Politik

Merkel: Staaten in Europa müssen Souveränität abgeben

Lesezeit: 1 min
22.04.2013 17:27
Die europäischen Länder müssten akzeptieren, dass die EU in einigen Bereichen das letzte Wort hat, sagte die Bundeskanzlerin. Derzeit herrsche Chaos in Europa. Die EU müsse die Vorgaben machen und die Länder sollten sich an diesen orientieren. Die Aussage Merkels dürfte taktischer Art sein, um den Bond-Markt ruhig zu halten.
Merkel: Staaten in Europa müssen Souveränität abgeben

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Großbritannien und die Niederlande beschweren sich massiv über den zunehmenden Einfluss der EU-Institutionen. Für Angela Merkel gehen die Befugnisse der EU jedoch nicht weit genug. Sie fordert eine noch größere Aufgabe der nationalen Souveränität. „Wir scheinen nur gemeinsame Lösungen zu finden, wenn wir in den Abgrund starren“, so Angela Merkel bei einer Veranstaltung der Deutschen Bank am Montag. „Aber sobald der Druck nachlasse, würden sich die Länder wieder nur ihren eigenen Weg gehen wollen.“ „Wir müssen bereit sein, zu akzeptieren, dass Europa in einigen Bereichen das letzte Wort hat“, zitiert Reuters Merkel. Dies müsse geschehen, um das Vertrauen der internationalen Investoren zurückzugewinnen, soll Merkel laut Reuters gesagt haben. Andernfalls werde man nicht in der Lage sein, weiter ein gemeinsames Europa aufzubauen.

Merkel sagte:

„Wir müssen nicht immer die nationalen Praktiken aufgeben, aber wir müssen sie kompatibel machen. Im Moment herrscht Chaos. Wir müssen darauf vorbereitet sein, mit der Vergangenheit zu brechen, damit wir vorankommen. Ich bin bereit, das zu tun.

Deutsche-Chef Anshu Jain war offenbar in anderen Weltgegenden unterwegs, denn er pries Merkel in den höchsten Tönen und sieht das Gegenteil von Chaos in Europa:

„Wenn ich heute durch Europa und die USA reise, dann erkennen sogar die skeptischsten Investoren an, dass die Euro-Zone nicht mehr länger von ernster Gefahr bedroht wird. Und das ist eine sehr gute Sache.“

Der polnische Premier Donald Tusk sieht die Lage nicht so entspannt. Er sagte, dass es „gefährlich“ sei, wenn andere europäische Länder das Gefühl hätten, Deutschland würde sein eigenes wirtschaftliches Modell dem ganzen Block aufdrängen.

Merkels Aussagen sind schwer einzuordnen, dürften jedoch vor allem den Zweck verfolgen, den Bond-Markt ruhig zu stellen.

Merkel weiß genau, dass die Entwicklung in Europa in eine andere Richtung läuft: Immer mehr Staaten wollen sich einem, wie sie meinen, deutschen Diktat entziehen - auch und erste recht, wenn es über Bande via Brüssel gespielt wird.

Es ist gut möglich, dass Merkel das Euro-Thema weiter so behandeln möchte, dass es auf eine Entscheidung hinausläuft, bei der Deutschland den Absprung aus dem Euro so schaffen kann, dass die anderen schuld sind (hier). Das Aufkommen der Anti-Euro-Partei AfD könnte Merkel dabei sehr nützlich sein. Einer aktuellen Handelsblatt-Umfrage zufolge sollen 19 Prozent der Deutschen bereit sein, die Anti-Euro-Partei zu wählen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...