Finanzen

Deals à la Goldman: Monti will italienische Unternehmen an Katar verkaufen

Nachdem er mit seinen Sparplänen nicht wiklich weit gekommen ist, wird Mario Monti als staatlicher Investment-Banker aktiv. Er will dem Golf-Emirat einige italienische Industrie-Perlen auf dem Silbertablett servieren. Die Methode erinnert fatal an die Privatisierungen in Italien unter Mario Draghi in den 90er Jahren.
20.11.2012 10:48
Lesezeit: 2 min

Die eine Seite hat einen hohen Schuldenberg angehäuft, während die andere Seite durch Öleinnahmen liquide Mittel im Überfluss hat. Vor diesem Hintergrund haben Italien und Katar beschlossen, den staatlichen Fonds Qatar Holding zu gründen, der bis zu einer Milliarde Euro in italienische Unternehmen investieren soll. Das Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen „IQ Made in Italy Projekt“ soll vor allem in Firmen aus den Branchen Nahrungsmittel, Mode und Luxusgüter investieren.

Die Investitions-Vereinbarung wurde von oberster Stelle eingefädelt. So unterzeichnete der italienische Ministerpräsident Mario Monti am Montag ein entsprechendes Abkommen in Doha. Katar will vier bis fünf Investitionsmöglichkeiten prüfen und sich darüber hinaus  durch ein Joint Venture in kleine und mittelständische Unternehmen einkaufen. Hier könnte Katar eine halbe Milliarde Euro investieren - ein vergleichsweise bescheidener Betrag, den die Kataris jedoch über die italienischen Unternehmen hebeln werden. Wenn das gut funktioniert, dürften weitere Deals folgen. Ein derartiger Ausverkauf der italienischen Wirtschaft ist ein gutes Geschäft für die Investment-Banken. Sie können sich so Anteile an attraktiven Unternehmen sichern und die Gewinne kassieren.

Monti bewährt sich bei solchen Geschäften als Dealmaker, wie er es bei Goldman Sachs gelernt hat. Das Wesen solcher Geschäfte ist das "Dealing & Wheeling" - also der möglichst schnelle und profitable Handel, bei dem Unternehmen meist durch mehrere Hände gehen.

Ein anderer Meister solcher Deals war der eben gescheiterte amerikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney. Romney hat es geschafft, in Italien zur persona non grata zu werden: Er hatte während des Internet-Booms mit seinem Finnazinvestor Bain Capital vom italienischen Staat die Telefonbuchgesellschaft "Pagine Gialle"  (Gelbe Seiten) für 300 Millionen gekauft, sie dann kosmetisch aufgehübscht und schließlich für 3 Milliarden an das italienische Staatsunternehmen Telekom Italia verkauft. Danach waren die Pagine Gialle pleite. Heute sind sie weniger wert als zum Zeitpunkt des Kaufs durch Romney. Die Zeche hat der italienische Steuerzahler bezahlt. Moderiert wurde der Deal von einem anderen Goldman: Mario Draghi war damals als Notenbanker in diese Art von Privatisierungen involviert.

Man könnte Mario Monti nun vorwerfen: Diese Deals sind nicht im Interesse des italienischen Volks, weil die Unternehmen meist ausgesaugt auf der Strecke bleiben. Steuern fallen auch keine an, weil solche Deals (wie damals von Bain) über Luxemburg oder andere Steuerparadiese abgewickelt werden. Man könnte Monti also vorwerfen, dass er für diese Art von Deals nicht gewählt wurde. Allein, der Vorwurf führt ins Leere: Monti wurde ja tatsächlich nicht gewählt - ist also niemandem Rechenschaft schuldig. Daher nutzt er das voraussichtliche Ende seiner Amtszeit noch für ein paar Fingerübungen in seinem erlernten Beruf. Damit für ihn auch die Weisheit gilt: Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören.

Weitere Themen:

Nun auch weniger Aufträge aus Übersee: Italien rutscht immer tiefer in die Krise

Italien aufgefordert, öffentliche Ausgaben zu kürzen

Angst vor Banken-Crash in Italien

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Depotübertrag: Wie Sie Ihr Wertpapierdepot wechseln - und dabei bares Geld sparen
25.06.2025

Ein Depotübertrag kann für Sie als Anleger zahlreiche Vorteile bieten, von geringeren Gebühren bis hin zu attraktiven Prämien für...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerung von Immobilien: Wie Sie mit Zwangsversteigerungen Schnäppchen machen können
25.06.2025

Es gibt verschiedene Gründe für die Zwangsversteigerung von Immobilien vor den örtlichen Amtsgerichten. In Krisenzeiten kommt es...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine: Wie der Krieg die Spielregeln der Kommunikation neu schreibt
25.06.2025

Der Ukraine-Krieg macht PR zur Überlebensfrage: Firmen müssen Haltung zeigen, Helden inszenieren und russische Propaganda abwehren –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Industriestrompreis kommt: EU-Kommission für Subventionen bei Investitionen in grüne Technologien
25.06.2025

Brüssel öffnet das Tor für einen Industriestrompreis – aber nicht ohne Gegenleistung. Unternehmen dürfen auf staatliche Hilfe hoffen,...

DWN
Politik
Politik Energiepreise: Doch keine Senkung der Stromsteuer - Handwerksverband übt scharfe Kritik
25.06.2025

Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag angekündigt, die Stromsteuer für alle auf das europäische Mindestmaß zu senken. In dem...

DWN
Politik
Politik Iran-Schlag ein Desaster? Trump feiert, Geheimdienste widersprechen
25.06.2025

Trump feiert die Zerstörung der iranischen Atomanlagen – doch Geheimdienste zweifeln am Erfolg. Interne Leaks bringen das Weiße Haus in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Generalsanierung soll vier Jahre länger dauern
25.06.2025

Die geplante Sanierung Dutzender wichtiger Bahnstrecken soll nach den Vorstellungen der Deutschen Bahn bis 2035 und damit vier Jahre...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Dieselgate und Dialogkultur: Der neue Ernst der Wirtschaftsethik
25.06.2025

Der Dieselskandal bei VW liegt Jahre zurück, wirkt aber nach. Vor allem als Symbol für eine Unternehmenskultur ohne Ethik und ohne...