Deutschland

Die große Preis-Bombe beim Benzin: Ramsauer will E20

Nach dem Fiasko mit dem Bioskraftstoff E10 plant die Bundesregierung den Alkoholgehalt im Sprit auf 20 Prozent zu erhöhen. E20 soll Tanken billiger und umweltfreundlicher machen. Was nicht gesagt wird: Es wird vermutlich richtig teuer für die Konsumenten.
29.03.2013 01:33
Lesezeit: 1 min

Die große Preisbombe beim Benzin droht, fürchtet das Online-Magazin Auto.de. Der Grund: Nach dem Fiasko mit E10 hat die Bundesregierung nun beschlossen, ab 2014 mit E20 die nächste Öko-Stufe zu zünden.

Autofahrer sollen ihren Beitrag zur Energiewende leisten, indem sie umweltfreundlicher tanken. Darauf verständigten sich Umweltminister Peter Altmaier, Wirtschaftsminister Philipp Rösler und Verkehrsminister Peter Ramsauer koalitionsintern. Ab 1. Januar 2014 sollen Tankstellen verpflichtet werden, E20 anstatt von E10 zu verkaufen, hieß es aus Regierungskreisen. Der neue Kraftstoff wird einen 20 prozentigen Anteil Bio-Ethanol haben. Der beigemischte Alkohol soll ausschließlich aus klimaneutralem Anbau kommen, also keine klimaschädlichen Stoffe wie CO2 bedingen. Das soll die CO2-Bilanz Deutschlands aufbessern.

Die Ministerien begründen den Schritt mit der schleppenden Entwicklung alternativer Antriebe durch Deutsche Autobauer. Da man die Konzerne nicht zwingen könne, umweltfreundlicher zu sein als es die EU-Normen verlangen, müsste man die Energiewende bei den Autofahrern vorantreiben.

Die Bürger sollen zudem von billigeren Preisen an der Zapfsäule profitieren. Wenn die Mineralölkonzerne nicht die Mindestquoten an verkauftem Biosprit erreichen, geben sie die Mehrkosten durch Strafzahlungen auf die Verbraucher weiter. Das wolle die Bundesregierung nun nicht mehr akzeptieren, da die Quoten mit E20 leichter zu erreichen seien. „Wenn nur zwei Drittel der E10-Tankkunden zu E20 wechseln, dürften die Konzerne ihre Bio-Ethanol-Quoten bereits zum Ende der Urlaubssaison im September 2014 erfüllt haben“, so ein Vertreter des Verkehrsministeriums zu Auto.de.

E10 war 2011 ein kontroverses Thema. Damals befürchteten Kritiker vor allem, dass der Alkohol den Motor beschädigen könnte. Verbraucher- und Umweltschützer warnen nun auch vor dem Nachfolger E20. So müsse sichergestellt sein, dass der beigefügte Bio-Alkohol klimaneutral und nur aus Rohstoffen gewonnen werde, die in Entwicklungsländern nicht als Nahrungsmittel gelten. Deutsche Autofahrer dürften ihre Verantwortung für den Hunger in der Welt nicht an der Zapfsäule abgeben.

Zum anderen warnen Verbraucherschützer vor einem drastischen Anstieg des Alkoholpreises. Für E20 benötigt man zusätzlich Methanol, ein wichtiger Grundstoff zum Beispiel für die chemische Industrie. Der zusätzliche Bedarf an Alkohol für Biosprit, könnte zu einem Lieferengpass und damit zu einem Anstieg der Lebenskosten führen, warnen Kritiker.

Die Mineralölfirmen werden von E20 jedenfalls profitieren, weil sie bereits große Mengen an verwertbarem Alkohol produzieren. So können die Konzerne ihre Produktionskapazitäten besser auslasten und EU-Strafzahlungen wegen nicht erfüllter Quoten vermeiden. Dadurch können die Konzerne profitabler produzieren.

Von einer Weitergabe der Kostensenkungen an die Konsumenten ist im Automobil-Bereich indes noch nichts bekannt.

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