Deutschland

Deutsche Jugend: Auf dem Weg zur verlorenen Generation

Die offizielle Statistik zur deutschen Jugendarbeitslosigkeit ist nur auf den ersten Blick gut. Tatsächlich haben auch in Deutschland immer weniger Jugendliche einen Job. Eine ganze Generation muss sich auf ein Leben im Niedriglohn-Segment einstellen.
12.01.2013 01:43
Lesezeit: 2 min

Aktuell

EU-Rehn: Sparpolitik ist sehr positiv für die Finanzmärkte

Die Arbeitslosigkeit in der EU hat im November 2012 einen historischen Höchststand erreicht, und dasselbe gilt für die Jugendarbeitslosigkeit (mehr hier). Zudem lässt sich an der Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit in der Eurozone nachvollziehen, welchen verheerenden Einfluss die Einführung des Euro auf die beteiligten Länder gehabt hat, vor allem auf die Jugend (mehr hier). EZB-Chef Mario Draghi sprach gerade von zwei Arbeitsmärkten in Europa, einem für Ältere und einem für Jüngere, wobei letzterer weniger Schutz biete (mehr hier).

Doch auch innerhalb Deutschlands hat ein schleichender Prozess eingesetzt, der die Jugendlichen immer mehr vom Arbeitsmarkt ausschließt. Eine ganze Generation verdient kaum noch Geld. Zwar lag im November 2012 die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland bei lediglich 8,1 Prozent, so das Statistische Bundesamt. Als arbeitslos gilt dabei aber auch nur, wer sich aktiv um Arbeit bemüht und dennoch überhaupt nichts gefunden hat. Doch viele deutsche Jugendliche finden heute entweder nur gering bezahlte Arbeit oder sie suchen erst gar nicht nach einem Job.

Schon die offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes sprechen eine deutliche Sprache. Im Jahr 1991 arbeiteten noch circa 58 Prozent der Jugendlichen. Zwanzig Jahre später sind es nur noch 48 Prozent. Umgekehrt ist die Entwicklung bei den Älteren (55 bis unter 65 Jahre) verlaufen. Während 1991 lediglich 38 Prozent der Älteren arbeiteten, waren es im Jahr 2011 mit 60 Prozent mehr als anderthalbmal so viele. Mit anderen Worten: Die Jugend arbeitet heute deutlich weniger, die Älteren arbeiten viel mehr.

Doch auch die Qualität der Arbeit hat sich verändert. Die Anzahl der Jugendlichen, die nur geringfügig beschäftigt sind, hat sich von circa 718.000 im Jahr 1999 auf 936.000 im Jahr 2011 erhöht, so die Agentur für Arbeit. Eine Zunahme der geringfügigen Beschäftigung ist auch bei den älteren Jahrgängen zu beobachten. Und wenn sich dieser Trend nicht umkehrt, dann wird die heute junge Generation auf Dauer mit deutlich weniger Geld auskommen müssen.

Zu den unerfreulichen Aussichten für die heutige Jugend trägt bei, dass sich Europa in der Rezession befindet und die wirtschaftliche Lage sich noch deutlich verschlechtern wird. Diese Entwicklung ist auch schon in Deutschland angekommen, wie etwa die Automobilindustrie zeigt (mehr hier). Während die älteren Generationen Zeit hatten, sich Vermögen aufzubauen, wird die Jugend von der Krise unvorbereitet getroffen. Zu viele junge Menschen verfügen weder über finanzielle Rücklagen, noch haben sie genügend erwerbstaugliche Fähigkeiten erworben.

Weitere Themen

Barroso: EU ist nicht schuld an der Krise in Europa

Spanien: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Zentralbank

Gelddruck lohnt sich: Fed ist erfolgreichste Bank der Welt

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Berge, Natur und ganz viel ROBINSON Flair – die perfekte Auszeit in den Alpen.

Manchmal ist das Gute so nah. Keine lange Anreise, kein Jetlag – und trotzdem diese einzigartige Mischung aus Freiheit, Erholung und...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Seltene Erden: Weltwirtschaft bleibt abhängig von China
23.03.2025

US-Präsident Donald Trump möchte seltene Erden gern in der Ukraine oder Grönland abbauen und so die Dominanz Chinas brechen. Doch einer...

DWN
Panorama
Panorama Parsberg: Messerattacke auf einer Feier in der Oberpfalz endet tödlich
23.03.2025

Auf einer Veranstaltung unter freiem Himmel mit mehreren Hundert Teilnehmern in Parsberg kommt ein Mann ums Leben. Die Hintergründe der...

DWN
Politik
Politik Grenzkontrollen: Mehr Beschwerden wegen „Racial Profiling“ durch Bundespolizisten?
23.03.2025

Seit an deutschen Grenzen stationär kontrolliert wird, gehen beim Polizeibeauftragten des Bundes vermehrt Beschwerden ein. Unter anderem...

DWN
Finanzen
Finanzen Tolles Investment für dich … – so wehren Sie sich charmant gegen Geldjäger
23.03.2025

Fast jeder kennt es: Ein alter Bekannter taucht plötzlich auf – mit einem „exklusiven“ Investment-Angebot nur für Freunde. Sei es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG): Diese neuen Pflichten kommen auf Händler zu
23.03.2025

Ab Juni 2025 müssen Online-Shops barrierefrei sein – sonst drohen Abmahnungen und hohe Bußgelder. Doch was genau bedeutet das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollexperte: „Kurzschlussreaktionen wären jetzt fatal“
23.03.2025

Donald Trump setzt auf Strafzölle gegen europäische Importe. Besonders Mittelständler stehen unter Druck. Ewald Plum, Zollrechtsexperte...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobwechsel wegen hoher Mieten: In Großstädten verschärft sich das Ringen um Fachkräfte
23.03.2025

Die hohen Mieten in deutschen Großstädten sind einer Studie zufolge eine Hürde für Unternehmen im Ringen um Fachkräfte. Viele Menschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klimaschutz: Irreführende Werbung? Umwelthilfe klagt gegen fünf Firmen
23.03.2025

Vorwurf der Verbrauchertäuschung: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) geht juristisch gegen fünf weitere Konzerne vor, die aus Sicht des...