Politik

EU: Fauler Kompromiss stärkt Quoten-Bürokratie bei Fischen

Die EU-Fischfang-Regelungen führen zu Überfischung und verschwenderischem Rückwurf toter Fische ins Meer. Eine Neuregelung ist dringend nötig. Der heute ausverhandelte Standpunkt der Staaten-Vertreter wird als Neuausrichtung verkauft, blockiert in Wahrheit aber weiterhin alle Nachhaltigkeits-Bemühungen.
15.05.2013 13:10
Lesezeit: 1 min

Bei den Bemühungen um eine nachhaltigere Fischereipolitik feiern die EU-Staaten ihren in den vergangenen Tagen ausgehandelten Kompromiss als Durchbruch. Tatsächlich verharren sie weiter darauf, den alles andere als nachhaltigen Status Quo möglichst beizubehalten.

Der Rat der Fischereiminister hat sich heute früh morgens auf einen gemeinsamen Standpunkt bei den kommenden Verhandlungen mit den anderen EU-Institutionen geeinigt. Der irische Fischereiminister Coveney ließ in einer Mitteilung verlautbaren, dass die untragbare Praxis der Entsorgung von jährlich Millionen Tonnen an gesunden Fischen eingeschränkt werden soll (mehr dazu hier). Bislang wollten die EU-Staaten diese „Rückwürfe“ auf sieben Prozent der gesamten Fangmenge begrenzen, jetzt werden fünf Prozent angestrebt.

Der Forderung des Europäischen Parlaments (EP) auf ein komplettes Verbot will man damit weiterhin nicht nachgeben. Zahlreiche Ausnahmen sollen die Rückwurf-Beschränkungen aufweichen.

Neben der drängenden Frage des Verbots des Überbord-Werfens wertvoller Nahrungsmittel ist vor allem die Gesundung der übernutzten Fischbestände der zentrale Punkt bei der Neuregelung der Fischereipolitik. Laut Mitteilung will der Rat auch darauf hinarbeiten. Die berüchtigten Fangquoten sollen demnach künftig so festgesetzt werden, dass sich die Fischbestände langfristig stabilisieren.

Nichts als hehre Worte, sagen Umweltorganisationen. „Die bisherigen EU-Quoten zwingen viele Fischer geradezu zum Über-Bord-Werfen vieler Beifang-Fische, für die sie keine Fanggenehmigungen haben“, so Anna Holl, Sprecherin des WWF, den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Die Fischereiminister hätten wenig Fortschritt gemacht, um dem EU-Parlament bei den Verhandlungen den halben Weg entgegen zu kommen. „Im Ministerrat machen sich dagegen vor allem die klassischen Fischereinationen für einen Erhalt des Status Quo stark“, so Holl weiter.

Das Maßnahmenpaket wurde mit Ausnahme von Schweden von allen Mitgliedsländern befürwortet, berichtet die BBC. Die Skandinavier waren für einen ambitionierteren Ansatz, der näher am Vorschlag des EP gelegen wäre.

Eine WWF-Studie hat ermittelt, dass es auf Grundlage des aktuellen Beschlusses mehr als 100 Jahre dauern wird, bis die Ressourcen-Zerstörung ein Ende hat. Folgte man dagegen den Plänen des EU-Parlaments, könnten sich innerhalb von 10 Jahren drei Viertel der überfischten Bestände erholt haben und das Fundament für eine profitable und nachhaltige Fischerei bilden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Greg Abel übernimmt: Der stille Stratege hinter Warren Buffetts Milliarden-Imperium
17.05.2025

Mit dem Rückzug von Warren Buffett endet eine Ära. Doch an die Stelle des legendären Investors tritt kein charismatischer Visionär,...

DWN
Panorama
Panorama In Zeiten von Trump: Bleibt das Traumziel USA für Deutsche attraktiv?
17.05.2025

Die USA galten lange als Traumziel für deutsche Urlauber. Doch politische Entwicklungen und wachsende Unsicherheit verändern das Bild....

DWN
Immobilien
Immobilien Koalitionsvertrag 2025: Das bedeutet er für Mieter, Vermieter und Immobilienbesitzer
17.05.2025

Union und SPD haben nach längerem Hin und Her den Koalitionsvertrag für die kommende Regierungsperiode unterschrieben. Was dieser zu den...

DWN
Technologie
Technologie Batteriekrieg mit China: Europa setzt auf Start-ups, Peking baut Gigafabriken
17.05.2025

Der technologische Wettlauf gegen Pekings Expansionsstrategie hat begonnen. Start-ups wie Factorial und Industriegiganten wie Mercedes...

DWN
Politik
Politik Präsidentschaftswahlen in Rumänien: Wird George Simion Trumps „Werkzeug“ in Europa?
17.05.2025

Ein Trump-Verehrer an der Spitze Rumäniens? George Simion, der Favorit für die Präsidentschaft, ist zuversichtlich, dass er die Wahl am...

DWN
Politik
Politik Bundeshaushalt: Klingbeils Kraftakt mit zwei Haushalten und einem klaren Ziel
17.05.2025

Ein Kaltstart für Finanzminister Klingbeil: Treffen in Brüssel, die Steuerschätzung, Gespräche der G7 – alles binnen zwei Wochen. Der...

DWN
Politik
Politik Elon Musk: Der stille Umbau der USA in ein Tech-Regime
17.05.2025

Nie zuvor in der modernen Geschichte der USA hat ein einzelner Unternehmer derart tief in den Staat eingegriffen. Elon Musk, offiziell ohne...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up WeSort.AI: Wie künstliche Intelligenz die Mülltrennung revolutioniert
16.05.2025

Die Müllberge wachsen von Jahr zu Jahr, bis 2050 sollen es fast siebzig Prozent mehr Abfall sein. Die Brüder Johannes und Nathanael Laier...