Finanzen

Milliarden-Fiasko bei HP: Wieder einmal versagten die Wirtschaftsprüfer

Der amerikanische Technologie-Konzern Hewlett-Packard muss für den folgenschweren Kauf einer Software-Firma bluten. Durch bewusste fehlerhafte Buchführung entstand ein Verlust von rund 8,8 Milliarden Dollar. Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte haben von dem Fiasko nichts bemerkt.
21.11.2012 01:27
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Deals à la Goldman: Monti will italienische Unternehmen an Katar verkaufen

Die US-Technologiefirma Hewlett-Packard schreibt 8,8 Milliarden Dollar aufgrund fehlerhafter Buchführung bei einem Tochterunternehmen ab. Ein Grossteil der Abschreibungssumme geht auf Fehler in der Auskunftspflicht und Fehlinterpretationen bei der Tochter zurück, die bereits vor dem Kauf des Software-Unternehmens Autonomy auftraten. Offenbar stand dahinter eine Absicht. HP geht davon aus, dass Autonomy bewusst die Bilanzen geschönt hat, um den Preis in die Höhe zu treiben. Das Unternehmen übt nun heftige Kritik an  den Wirtschaftsprüfern von Deloitte: Diese hätten die Fehler nicht erkannt und daher keine Warnung an HP ausgesprochen. Deloitte ist, wie andere Wirtschaftsprüfer, in den vergangenen  Jahren häufiger in die Kritik geraten, weil massive fehlbuchungen nicht gesehen wurden. Originellerweise ist Deloitte, wie Zerohedge anmerkt, auch der Wirtschaftsprüfer der US-Notenbank Federal Reserve.

Die Ungereimtheiten in der Buchführung wurden erst durch den Rücktritt des Autonomy-Gründers, Mike Lynch, auffällig. Darauf hin wurde eine interne Untersuchung eingeleitet. Autonomy sei insgesamt rund zehn Milliarden Dollar wert. So muss nun fast der gesamte Unternehmenswert abgeschrieben werden. HP will dennoch an der Software-Tochter festhalten. Sie verfüge über die „führende Technologie in der Industrie“ und werde langfristig eine besondere Rolle in der Strategie von HP spielen.

Bereits der Kauf von Autonomy zu Beginn dieses Jahres wurde stark kritisiert, da das Unternehmen nur „sehr enttäuschende“ Geschäftsergebnisse vorlegen konnte. HP meldete außerdem einen Nettoumsatz von rund 30 Milliarden Dollar im dritten Quartal 2012. Analysten hatten mit einem höheren Wert gerechnet. Diese schlechten Nachrichten und der hohe Verlust durch Autonomy drückten den Aktienkurs von HP an der New Yorker Börse zeitweise um zehn Prozent ins Minus.

Weitere Themen

Sondersitzung: Schäuble will Zustimmung des Bundestags für nächstes Griechen-Paket

Bond-Markt nervös: Moody’s stuft Frankreich auf Aa1 herab

Anti-ESM-Klägerin: Wir werden die Politik zur Verantwortung ziehen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...