Finanzen

Ex-UN-Direktor: EU wusste von Manipulationen Griechenlands

Schon vor 2009 habe die EU gewusst, dass diverse Mitgliedsländer ihre Defizite manipulieren, sagt Paul Rayment. Der damalige Währungskommissar habe sogar darüber öffentlich gesprochen. Kein Wunder also, dass die EZB entsprechende Dokumente zurückhält.
07.12.2012 00:54
Lesezeit: 1 min

Erst Ende November entschied ein EU-Gericht, die von der Nachrichtenagentur Bloomberg geforderte Veröffentlichung entsprechender EZB-Dokumente zu Griechenlands Manipulation der Defizitzahlen im Jahr 2009 abzuweisen (hier). Bloomberg geht davon aus, dass diese Dokumente Informationen darüber enthalten, ob und inwieweit die EU und EZB-Chef Draghi von der Manipulation mittels so genannter Zins-Swaps wussten. Diese könnten aber zum „Schutz der Gesellschaft“ nicht veröffentlicht werden, begründete das Gericht die Entscheidung.

Es gibt aber andere, ganz konkrete Hinweise darauf, dass die EU in jedem Falle von diesen gefäschten Zahlen wusste. Der ehemalige Direktor für Ökonomische Analysen in der Wirtschaftskommission der UN, Paul Rayment, verweist darauf in einem im Guardian veröffentlichten Brief. „Die Brüsseler Bürokratie“ wusste „sehr wohl schon vor 2009, dass mehrere Regierungen“ von Banken in Anspruch nahmen, „um das Ausmaß ihrer Haushaltsdefizite zu verschleiern“, schreibt Rayment. 2005 habe der damals zuständige EU-Währungskommissar Joaquín Almunia sogar mitgeteilt, dass er mehr Personal eingesetzt habe, um sich mit den verschiedenen Tricks, wie etwa Zins- und Währungs-Swaps zu beschäftigen. Genau mit den Tricks also, die sich auch Griechenland zunutze machte (sogar die Stadt Pforzheim versucht sich daran – hier). Mit den dadurch niedrigeren, veröffentlichten Daten konnten die Staaten entsprechend ihre Zinskosten reduzieren, so Rayment.

In einem Interview mit der FT im Oktober 2005, schreibt Rayment, behauptete der Währungskommissar Almunia, dass nach „Bekanntwerden der falschen griechischen Zahlen bezüglich des Defizits, seit 1998 jedes Jahr mehr Fortschritte bei der Säuberung der Daten gemacht“ würden. Und das sagte der Währungskommissar immerhin 4 Jahre vor den Manipulationen von 2009.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Cyberbedrohungen: Unternehmen stehen vor einer Zeitenwende – Sicherheit wird zur wirtschaftlichen Überlebensfrage
29.04.2025

Die Weltwirtschaft hat einen neuen, unsichtbaren Frontverlauf – und dieser verläuft mitten durch die digitalen Netzwerke globaler...

DWN
Politik
Politik Die Hälfte der Deutschen glaubt: Elektroautos sind ein grüner Bluff – was das für Europa bedeutet
29.04.2025

Trotz Milliardensubventionen verliert die grüne Transformation rasant an Rückhalt. Bürger zweifeln, Experten warnen – Europa droht der...

DWN
Politik
Politik Spionage AfD: Ex-Krah-Mitarbeiter angeklagt
29.04.2025

Ein ehemaliger Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah steht im Verdacht, für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet zu haben...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle: Deutsche Unternehmen bleiben erstaunlich gelassen
29.04.2025

Trotz der hitzigen Rhetorik aus Washington und düsteren Prognosen internationaler Organisationen wie dem IWF zeigen deutsche Unternehmen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alphabet greift nach Europas Kapital: Anleihe-Offensive des Google-Konzerns mit Signalwirkung
29.04.2025

Die Alphabet-Anleihe ist mehr als ein Finanzmanöver: Sie markiert einen geopolitischen Wendepunkt – und eine Kampfansage im Rennen um...

DWN
Politik
Politik US-Zölle: Trump reagiert auf Druck der Autobranche
29.04.2025

US-Präsident Trump rudert bei seiner Zollpolitik zurück: Nach heftiger Kritik aus der Autoindustrie will das Weiße Haus nun Entlastungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Wertekrieg: Warum es ökonomisch vernünftig ist, das Wort „Vielfalt“ zu streichen
29.04.2025

Von der internationalen Wirtschaftselite kaum beachtet, vollzieht sich derzeit in den USA eine tektonische Verschiebung – nicht in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Microsoft vollzieht leisen Rückzug aus China – Angst vor Trump-Sanktionen wächst
29.04.2025

Während sich die Spannungen zwischen den USA und China weiter zuspitzen, zieht sich ein globaler Technologieriese offenbar still und...