Peer Steinbrück hat kein Glück: Zuerst ein Medienberater, der vorher bei einem Finanz-Hai gearbeitet hatte (hier), dann die Einladung zu einer völlig überraschten SPD-Familie im Honecker-Stil (hier), und nun eine Agentur, die sich für ihre Fehlberatung die dämlichste Begründung hat einfallen lassen, die man in diesem Wahlkampf bisher gehört hat.
Am Donnerstag wurde Steinbrücks Blog nun vom Netz genommen. Als Grund gibt die SPD Düsseldorfer Agentur steinkuehler-com.de originellerweise eine Serie von Hackerangriffen an. „Fortwährende Cyber-Attacken auf den Server der Website peerblog.de“ hätten zu „dauerhaften Unterbrechungen geführt“, heißt es in einer Mitteilung der Agentur. „Die technische Analyse hat ergeben, dass die Cyber-Angriffe durch Massenfragen von sogenannten Zombies (infizierte Rechner unbeteiligter Personen) ausgelöst worden sind“. Die Agentur geht davon aus, dass die Hacker-Gruppe T3AM M3DUSA der Urheber ist, da diese gedroht habe, den Blog anzugreifen. „Wir sehen uns deshalb gezwungen, die Website vom Netz zu nehmen“, so die Agentur weiter.
Solch einen Unsinn muss man sich erst einmal einfallen lassen: Jedenfalls sollte niemand mehr bei einer Agentur eine Website in Auftrag geben, die ihren Kunden so schweren Hacker-Angriffen aussetzt. Es wäre in der Geschichte des Internet übrigens das erste Mal, dass eine gänzlich unbedeutende Website von Hackern wenige Tage nach ihrem Start außer Gefecht gesetzt worden ist. Hackerangriffe richten sich in der Regel gegen Seiten, die schon massiven Traffic auf sich ziehen und über einen gewissen Zeitraum von Hackern beobachtet werden.
Statt der Hackergruppe T3AM M3DUSA hätte die Agentur auch schreiben können, dass die Website von der Hackergruppe A4TM M4DNAHLES oder von der Hackergruppe SIG4 MAR6 GABRYL angegriffen worden sei. Die einzigen, die nicht in Frage kommen, sind die CDU-Mannen von Angela Merkel, weil sie sich schon so auf den Peerblog gefreut hatten.
„Wir wissen nicht, ob diese Attacken von Dritten bestellt oder gar bezahlt worden sind“, erklärte die Agentur. „Diese Angriffe aus dem Netz waren zusätzlich mit Erpressungsversuchen verbunden, unsere Geschäftsbeziehungen offenzulegen.“ Aus grundsätzlichen Erwägungen werde man darauf „selbstverständlich nicht eingehen“. In jedem Falle sei der „politische Dialog“ über die Internetseite einer „außerparteilichen Plattform brachial zerstört worden.“ Man wolle sich aufgrund dieser „kriminellen Attacken“ nicht länger „skrupellosen und inhaltsleeren Anfeindungen aussetzen“.
Nach eigener Darstellung ist das Internetportal für Peer Steinbrück unabhänig von der SPD gewesen. Die Berichterstattung darüber, dass die Internetseite von fünf nicht genannten Unternehmen mit einer sechsstelligen Summe unterstützt worden sei, sorgte für massive Kritik in der SPD und anderen Parteien.
Die Dolchstoßlegende mit den Hackern dagegen wird bei jedem, der einmal eine Website ins Internet gestellt hat, auf größte Heiterkeit stoßen. Peer Steinbrück sollte für den Rest des Wahlkampfs die Finger von der Technik lassen. Postwurfsendungen gelten als ein probates Mittel, an die schon etwas ältere Klientel zu kommen. Zustellung garantiert Zombie-frei.