden Euro einnehmen. Daran ist die griechische Regierung vor und nun mit Antonis Samaras bisher aber kläglich gescheitert. Bis dato wurden lediglich Privatisierungen in Höhe von 1,8 Milliarden Euro erreicht. Das Problem hierbei ist auch, dass die Unsicherheit über Griechenlands Lage die Nachfrage nach diesen Immobilien deutlich gesenkt hat.

Aber auch in Italien versucht die Regierung seit geraumer Zeit, die Staatskassen mit ihrem Immobilienbesitz aufzubessern (hier). Seit 2010 ist der Verkauf von Immobilien im Staatsbesitz in Europa von 1,1 auf 2,3 Milliarden Euro im vergangenen Jahr gestiegen, so das Immobilienberatungsunternehmen CBRE Group. Privatisierungen in Deutschland, den Niederlanden, Schweden, Russland, Großbritannien und Frankreich machten allerdings 75 Prozent davon aus. Selbst in Japan versucht derzeit eine Stadt, ihre Kassen aufzubessern, indem sie Leasing-Verträge anbietet – so kann etwa der Name dieser Stadt mit den entsprechenden Finanzmitteln von einem Investor geändert werden (hier).

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