Politik

Gift im Fisch: EU erlaubt mehr Pestizide im Lachs

Lesezeit: 1 min
26.06.2013 01:19
Die EU hat den Grenzwert für das Pestizid Endosulfan in Zuchtlachs deutlich angehoben. Laut WHO besteht keine Gefahr für die Gesundheit. Kritiker fürchten die negative Wirkung des Gifts auf das Hormonsystem.
Gift im Fisch: EU erlaubt mehr Pestizide im Lachs

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die EU-Kommission hat den Grenzwert für Endosulfan in Zuchtlachs auf das Zehnfache erhöht. Vor allem Norwegens, der größte Lachsexporteur der Welt, war gegen den bisherigen strengeren Grenzwert.

Bisher war der Verkauf verboten, wenn der Fisch mehr als 0,005 Milligramm pro Kilogramm enthielt. Nun dürfen bis zu 0,05 Milligramm Endosulfan enthalten sein, berichtet derStandard.at. Die norwegische Lebensmittelbehörde sagte, dass diese Anhebung des Grenzwertes von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Zuchtindustrie sei.

Das Pestizid Endosulfan wirkt negativ auf das Hormonsystem. Es wird für Missbildungen und Erkrankungen in Südwestindien verantwortlich gemacht. Zudem es das große Fischsterben im Rhein ausgelöst haben. Das Pestizid beeinflusst die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen und die Entwicklung von Föten.

Der Einsatz von Endosulfan ist in 80 Ländern der Welt verboten. Seit 2011 steht das Pestizid auf der Liste der Stockholmer Konvention. Damit tritt stufenweise ein weltweites Herstellungs- und Anwendungsverbot in Kraft.

Auf die Gesundheit der Konsumenten habe dieser Schritt keine Auswirkung, so die EU. Denn die akzeptable Tagesdosis liegt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei 0,006 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Das bedeutet, dass Mensch mit 60 Kilogramm Körpergewicht 0,36 Milligramm Endosulfan pro Tag zu sich nehmen kann. Selbst wenn der Fisch tatsächlich mit 0,05 Milligramm pro Kilogramm belastet wäre, könnte dieser Erwachsene 7,2 Kilogramm Fisch pro Tag essen.

Waltraud Novak von der österreichischen Umweltorganisation Global 2000 kritisiert die Anhebung des Grenzwerts. Die Leiterin des Pestizidreduktionsprogramms sagte, dass Endosulfan im Verdacht stehe, das Gleichgewicht des Hormonsystems stören. Es sei bereits in sehr kleinen Mengen giftig. Deshalb treffe der Satz „Die Dosis macht das Gift“ auf sie nicht zu, so Novak. „Man weiß in Wahrheit zu wenig, um überhaupt einen Grenzwert festzulegen.“

Das norwegische Ernährungsinstitut Nifes sieht keine gesundheitlichen Gefahren durch die erhöhten Grenzwerte. Es wirbt sogar dafür, dass Schwangere und Kinder mehr Meerestiere essen sollten.

Im Gegensatz zu Frischfisch, wird die Herkunft von Fisch in verarbeiteten Produkten oft nicht ausgeschildert. „In vielen verarbeiteten Produkten, Schlemmerfilets oder Nudeln mit Lachs befindet sich Fisch, dessen Herkunft nicht deklariert ist“, sagte Claudia Sprinz von Greenpeace Österreich. Der Pferdefleischskandal habe den Menschen bewusst gemacht, wie wenig sie über verarbeitete Produkte wissen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Die neuen, elektrifizierten Honda-Modelle

Komfort, Leistung und elektrische Antriebe – das gibt es alles mit den brandneuen Honda-Modellen als E-Auto, Plug-in-Hybrid und...

DWN
Politik
Politik Bundesumweltamt will Auto-Fahrer für Haushaltskrise zahlen lassen
05.12.2023

Die Ampel kann ihre Haushaltskrise sofort beheben, wenn sie verschiedene Subventionen für den Automobilsektor abschafft, sagt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Studie: 300.000 Firmen in Deutschland von Insolvenz bedroht
05.12.2023

Eine Untersuchung des Informationsdienstleisters CRIF bringt Alarmierendes zutage: Etwa 300.000 Unternehmen haben in Deutschland ein...

DWN
Politik
Politik Neuer Pisa-Schock: Deutschland wird nach unten durchgereicht
05.12.2023

Die neuesten Ergebnisse der Pisa-Bildungsstudie zeigen: aus dem einstigen Land der Dichter und Denker ist ein ernster Problemfall geworden.

DWN
Politik
Politik Reifenhersteller Michelin schließt deutsche Werke
05.12.2023

Nachdem bereits der Konkurrent Goodyear Werksschließungen angekündigt hatte, folgt jetzt Michelin. In Deutschlands Autobranche schlägt...

DWN
Technologie
Technologie LNG-Flüssiggas: Terminals als Lichtblick am deutschen Energie-Horizont
05.12.2023

Das waren noch die raren Tage des Ruhms, als der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck sich erfolgreich als Krisen-Manager in Szene...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis steigt auf Rekordhoch, Kurssprung für Bitcoin
04.12.2023

Der Goldpreis in Dollar stieg am Montag so hoch wie niemals zuvor. Und auch Bitcoin hat seine Rally mit einem massiven Sprung fortgesetzt....

DWN
Immobilien
Immobilien Strandimmobilien: Eine attraktive Investmentchance?
05.12.2023

Wenn der Sommer wieder in Sicht ist, könnte der Kauf eine Strandimmobilie als Investment verlockend sein. Doch Interessenten müssen gut...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Wirtschaft erwartet Schlimmes
04.12.2023

Die deutsche Wirtschaft rechnet laut IW-Umfrage auch im kommenden Jahr nicht mit einem Aufschwung. IW-Konjunkturchef Michael Grömling...