Finanzen

Ex-EZB Chef Trichet schlägt Alarm: Notenbank Bilanz ist komplett „abnormal"

Die Bilanz der EZB liegt derzeit bei 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes der Eurozone. Bei der Fed und der Bank of England sieht es ähnlich aus. Für den ehemaligen EZB-Chef Trichet ist das nicht akzeptabel. Skeptisch äußert er sich auch über den möglichen Austritt Großbritanniens. Dieser sei größenwahnsinnig.
21.12.2012 13:37
Lesezeit: 1 min

Aktuell

USA: Wirtschafts-Wachstum schafft keine Arbeitsplätze mehr

In den vergangenen Jahren der Schuldenkrise und Wirtschaftskrise haben die Zentralbanken immer stärker ihre Geldpolitik gelockert und immense Mengen an Geld in den Markt gepumpt. Für den ehemaligen Chef der EZB Jean-Claude Trichet ist dies höchst beunruhigend. Wenn man sich die Erhöhung der Bilanzen der Zentralbanken seit dem Ausbruch der Krise im Jahr 2007 ansehe, finde sich überall die gleiche Größenordnung, so Trichet. „Für Großbritannien, Europa, die USA und Japan ist das zutiefst abnormal“, warnt er in einem Interview mit der CNBC.

Nach eigenen Angaben betrug die Bilanz der Bank of England im ersten Quartal 2012 20 Prozent des jährlichen BIPs des Landes – das ist viermal mehr als zu Beginn des Jahres 2007 (die Schlagkraft der Bank ist fast am Ende - hier). Ähnlich sieht es bei der Fed aus. Die Bilanz der amerikanischen Zentralbank hat sich seit Ausbruch verdreifacht und liegt nun bei 20 Prozent des BIPs. Und die EZB-Bilanz entspricht mittlerweile 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes der gesamten Eurozone. „Ich gehe davon aus, dass das angesichts der gegenwärtigen Situation nicht ewig so bleiben kann“, so Trichet. Dies sei nicht „die neue Normalität, die man akzeptieren kann“. Vor diesem Hintergrund ist auch die Budget-Debatte in den USA zu sehen, die kurz vor dem Scheitern steht (mehr hier).

Darüber hinaus äußerte sich der ehemalige Zentralbankchef auch zu einem möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU. „Das ist ein Problem für Großbritannien und nicht unbedingt für den Euro“, sagte Trichet (für die USA ist es jedoch von Bedeutung - hier). Auch ohne das Land sei die Bevölkerung in der Eurozone beispielsweise schon jetzt größer als die amerikanische. Und ganz abgesehen davon gebe es viele Länder, die gerne Teil der Eurozone wären. Für Trichet ist ein solches Referendum ein „napoleonisches Konzept“, das nicht in die repräsentative Demokratie Großbritanniens passe.

Weitere Themen

Krisenangst: Commerzbank will Steuergelder nicht zurückzahlen

„Systematisch belogen“: EU erhebt schweren Betrugsvorwurf gegen Tschechien

Kaviar, Austern und Trüffel: Schuldenstaaten müssen für IWF-Party zahlen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Hensoldt-Aktie auf Rekordjagd: Was Anleger jetzt wissen sollten
02.06.2025

Die Hensoldt-Aktie überrascht mit einem historischen Kursfeuerwerk – doch ist der Höhenflug gerechtfertigt? Anleger sollten genauer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KfW-Analyse: Mittelstand zieht sich aus dem Ausland zurück
02.06.2025

Eine aktuelle KfW-Analyse zeigt: Immer mehr Mittelständler ziehen sich aus dem Auslandsgeschäft zurück. Was steckt hinter dem Rückzug...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalstrategie: Warum Top-Kandidaten oft scheitern – und was das über unser System verrät
02.06.2025

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Bei der Personalauswahl geht es immer weniger um Kompetenz – und immer mehr um Bauchgefühl,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
02.06.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Politik
Politik Ukraine: Drohnenoffensive gegen Putins Luftwaffe – bringt der Verlust strategischer Bomber Russland zu Zugeständnissen?
02.06.2025

Mitten in den Vorbereitungen für neue Friedensverhandlungen in Istanbul verpasst die Ukraine dem Kreml einen historischen Schlag: Mit...

DWN
Technologie
Technologie „KI wird Menschen nicht ersetzen – aber Menschen, die sie nutzen, werden jene verdrängen, die es nicht tun.“
02.06.2025

Was kommt nach dem digitalen Wandel? Die dänische Futuristin Anne Lise Kjaer über multipolare Macht, echte Nachhaltigkeit und warum die...

DWN
Politik
Politik Polen-Wahl: Rechtskonservativer Karol Nawrocki gewinnt Stichwahl in Polen
02.06.2025

Der rechtskonservative Bewerber Karol Nawrocki hat die Polen-Wahl knapp gewonnen. Führende Medien des Landes erklärten ihn am frühen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Litauer übernehmen das Kommando im deutschen Windkraftsektor
02.06.2025

Während Deutschland plant und diskutiert, baut INIKTI längst: Der litauische Mittelständler treibt die Energiewende voran – dort, wo...