Finanzen

Hohe Steuern in Europa treiben Unternehmen in die Schatten-Wirtschaft

Die hohe Steuerlast in der EU treibt die Schwarzarbeit in Europa in die Höhe. Mit den verschärften Methoden zur Steuereintreibung dürfte die EU jedoch nicht zu Mehreinnahmen kommen. Die Schattenwirtschaft wird wie in Südeuropa zunehmen, weil viele Unternehmen erst recht in die Schwarzarbeit getrieben werden.
08.05.2013 01:49
Lesezeit: 1 min

Immer mehr Firmen werden aufgrund der steigenden steuerlichen Belastung in die Schwarzarbeit getrieben. Mehr als ein Fünftel der wirtschaftlichen Aktivität in Europa muss der Schattenwirtschaft zugerechnet werden (22,1% im Durchschnitt pro Mitgliedstaat). Insgesamt macht das ein Ertragsvolumen in Höhe von 3,55 Billionen Dollar aus und entspricht etwa der Größe der gesamten Deutschen Wirtschaft.

Einem Bericht von Tax Research  zufolge liegt die Quote in Deutschland bei 16 Prozent, ähnlich der von Frankreich (15%). Die Schattenwirtschaft in Italien (27%) führt zu einem Steuerausfall von über 180 Milliarden Euro – so viel wie in keinem anderen EU-Land. Ähnlich schlecht ist die Situation in Deutschland: Dem Fiskus entgehen pro Jahr etwa 160 Milliarden Euro.

Insgesamt entgehen den Staaten durch Schwarzarbeit schätzungsweise 863 Milliarden Euro oder sieben Prozent des gesamten BIP der Euro-Zone. Das entspricht etwa dem gesamten Budget der EU für Ausgaben im Gesundheitssektor.

Österreich und Luxemburg haben die kleinsten Schattenwirtschaften mit jeweils 9,7 Prozent des BIP. Bulgarien und Rumänien sind Spitzenreiter in dieser Kategorie: Mehr als ein Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung Bulgariens gehört zum illegalen Wirtschaftssektor (35,3%). In Rumänien sind es 32,6%.

Der Plan der EU, durch die Bekämpfung der Steuerflucht sämtliche Schuldenprobleme der Staaten lösen zu wollen, führt daher ins Leere (mehr hier). Im Gegenteil: Viele Unternehmen können wegen der hohen Steuerlast, die durch die hemmungslose Ausgaben-Politik entsteht, nur in der Schattenwirtschaft überleben. Weil die Kaufkraft der Konsumenten sinkt, können sich viele Leute Dienste etwa von Handwerkern nur noch leisten, wenn sie die Firmen schwarz beschäftigen.

Die Erfahrung zeigt, dass eine aus der Balance geratene Steuerpolitik den Staat am Ende mehr kostet: Statt die Ausgaben zu senken und daher Transparenz bei den Steuern zur natürlichsten Sache der Welt zu machen, treibt eine maßlose Politik viele Unternehmen in eine Parallel-Wirtschaft.

Am Mittwoch wird die Steuerschätzung für Deutschland bekanntgegeben: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wird demnach in diesem Jahr etwa eine Milliarde Steuern weniger einnehmen, im Jahr 2014 werden Mindereinnahmen von 3 Milliarden Euro erwartet.

Insgesamt beträgt das Steueraufkommen in Deutschland jedoch satte 600 Milliarden Euro.

Mit diesem Geld müsste doch ein Staat funktionsfähig sein.

Es kommt nur auf den effizienten Einsatz der Mittel an.

Und der ist schon lange nicht mehr gewährleistet - weder in Deutschland, noch in Europa.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...