Politik

Berlusconi verschärft Gangart gegen Brüssel: Olli Rehn soll zurücktreten

Lesezeit: 1 min
30.01.2013 16:35
In der Partei des ehemaligen italienischen Premiers Silvio Berlusconi wird der Rücktritt von EU-Kommissar Olli Rehn gefordert. Dieser hatte für Berlusconis Erzfeind Mario Monti Partei ergriffen.
Berlusconi verschärft Gangart gegen Brüssel: Olli Rehn soll zurücktreten

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Nachdem EU-Kommissar Olli Rehn den früheren Premier Italiens Silvio Berlusconi scharf attackiert hatte, kommen nun aus Berlusconis Partei Forderungen nach einem Rücktritt des Kommissars.

Rehn hatte den früheren italienischen Premier am Dienstag für die Finanzkrise in Italien verantwortlich gemacht. Berlusconi habe 2011 „einige Versprechen zur Haushalts-Konsolidierung“ gemacht, zitiert EOobserver den Kommissar. Daraufhin habe die EZB italienische Staatsanleihen gekauft „und die Situation begann, sich für eine sehr kurze Zeit zu verbessern“, so Rehn.

Dann aber habe Berlusconi „entschieden, den Verpflichtungen nicht mehr nachzukommen“, was zu Finanzierungsproblemen geführt habe, welche die italienische Wirtschaft erstickt hätten, sagte Rehn. Während der Kommissar Berlusconi scharf attackiert, lobte er die Leistungen von Berlusconis Amtsnachfolger und Wahlkampfgegner Mario Monti. „Monti war in der Lage, die Situation zu stabilisieren“, sagte Rehn.

Die Reaktionen auf Rehns Angriffe aus Italien waren ebenfalls sehr scharf. Renato Brunetta, bis 2011 Arbeitsminister in Berlusconis Regierung, warf Rehn „Lügen“ und „Verleumdung“ vor, zitiert ihn EUobserver. Er forderte das EU-Parlament auf, eine offizielle Untersuchung einzuleiten.

Brunetta sagte, Berlusconis Regierung habe sowohl Haushaltskürzungen in Höhe von 65 Milliarden Euro beschlossen als auch Pläne für einen ausgeglichen Haushalt bis 2013 vorgelegt. Auch der italienische EU-Kommissar Antonio Tajani verteidigte Berlusconi. „Ich distanziere mich von den Italien-Äußerungen meines Kollegen Olli Rehn, weil sie die EU-Kommission parteiisch erscheinen lassen“, sagte Tajani.

EU-Beamte dürfen sich nicht in die nationale Politik eines Landes einmischen. Doch Rehns Attacke gegen Berlusconi und sein Lob für Monti erwecken den Anschein, er wolle sich in die Parlamentswahlen Ende Februar in Italien einmischen.

Die EU-Kommission selbst sagte, Rehn habe lediglich noch einmal die Ereignisse des Herbstes 2011 dargestellt, zitiert EUobserver. Die EU-Elite hat Monti, den sie selbst in Italien als Premier durchgesetzt hatte, wiederholt für seine Regierungsführung in der Krise gelobt.

Dabei hinterlässt Monti sein Land in einem miserablen Zustand, gerade ist das Verbrauchervertrauen auf einen absoluten Tiefststand abgerutscht (mehr hier). Und auch in einen riesigen Bankenskandal um die älteste Bank Italiens ist der Ex-Goldman-Mitarbeiter verwickelt (mehr hier).

Weitere Themen

BDI bestätigt Auftragseinbruch in der Industrie

USA: Fed stottert als Dukaten-Esel

Regierung noch beim Schönfärben: Armutsbericht erneut verschoben


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...