Finanzen

Deutsche Bank soll Milliarden-Verluste versteckt haben, um Bailout zu vermeiden

Lesezeit: 2 min
06.12.2012 00:49
Schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Bank: Drei ehemalige Mitarbeiter behaupten, die Bank soll während der Finanzkrise bis zu 12 Milliarden an Verlusten schöngerechnet zu haben, um eine Rettung durch den Steuerzahler zu verhindern. Die Bank sagt, die drei Mitarbeiter hätten keine Ahnung von der Materie.
Deutsche Bank soll Milliarden-Verluste versteckt haben, um Bailout zu vermeiden

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der deutsche Steuerzahler weiß nicht, ob er sich über diese Meldung freuen oder ärgern soll: Durch das Schönrechnen von Verlusten im Derivate-Bereich soll die Deutsche Bank in der Finanzkrise erfolgreich versucht haben, einen Bailout durch die Bundesregierung zu verhindern. In getrennten Meldungen an die amerikanische Behördenaufsicht SEC behaupten drei ehemalige Mitarbeiter, dass die wahren Verluste aus den fraglichen Geschäften bis zu 12 Milliarden Euro betragen hätten. Wenn die Verluste in dieser Höhe bilanziert worden wären, hätte die Deutsche Bank vermutlich wegen des schwachen Eigenkapitals um eine Rettung bei Bundeskanzlerin Angela Merkel ansuchen müssen. Der damalige Chef, Josef Ackermann, verwiese nach der Finanzkrise mehrfach mit Stolz darauf, dass sein Institut ohne staatliche Hilfe durch die Krise gekommen sein.

Die Deutsche Bank widerspricht dem Bericht der FT entschieden: Die Anschuldigungen seien seit 2011 bekannt. Die ehemaligen Mitarbeiter hätten weder verantwortliche Positionen in der Bank bekleidet, noch hätten sie die Sachkenntnis, um die Fakten richtig zu beurteilen. Die Bank sagte weiters, die Anschuldigungen seien völlig haltlos und im Jahr 2011 von einer internen Untersuchung als grundlos eingestuft worden. Die Untersuchung war von der US-Rechtsanwaltskanzlei Fried Frank im Auftrag der Deutschen Bank durchgeführt worden. Die Bank sagte, man werde weiter mit der SEC bei den Ermittlungen kooperieren.

Einer der Whistleblower, der ehemalige Risk-Manager Eric Ben-Artzi, sagte allerdings, dass er drei Tage, nachdem er seine Meldung bei der SEC erstattet habe, von der Deutschen Bank gefeuert worden sei. In einer getrennten Klage gegen seine Entlassung beim US Department of Labor behauptet Ben-Artzi, sein Rauswurf sei die Rache der Bank über die Meldung bei der SEC gewesen.

Pikantes Detail am Rande: Einer der mit der Untersuchung beauftragten SEC-Kontrolleure zog sich aus der Untersuchung wegen Befangenheit zurück: Robert Khuzami hatte con 2004 bis 2009 als General Counsel für die Deutschen Bank in den USA gearbeitet.

Auch wenn dem deutschen Steuerzahler in der jüngsten Finanzkrise die Rettung der Deutschen Bank erspart blieb, wirft der Vorfall ein grelles Licht auf jenen Bereich, der der Deutschen Bank – wie auch den meisten anderen Großbanken – noch einigen Ärger bereiten kann: Das Derivaten-Geschäft ist der öffentlichen Kontrolle weitgehend entzogen. Die Banken stellen in eigenen Bewertungen fest, welchen Wert die undurchsichtigen und hochkomplexen Papiere haben. Diese Bewertungen sind dann die Grundlage für die Bilanz-Zahlen.

Wie bei den meisten Schrottpapieren läßt sich der Wert jedoch nicht dauerhaft manipulieren: Irgendwann kommt heraus, ob bestimmte hochspekulative Geschäfte Totalverluste bescheren oder nicht. Wenn dieser Fall eintritt, dürfte die Griechenland-Krise als eine im Vergleich unbedeutende Marginalie erscheinen. Die potentiellen Verluste können nämlich derart hoch sein, dass auch das gesamte Vermögen der europäischen Steuerzahler nicht ausreichen wird, um den Crash zu verhindern.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...

DWN
Politik
Politik Neue EU-Kommission: Nach heftigen Streit auf „umstrittenes“ Personal geeinigt
21.11.2024

Nach erbittertem Streit haben sich die Fraktionen im EU-Parlament auf die künftige Besetzung der Europäischen Kommission geeinigt. Warum...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirecard-Zivilprozess: Ein Musterkläger für 8500 Aktionäre - Kommt eine Entschädigung für Aktionäre?
21.11.2024

Holen sich Wirecard-Aktionäre jetzt eine Milliarden-Entschädigung von EY? Viereinhalb Jahre nach der Wirecard-Pleite geht es vor dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ifo-Umfrage: Industrie bewertet Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit miserabel
21.11.2024

Seit 1994 hat die Industrie ihre Lage nicht mehr so schlecht eingeschätzt, sagt das ifo Institut. Im EU-Vergleich stehen deutsche...

DWN
Panorama
Panorama Finnland startet Ermittlungen zum Kabelschaden in der Ostsee
21.11.2024

Nachdem die schwedischen Behörden bereits tätig wurden, hat nun auch die finnische Kriminalpolizei Ermittlungen zu einem Kabelschaden in...