Politik

Italien außer Rand und Band: Berlusconi schlägt seinen Feind Monti vor

Gerade hatte der frühere italienische Premier seine erneute Kandidatur bekannt gegeben. Doch nun hat er seinem Gegner Monti überraschend die Zusammenarbeit angeboten, will für ihn sogar seine eigene Kandidatur wieder zurückziehen.
13.12.2012 12:38
Lesezeit: 1 min

Aktuell:

Schnellschuss: Eurogruppe winkt nächste Tranche für Griechenland durch

Italien ist verwirrt: Silvio Berlusconi hat angeboten, auf seine Kandidatur bei der Parlamentswahl im Februar zu verzichten. Voraussetzung dafür sei, dass Premier Mario Monti bei der Wahl als Führer einer breiten „moderaten“ Allianz antrete, berichtet die FT. Am Wochenende hatte das Büro des Präsidenten Montis Rücktritt nach der Verabschiedung des Budgets für 2013 angekündigt. Kurz zuvor gab der frühere Premier Berlusconi seine Kandidatur bekannt (mehr hier). Berlusconi begründete seinen Vorschlag damit, dass er „keine persönlichen Ambitionen“ habe. Dennoch zweifle er daran, dass Monti sich vom eingesetzten Technokraten zum Wahlkämpfer entwickeln könne.

Berlusconis Popolo della Libertà (PdL) hatte am Samstag Montis Technokraten-Regierung die Unterstützung entzogen. In Umfragen liegt die PdL mit Werten um die 15 Prozent dennoch weit zurück. Berlusconi hatte in den letzten Tagen den Sparkurs der Monti-Regierung und ihre Deutschland-Hörigkeit zunehmend stark kritisiert (mehr hier). Und auch Beppe Grillo ließ es sich nicht nehmen, den noch aktuellen Premier zu attackieren (hier).

Berlusconi sagte, er wolle PdL-Chef bleiben und als Koordinator der von ihm vorgeschlagenen „moderaten“ Allianz dienen. Was der medienmächtige Milliardär Berlusconi tatsächlich plant, ist jedoch unklar. Pier Ferdinando Casini, Führer der christlich demokratischen UDC, die sich 2006 von Berlusconi getrennt hatte, sagte über den früheren Premier, er sei „offensichtlich in einem Zustand der Verwirrung“, zitiert ihn die FT. Berlusconis neuerlicher Vorschlag sei seine „x-te 180-Grad-Wendung“ und werde von Monti wohl abgelehnt. Zudem ist für Berlusconi die Immunität von großer Bedeutung, die er wieder genießen würde, wenn er Teil der neuen Regierung wäre. Mehrere Prozesse laufen gegen ihn und Berlusconi wird vorgeworfen, diese nun absichtlich weiter zu verzögern.

Berlusconis neuerliches Angebot einer Zusammenarbeit könnte nun eine Falle für Monti sein, seine Pläne zu offenbaren. Denn Monti hat sich bisher nicht über eine mögliche Kandidatur geäußert. Dies wird jedoch noch vor Weihnachten erwartet, sobald das Budget beschlossen und das Parlament aufgelöst ist. Der noch amtierende Premier ist in Verhandlungen mit verschiedenen Gruppierungen, die allerdings Berlusconi-Gegner sind, zitiert die FT italienische Politiker. Eine Nachfolge des italienischen Präsidenten Napolitano steht ebenfalls im Raum.

Weitere Themen

Frankreich nervös: Spanien soll endlich EU-Rettung anfordern

Der finale Schuss: US-Notenbank am Ende ihrer Möglichkeiten

Goldpreisdrückung: „Es geht um das Überleben des Systems“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...