Politik

Sozialverband: Deutsche werden sich Zuschussrente nicht leisten können

Die von der Bundesregierung angekündigte Zuschussrente ist nach Ansicht des Sozialverbandes realitätsfremd. Es gäbe zu hohe Hürden, die ein Geringverdiener praktisch nicht überspringen kann.
13.11.2012 02:50
Lesezeit: 1 min

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Welche Position vertritt der SoVD bezüglich des Plan der Regierung, die Renten für ärmere Haushalte aufzustocken?

Adolf Bauer: Das Ziel, die wachsende Gefahr der Altersarmut zu bekämpfen, ist richtig. Allerdings ist mit dem jetzt beschlossenen Vorhaben von Schwarz-Gelb nichts gewonnen. Denn die Hürden für die Inanspruchnahme der sogenannten Lebensleistungsrente sind viel zu hoch. 40 Jahre in der gesetzlichen Rentenversicherung und dazu eine zusätzliche private Altersvorsorge als Voraussetzung - das geht an der Lebensrealität der betroffenen Menschen vorbei.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten:  Ist die Höhe der Aufstockung angemessen?

Adolf Bauer: Über die genaue Höhe der Rente streitet die Koalition seit einer Woche. Insofern bleibt abzuwarten, um welchen Betrag es am Ende geht. Fest steht aber schon heute, dass die bisher bekannten 10 oder 15 Euro über der Grundsicherung nach 40 Arbeitsjahren den Namen 'Lebensleistungsrente' nicht verdienen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Präferieren Sie die Lebensleistungs- oder die Zuschussrente?

Adolf Bauer: Der Sozialverband Deutschland warnt seit Jahren vor dem Problem der Altersarmut. Wir waren von Beginn an in den Rentendialog der Bundesregierung eingebunden und haben neben unseren Forderungen auch konkrete Vorschläge auf den Tisch gelegt. Aus unserer Sicht müssen sich Rentenbeiträge auch für Kleinstrentner rechnen. Dafür sind Rentenfreibeträge in der Grundsicherung erforderlich. Unser Modell sieht bei einer Rente von 300 Euro ein Alterseinkommen aus Rente und Grundsicherung von rund 850 Euro vor.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Sollte die Rente aus Steuermitteln oder von den Rentenbeitragszahlern finanziert werden?

Adolf Bauer: SoVD und Verdi haben im Juni den Vorschlag „Rentenzuschuss statt Zuschussrente“ vorgelegt. Um den Rentenzuschuss zu bekommen, reichen Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung. Ergeben sich daraus Renten unterhalb der Grundsicherung, sollen diese dann auf rund 850 Euro aufgestockt werden. Dieses Modell hat den Vorteil, dass die vorgeschlagene Leistungsverbesserung in der Grundsicherung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe in vollem Umfang aus Steuermitteln finanziert wird. Der Rentenbeitragssatz bliebe unberührt.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Können Sie abschätzen, wie hoch die insgesamten Kosten der Aufstockung der Renten ausfallen?

Adolf Bauer: Diese Frage muss die Bundesregierung beantworten, wenn sie sich über die Höhe der Aufstockung einigt.

Weitere Themen

Troika-Bericht: Griechenland braucht weitere 32 Milliarden Euro zum Überleben

Barclays Banker geht auf chinesische Bauarbeiter los, nennt sie „Tiere”

EU-Kommissarin Reding will Veto-Recht für Mitgliedstaaten abschaffen

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...