Bessere Kameras, HD-Aufnahmen, zahlreiche Apps und zusätzliche Angebote wie eine Virtual Reality Brille – fast jedes halbe Jahr präsentieren die Handyhersteller mittlerweile neue Produkte. Der Markt in Europa, Asien und den USA wird regelrecht geflutet. Die Konkurrenz ist groß und die Anzahl der noch nicht erreichten Kunden wird immer kleiner. Doch seit einiger Zeit verlagert sich der Fokus der Hersteller auch immer stärker nach Indien. Der dortige Handymarkt ist groß. So groß, dass Start-ups sich hier genauso tummeln wie die Branchenriesen Apple, Samsung und Huawei. Selbst Nokia (Microsoft) versucht nun noch einmal, auf dem Handymarkt Fuß zu fassen. Indien soll dabei helfen.
Wie Nokia das erreichen will, zeigt das neue Handy des Herstellers. Das Nokia 216 wird es vorerst nur auf dem indischen Markt geben. Mit 33 Euro ist es nach europäischen Standards äußerst günstig. Der Akku des Geräts hält sehr lang, währenddessen ist es aber bei der Zahl der Apps, der Megapixelzahl der Kamera (0,3 Megapixel) und beim Surfen im Netz nicht mit der 4G-Technologie vergleichbar. Auf dem indischen Markt könnte dieser Ansatz jedoch funktionieren. Mitte des Jahres hatte der indische Smartphone-Hersteller Ringing Bells das Handy Freedom 251 für 251 Rupien (3,30 Euro) präsentiert.
Indiens hat mittlerweile die USA als größten Handymarkt abgelöst. Besaßen 2013 rund 524,9 Millionen Menschen in Indien ein Handy, sind es mittlerweile 638,4 Millionen (2015). Ein Anstieg auf 775,5 Millionen wird für 2017 erwartet. Doch nicht nur der normale Handymarkt wächst in Indien rasant. Auch der Smartphone-Markt wird immer größer. Morgan Stanley rechnet damit, dass Indien im kommenden Jahr die USA auch als zweitgrößten Smartphone-Markt überholen wird. Der Smartphone-Markt werde, so Morgan Stanley, 2018 eine Wachstumsrate von 23 Prozent erreichen und für 30 Prozent des globalen Wachstums verantwortlich sein.
„Indien wird fast fünfmal so schnell wachsen wie der derzeit weltweit größte Smartphone-Markt, China“, so Morgan Stanley. Bisher nutzen nur 18 Prozent der indischen Bevölkerung Smartphones: Das sind 225 Millionen von 1,3 Milliarden.
Momentan ist der Markt für Highend-Geräte (300 Dollar und mehr) in Indien noch sehr klein. Nur 6 Prozent des gesamten Handymarktes in Indien machen diese aus. Deswegen sind Start-ups und andere Firmen mit günstigen Handys derzeit so erfolgreich. Es ist jedoch damit zu rechnen, dass sich in den kommenden Jahren auch immer mehr Handynutzer ein teureres Handy kaufen. Selbst Apple hat in Indien noch einen erheblichen Nachholbedarf. Mehr als die Hälfte der indischen Handynutzer kennt die Marke nicht einmal. Entsprechend stark könnte Apple seine Verkäufe in den kommenden Jahren ausbauen.