Unternehmen

Sparmaßnahme: Paris soll nachts im Dunkeln bleiben

Das französische Umweltministerium will, dass Geschäfte und Büros ab Juli nachts ihre Beleuchtung ausschalten. Strom und Geld sollen so gespart werden. Die Bezeichnung Paris als ‚Stadt des Lichts’ ist damit bald passé. Gegner fürchten einen Schaden für den Tourismus und die Unternehmen.
07.12.2012 00:53
Lesezeit: 2 min

Die Zeit der Sparanstrengungen wird sich aller Voraussicht nach auch bald im nächtlichen Straßenbild französischer Städte und Dörfer zeigen. Der Minister des französischen Ministeriums für Energie und Umwelt hat den Vorschlag eingebracht, die Innen- und Außen-Beleuchtung von Geschäften, Büros und öffentlichen Gebäuden abzuschalten. Ab Juli soll es dann nachts zwischen ein Uhr und sieben Uhr dunkel werden. Damit solle sowohl Energie als auch Geld gespart werden. Damit folgt die Regierung um Hollande einem Plan, den auch Sarkozy ins Auge gefasst hatte.

Die Geschäftsinhaber und Unternehmen wehren sich. Zuletzt mussten sie ein Verbot für Neueröffnungen an Sonntagen und Shopping in der Nacht hinnehmen. Der Vorschlag der Regierung laufe auf einem „schmalen Grat zwischen Nüchternheit und Strenge“, kritisiert Sofy Mulle, die Vizepräsidentin des Rats der französischen Handelskammer bei Bloomberg. Es gebe doch sicherlich auch umweltfreundliche Alternativen, die „weniger Einfluss auf unsere Gesellschaft und Wirtschaft haben“, ergänzt sie.

„Auch Lichter von Gebäuden und Geschäften sind Teil der öffentlichen Beleuchtung und bieten Sicherheit“, erklärt Claude Boulle, Leiter des Handelsverbandes. Auch, wenn nicht Millionen Menschen mitten in der Nacht einen Spaziergang machen, „so bedeutet doch für diejenigen, die es tun, die Beleuchtung eine Sicherheit.“ Diese Aktion werde auch den Reiz für Paris als Top-Shopping- und Reiseziel verringern. Was bliebe von der Bezeichung „Stadt des Lichts“, wenn die Lichter ausgingen. „Wir werden zu einem Museum, das nach dem Sonnenuntergang einschläft“, ergänzt Boulle. Besonders in der Weihnachtszeit sind die großen Pariser Kaufhäuser wie die Galerie Lafayette und Printemps auch nachts beliebte Anlaufpunkte. Viele Touristen kommen extra spät am Abend, um die kunstvollen Schaufenster zu bewundern.

Auch Angebote wie Nachtspaziergänge durch Paris, wie sie Tourismusbüros anbieten, würden mit der neuen Regelung ihre Anziehungskraft verlieren. Und der Tourismus ist alles andere als nebensächlich für die französische Wirtschaft. Schließlich macht diese Branche 6,5 Prozent des jährlichen BIPs des Landes aus – 900.000 Menschen arbeiten in diesem Bereich. 2011 kamen 8,5 Millionen ausländische Besucher nach Paris und verbrachten mindestens eine Nacht in einem Hotel. Dabei ließen sie im Schnitt 146 Euro pro Tag in der französischen Hauptstadt, so die Tourismusbehörde. Mit 81,4 Millionen ausländischen Besuchern im vergangenen Jahr ist Frankreich weltweit das am meisten besuchte Land.

Das Ministerium argumentiert jedoch, dass bereits die Beleuchtung von 304 Denkmälern, Kirchen und Brücken nachts ausgeschaltet wurde und dies keine negativen Folgen hatte. Der französische Verband zum Schutze des Himmels und der nächtlichen Umgebung gibt an, dass die Nachtbeleuchtung so viel Energie verschlinge wie ein Atomkraftwerk mit 1.300 Megawatt in einer Nacht produziere. Die Industrie verweist jedoch darauf, dass die nächtliche Beleuchtung lediglich zehn Prozent des gesamten Energiebedarfs Frankreichs pro Tag ausmache.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up WeSort.AI: Wie künstliche Intelligenz die Mülltrennung revolutioniert
16.05.2025

Die Müllberge wachsen von Jahr zu Jahr, bis 2050 sollen es fast siebzig Prozent mehr Abfall sein. Die Brüder Johannes und Nathanael Laier...

DWN
Politik
Politik Zentralplanerisches Scheitern: Lukaschenkos Preiskontrolle lässt Kartoffeln verschwinden
16.05.2025

Die belarussische Regierung hat mit rigider Preiskontrolle einen der elementarsten Versorgungsbereiche des Landes destabilisiert....

DWN
Finanzen
Finanzen Philipp Vorndran: „Kaufen Sie Immobilien, Gold – und streuen Sie Ihr Vermögen global“
16.05.2025

Anleger müssen umdenken: Investitionsstratege Philipp Vorndran warnt im Gespräch mit Peter Frankl vor einem Kollaps des alten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Kleinaktionäre drängen auf Rückzug von VW-Chef Blume bei Porsche
16.05.2025

VW-Chef Blume steht zunehmend unter Druck: Kritik aus den eigenen Reihen bringt seine Doppelrolle ins Wanken. Wie lange kann er sich noch...

DWN
Finanzen
Finanzen Was sind alternative Investments? Whisky, Windpark, Private Equity – wie Sie abseits der Börse Rendite machen
16.05.2025

Alternative Investments gelten als Baustein für resiliente Portfolios. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Anlageklasse? Warum sie...

DWN
Politik
Politik Dobrindt: Grenzkontrollen markieren den Beginn eines Kurswechsels
16.05.2025

Innenminister Dobrindt setzt auf strengere Maßnahmen und schärfere Grenzkontrollen – ein klarer Kurswechsel in der Migrationspolitik....

DWN
Politik
Politik Grüne kritisieren Wadephuls Aussage zu Verteidigungsausgaben als "naiv"
16.05.2025

Verteidigungsausgaben sollen auf fünf Prozent steigen – ein Vorschlag, der Deutschland spaltet. Doch wie realistisch ist dieses Ziel?...

DWN
Politik
Politik Merz warnt vor Wiederbelebung von Nordstream 2 – Geheimgespräche zwischen USA und Russland
16.05.2025

Geheimgespräche zwischen Washington und Moskau über Nordstream 2 alarmieren Berlin. CDU-Chef Friedrich Merz warnt vor einer...