Finanzen

Eiskalt abserviert: Wie Moskau den Finanzminister von Zypern demütigte

Die Reise des zypriotischen Finanzministers Michael Sarris nach Moskau war offenbar ein Horror-Trip. Die Russen ließen den Bittsteller eiskalt auflaufen. Zu dem Zeitpunkt muss schon klar gewesen sein, dass Zypern für die russischen Oligarchen kein systemisches Risiko mehr darstellt.
26.03.2013 02:00
Lesezeit: 1 min

In Moskau sind nicht nur Winter bitterkalt. Der zypriotische Finanzminister Michael Sarris musste bei seinem Bittgang am Wochenende zur Kenntnis nehmen, dass niemand Erbarmen kennt, wenn es ums Geld geht, vor allem nicht bei höheren Beträgen.

Sarris war am Dienstagabend nach Moskau gereist, um bei den Russen einen Gegen-Bailout zur EU zu verhandeln.

Am Mittwoch präsentierte er, schlecht vorberietet und offenkudnig ohne klare Vorgaben aus Nikosia, seinen Wunsch: Er wollte einen neuen Kredit über fünf Milliarden Euro sowie eine Verlängerung der Laufzeit einer bestehenden Kreditlinie über 2,5 Milliarden Euro.

Zunächst gaben ihm die Russen gar keine Antwort auf das Anliegen, welches er vortragen hatte. Wie Reuters rekonstruiert hat, hörten die russischen Vertreter Sarris zu – und ließen ihn dann den Rest des Tages in seiner Suite im Lotte Plaza am Moskauer Gartenring schmoren.

Den ganzen Donnerstag hörte er nichts von den Russen. Erst um 21 Uhr abends wurden die Gespräche fortgesetzt. Von den Russen kam nichts.

Um Mitternacht wusste Sarris, dass seine Mission kläglich gescheitert ist. Am Freitagmorgen verließ Sarris Moskau – obwohl er sein Hotelzimmer bis Montag gebucht hatte.

Was Sarris nicht wusste: Die EU hatte Moskau informiert, dass ein neuer Kredit von Russland einfach als neue Schulden Zyperns gewertet werde.

Im Hintergrund hatten die russischen Oligarchen bereits damit begonnen, ihre Konten zu leeren. Offenkundig hatten auch sei einen Wink aus Brüssel bekommen, vermutlich über Moskau.

So blieb Sarris nichts als die bittere Erkenntnis: Haifische treten gerne im Rudel auf. Aber nur mit ihresgleichen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Mogelpackung des Jahres: Granini Trinkgenuss Orange enttäuscht Verbraucher - wie Sie Mogelpackungen erkennen
22.01.2025

Verbraucher fühlen sich getäuscht: Der "Granini Trinkgenuss Orange" wurde von der Verbraucherzentrale Hamburg zur "Mogelpackung des...

DWN
Politik
Politik Scholz in Paris bei Macron: „Europa wird sich nicht ducken“
22.01.2025

Zwei Tage nach der Vereidigung Trumps stimmen Scholz und Macron sich ab, wie sie mit dem Kurswechsel in der US-Politik umgehen wollen. Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verpackungssteuer Tübingen: Bundesverfassungsgericht bestätigt Rechtmäßigkeit
22.01.2025

Das Bundesverfassungsgericht hat die Verpackungssteuer Tübingen als verfassungsgemäß bestätigt. Die Abgabe, die seit Januar 2022 auf...

DWN
Politik
Politik Messerattacke: Aschaffenburg betrauert nach Gewalttat zwei Tote - was wir wissen
22.01.2025

Am Mittwochmittag wurde die Stadt Aschaffenburg von einer schrecklichen Gewalttat erschüttert. Ein 28-jähriger Mann attackierte nach...

DWN
Politik
Politik Wann greift Russland an? Geheimdienste rechnen mit 2028
22.01.2025

Russischer Angriff ab 2028? Geheimdienste warnen davor, dass Russland die EU in den kommenden Jahren an der Ostgrenze angreift. Laut...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank - Schwäche der deutschen Wirtschaft hält an, aber es gibt Hoffnungsschimmer
22.01.2025

Der Bundesbank zufolge ist ein Aufschwung in der deutschen Wirtshaft ist vorerst nicht in Sicht. Dafür gibt es mehrere Gründe. Doch etwas...

DWN
Politik
Politik YouGov-Wahlumfrage: AfD und SPD gleichauf - CDU rutscht ab
22.01.2025

In der neuesten Wahlumfrage von YouGov kann die SPD deutlich zulegen. Die AfD verliert dagegen. Beide Parteien liegen nun gleichauf. Auch...

DWN
Technologie
Technologie Projekt "Stargate" - OpenAI und Trump setzen auf KI-Rechenzentren für die Zukunft
22.01.2025

OpenAI und bedeutende Technologie-Partner investieren 500 Milliarden Dollar in neue Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI). Das...