Politik

Bundesbank: Die größten Zocker unter den Bankern sind Frauen

Die Bundesbank räumt mit dem Vorurteil auf, dass Frauen weniger zum Zocken neigen als Männer: Gelangen sie bei einer Bank erst einmal in eine verantwortliche Position, gehen Bankerinnen sogar noch höhere Risiken als Männer, so eine Studie der BuBa.
04.04.2013 00:25
Lesezeit: 1 min

Die Forschung über die Bedeutung der Geschlechter für risikoreiche Finanzentscheidungen wird von der Deutschen Bundesbank vorangetrieben. In einer Studie will die Bundesbank die These wiederlegt haben, dass weibliche Top-Manager weniger risikobereit sind als ihre männlichen Kollegen. Die Bereitschaft, in risikoreiche Vermögenswerte zu investieren, könne sogar durch neue weibliche Aufsichtsräte erhöht werden.

Vor allem aber scheint es so zu sein, dass Frauen bestimmte knallharte Positionen auch öffentlich weicher argumentieren können. Ein schönes Beispiel ist Blythe Masters, bei JP Morgan zuständig für Rohstoffe und Commodities. Sie gilt als einer der Drahtzieherinnen bei der Manipulation des Silber-Preises. In einem TV-Interview (siehe am Ende des Artikels) wirkt die Bankerin dagegen wie eine Stiftungsrätin der Bertelsmann-Stiftung (naja, ganz ungefährlich sind die Frauen von Bertelmann auch nicht - hier).

Die Studie besagt, dass Frauen, die in eine höhere Position befördert werden, sich einem großen Druck ausgesetzt sehen, Risiken einzugehen, um ihre männlichen Konkurrenten auszustechen. Gerade weil Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert sind, steigt der Druck zur Risikobereitschaft. Der Ausbruch der Finanzkrise hätte also auch stattgefunden, wenn Frauen bei den Banken in der Überzahl wären.

Insgesamt sind für die Risikobereitschaft aber Faktoren wie der soziale Hintergrund die akademische Ausbildung von größerer Bedeutung als das Geschlecht. Auch das Alter spielt eine bedeutendere Rolle. Gemäß der Studie falle die Risikobereitschaft mit dem Alter der männlichen Manager. Bei den Frauen sinke die Risikobereitschaft ab einem Alter von 30 Jahren. Ansonsten zocken Frauen genau so wie die Männer.

Bezeichnend ist, dass bei der Risikoeinschätzung die realwirtschaftlichen Fundamentaldaten immer mehr in den Hintergrund geraten. Vor allem jüngere Investoren treffen ihre Finanzentscheidungen eher nach makroökonomischen und kurzfristigen Risikotrends auf den Finanzmärkten.

Entscheidend für den Erfolg der Manager ist die akademische Herkunft der Finanzmarktakteure: Mathematiker und Physiker werden in der Regel für die Entwicklung der toxischen Finanzprodukte verantwortlich gemacht. Sie verstehen aber auch die Konzepte der Wahrscheinlichkeit und der Unberechenbarkeit instabiler Systeme am besten. Sozialwissenschaftler und Verhaltensforscher verstehen die Trends des irrationalen Verhaltens und der Herdenbewegungen auf den Finanzmärkten am besten.

Wirtschaftswissenschaftler, die sich strikt an rationalem Verhalten orientieren und die Instabilität der Finanzmärkte ignorierten, gehören meist zu den Verlieren der Finanzkrise. Historiker scheuen eher das Risiko, können aber die Finanzmarktkrise der letzten Jahre in den richtigen Kontext einordnen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...