Finanzen

Draghi: Kreditvergabe darf keine nationalen Grenzen haben

EZB-Chef Draghi ist zuversichtlich, dass die EZB bald auch die Bankenaufsicht in der Eurozone übernehmen wird. Entgegen der Vereinbarungen der Eurogruppe will er aber alle 6.000 Banken der Aufsicht unterstellen. Er möchte, dass Kredite grenzübergreifend vergeben werden.
18.12.2012 00:54
Lesezeit: 1 min

„Der mittelfristige Ausblick für die wirtschaftliche Aktivität bleibt schwierig.“, sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Montag vor dem Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments. Wie vor ihm Herman van Rompuy unterstützte auch Draghi das letzte Woche erzielte Abkommen zur Einführung einer europäischen Bankenaufsicht (mehr hier). Es werde helfen, Vertrauen in den europäischen Bankensektor wiederherzustellen. Außerdem werde es „das Verleihen zwischen den Banken und den Kreditfluss über die Grenzen wiederbeleben, was spürbare Effekte in der Realwirtschaft haben wird“, so Draghi.

Draghi versicherte, die Übernahme der Bankenaufsicht in der Eurozone durch die EZB werde keinen Einfluss auf ihre Geldpolitik haben. Dies wird jedoch vor allem in Deutschland befürchtet. „Preisstabilität bleibt das Hauptziel der EZB“, versicherte Draghi. Und auch die Übernahme der Bankenaufsicht werde darauf keinen Einfluss haben. „Viele Zentralbanken haben aus guten Gründen die Rolle der Aufsicht übernommen.“ 14 der 17 Zentralbanken in der Eurozone hätten diese Rolle übernommen. Dies sei eine Konsequenz der globalen Finanzkrise.

Die EZB werde nun die Kontrolle über alle 6.000 Banken der Eurozone übernehmen. Und sie werde sich das Recht vorbehalten, von jeder dieser Banken „jede Art von Informationen anzufordern“, sagte Draghi. Alle nationalen Aufsichtsbehörden müssten dieselben EZB-Regeln befolgen. Dass die Regierungschefs der Mitgliedsländer sich aber bei dem Ausmaß der EZB als neue Bankenaufsicht zunächst auf europäische Banken mit Vermögenswerten über 30 Milliarden Euro beschränken wollen, scheint für Draghi keine Rolle zu spielen.

Erst vor ein paar Tage hatte sich Bundesbank-Chef Jens Weidmann kritisch gegenüber der Rolle der EZB bei der neuen Bankenaufsicht gezeigt. Der Vermittlungsausschuss zwischen EZB-Rat und Bankenaufsicht sei rechtlich nicht ausreichend abgesichert, mahnte er. In Deutschland läuft vor allem der Sparkassen- und Giroverband (DSGV) Sturm gegen eine Kontrolle durch die EZB.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Von der Leyens Deal mit der Rechten: Was das für den Green Deal heißt
26.06.2025

Die Green Claims-Richtlinie sollte Greenwashing in Europa beenden. Doch Ursula von der Leyen lässt das Projekt fallen – auf Druck von...

DWN
Finanzen
Finanzen Panzer oder Chips: Europas Rüstungsaktien überholen Tech-Aktien
26.06.2025

Rüstungsaktien überflügeln Tech-Aktien – Europas Waffenhersteller sind an der Börse teurer als Nvidia & Co. Doch wie lange kann das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die Pleitewelle rollt: Rekordstand bei Firmeninsolvenzen
26.06.2025

Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland steigt auf ein Zehnjahreshoch – trotz abgeflauter Dynamik. Besonders betroffen sind der...

DWN
Finanzen
Finanzen Verbraucher sparen lieber, als ihr Geld auszugeben
26.06.2025

Die Deutschen halten ihr Geld zusammen – trotz besserer Konjunkturaussichten. Eine neue Studie zeigt: Aus Angst vor wirtschaftlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Leica mit Rekordumsatz: Kamera-Pionier setzt auf Smartphone-Erfolg
26.06.2025

Leica wächst weiter: Mit einem Rekordumsatz im Rücken und einer traditionsreichen Geschichte treibt der Kamera-Hersteller seine Expansion...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse: Bundestag beschließt Verlängerung bis Ende 2029
26.06.2025

Die Mietpreisbremse soll weitere vier Jahre gelten – doch sie ist umstritten wie eh und je. Während der Eigentümerverband sie für...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis im Höhenflug: Anleger in der Falle?
26.06.2025

Der Goldpreis eilt von Rekord zu Rekord, doch Experten warnen: Wer jetzt einsteigt, könnte in eine gefährliche Falle tappen. Was Anleger...

DWN
Immobilien
Immobilien Erbschaftsteuer Kinder - mit diesen Tipps lässt sich bei Immobilien viel sparen
26.06.2025

Geht es ans Erben, haben Kinder hohe Freibeträge, die jedoch bei Immobilienbesitz oder anderen hohen Vermögen schnell aufgebraucht sind....